Die „1. Meersburger Weingespräche“ im Vineum, ein interdisziplinäres Symposium, bei dem sich alles ums Thema „Wein und Klima“ drehte, besuchten rund 120 Interessierte. Die „Weingespräche“ würde Christine Johner, Leiterin der städtischen Abteilung „Kultur und Museum“ künftig „gerne jedes Jahr fortsetzen“. Ihre Premiere fand im Rahmen der Jahrestagung der „Gesellschaft für Geschichte des Weines“ statt, die vom 4. bis 7. April in Meersburg stattfand und an der rund 140 Personen teilnahmen. Organisiert wurde das Symposium von der Wein-Gesellschaft – deren Vize-Präsidentin Christine Krämer die Veranstaltung auch moderierte – in Zusammenarbeit mit dem Vineum, dem Staatsweingut Meersburg und dem Verein Bodenseewein.

Eine gute Nachricht für Weingenießer, eine schlechte für Winzer

Staatsweingut-Direktor Jürgen Dietrich schloss den Reigen von sechs Vorträgen mit einem Kurzreferat über die Chancen und Risiken, die der Klimawandel für den Weinbau am nördlichen Bodenseeufer birgt. Dietrichs Fazit: Der Klimawandel bedeute eine gute Nachricht für Weingenießer, eine schlechte für Winzer. Denn auf der einen Seite werde die Weinqualität am See steigen, so würden die unreifen Jahrgänge seltener, die guten Rotweinjahre häufiger, und es sei am Bodensee „noch lange kein Sortenwechsel nötig“. Andererseits aber nähmen die Unwetterintensität- und häufigkeit deutlich zu. Auch stiegen die Risiken für Spätfröste in seefernen Lagen, Sauer- und Essigfäule, Sonnenbrand von Traubenbeeren und die Zuwanderung von Schädlingen und Krankheit aus wärmeren Regionen. Das bringe für die Winzer mehr Arbeit sowie höhere existenzielle Risiken mit sich.

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Der Klimawandel sei, anders als im Weinbau, bei den meisten Deutschen noch nicht richtig angekommen, sagte Dietrich. Er appellierte an die Zuhörer: „Nehmen Sie das Thema Nachhaltigkeit und CO2-Emissionen ernst. Es reicht nicht, gegen das Bienensterben zu unterschreiben, wenn man dann mit seinem tonnenschweren SUV 200 Meter um die Ecke fährt, um Bio-Obst aus Übersee zu kaufen.“ Dafür gab es starken Beifall.

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Weinprobe zum Abschluss

In den anderen Beiträgen beschäftigte sich der Klimahistoriker Oliver Wetter damit, was der Rebbau übers Klima verrät, der Salzburger Historiker Hieronymus Bitschnau mit der Geschichte des Weinbaus in Bludenz, die Historikerin Christine Krämer mit der Historie des Aberglaubens rund um die Hagelabwehr, der Wiener Klimaforscher und Professor für Meteorologie Josef Eitzinger mit dem Weinbau und Klimawandel in Österreich, und die St. Galler Agraringenieurin Barbara Oppliger mit dem Erhalt alter Rebsorten. Doch es gab nicht nur trockene Theorie, sondern zum Abschluss eine „themenbezogene Weinprobe“ mit Gewächsen des Staatsweinguts, des Weinguts Aufrichts, des Winzervereins Reichenau, des Weinguts Nachbaur aus Vorarlberg und drei Erzeugern vom bayrischen Bodensee.