Die Geschichte um ein Hotel auf dem Areal der alten Hämmerle-Fabrik begann Anfang des Jahrtausends und zwei Mal präsentierten sich die Pläne mindestens so konkret wie jetzt im dritten Anlauf. Es begann 2001, als die Schauspieler des Stadttheaters Konstanz in der ehemaligen Weberei noch große Erfolge mit ihrem jährlichen Sommertheater feierten.
Kampf um die Spielstätte des Sommertheaters
Zur bereits geplanten Therme, verkündete der damalige Bürgermeister Heinz Tausendfreund, solle als Krönung ein Hotel der gehobenen Klasse kommen, „so im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich“. Die Stadt führe bereits Gespräche mit Investoren. Der Kampf um die Spielstätte des Sommertheaters begann. Initiiert hatten es 1985 zwei Titanen der Literatur und des Theaters, Martin Walser und Rolf Hochhuth. Nach 16 erfolgreichen Jahren verhallen nun die flammenden Appelle von Theaterleuten und Freunden des Meersburger Sommertheaters, die ihre Spielstätte retten wollen, im Rathaus ungehört.
Damaliger Wirtschaftsminister zeigt sich begeistert von Plänen
Nichtöffentlich beschließt der Gemeinderat im Frühsommer 2001 in einer Nachtsitzung gegen 1.30 Uhr, dass eine indoamerikanische Investorengruppe aus North Carolina um K. Singh Ahluwalia den Zuschlag erhält und das Hotel in einem Volumen von 65 Millionen Mark bauen darf. Ende August 2001 besucht der damalige Wirtschaftsminister Walter Döring die Stadt, 4,75 Millionen Mark Zuschuss für die Meersburg-Therme im Gepäck.
Architekt verspricht attraktiveren Spielort für Sommertheater
Er lässt sich von Hotelplänen und Modell begeistern, die Architekt Peter Burkhardt (Überlingen) vorstellt. „Das wäre ja ein zusätzlicher Knüller“, meint der FDP-Minister und Bürgermeister Tausendfreund erläutert, dass man Therme und Hotel 2003 gleichzeitig bauen möchte, „damit wir nur einmal eine Baustelle haben“.
Zum Sommertheater stehe er weiterhin, verkündet Tausendfreund. Und der Architekt verspricht, nach Abbruch der Hämmerle-Halle werde es einen Spielort geben, der „größer und attraktiver“ sei. Das Hotel werde verbunden mit einem „Kongress-, Tagungs- und Theaterzentrum“ mit eigener Anfahrt, erläutert der Architekt an Plänen und Modell.
Beim Spatenstich an der Meersburg-Therme Ende Februar 2002 war auch Hotelinvestor K. Singh Ahluwalia anwesend. Man könne jederzeit mit dem Hotelbau beginnen, die Verträge mit der Stadt lägen derzeit aber noch bei den Anwälten.
„Ein Paradies wird zerstört“
Mit der „Blume von Hawaii„ endet nach 17 Jahren 2002 das bundesweit in den Feuilletons gefeierte Sommertheater in Meersburg – der Untertitel im Programm: „Ein Paradies wird zerstört“. Seitens des Hotelinvestors herrscht Funkstille.
Gemeinderat beschließt Bau eines Parkplatzes
Dennoch verlautet im Januar 2003, man werde jetzt schon mal an Ostern die Hämmerle-Fabrik abreißen. Daran ändert auch die endgültige Absage der Investorengruppe Ende Februar nichts. Aber das sei ja nicht das Aus für das Hotel, meint Tausendfreund – und vielleicht gebe es ja noch andere Ideen für das „exquisite Areal“. In der Tat: Keine sechs Wochen später beschließt der Gemeinderat, sich durch den Bau eines Parkplatzes auf dem Hämmerle-Areal „neue Einnahmequellen“ zu eröffnen.
Pläne für „Vier-Sterne-Superior-Hotel“
Im Jahr 2005 wählen die Meersburger Tausendfreund ab und küren Sabine Becker. „Mit Nachdruck“ wolle man die Voraussetzungen für ein Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel schaffen, gibt sie im Jahresendinterview 2007 zu Protokoll. Mitte 2008 präsentiert sie den Projektentwickler GBI (Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen) aus Fürth, der das Hämmerle-Grundstück kaufen und darauf ein „Vier-Sterne-Superior-Hotel“ bauen wolle.
Betreiber springt ab, Investor zieht sich zurück
Der Öffentlichkeit werden Pläne und dreidimensionale Visualisierungen präsentiert. Ersatz für die wegfallenden Parkplätze soll ein Parkhaus im Halbengarten schaffen. Mitte 2009 dann erfährt der Gemeinderat aus den Medien, dass der potenzielle Betreiber, den die GBI an der Hand hatte, abgesprungen sei. Der Investor selbst zieht sich im Herbst desselben Jahres zurück.
Weder Parkplätze noch Hotelinvestor
Im Jahr 2009 wird Becker Oberbürgermeisterin in Überlingen. Ihr Nachfolger Martin Brütsch macht sich den Hotelbau zur Chefsache. Als er 2017 abgewählt wird, gibt es weder die Ersatzparkplätze für jene auf dem Hämmerle-Areal noch einen Hotelinvestor.
Robert Scherer Ende 2018: „Wir sind auf einem guten Weg, dass wir 2019 eine Entscheidung treffen.“
Brütschs Nachfolger Robert Scherer, der seit 1. April 2017 Meersburger Bürgermeister ist, verkündet im Januar 2018, derzeit befinde sich die Stadt „in guten Gesprächen“ mit einem potenziellen Hotelinvestor. „Ich hoffe, dass wir 2018 zum Abschluss kommen.“
Unter seiner Ägide beschließt der Gemeinderat, mit dem Bau des Parkhauses an der Fähre weiteren Parkraum zu schaffen, auch als Ersatz für den öffentlichen auf dem Hämmerle-Areal, und Ende des Jahres 2018 berichtet er zum Hotel: „Wir sind auf einem guten Weg, dass wir 2019 eine Entscheidung treffen.“