Es war ein ungewöhnliches Bild, das am Wochenende in Meersburg herrschte: Historisch Gewandete und Menschen in Alltagskleidung schlenderten gleichermaßen über das Gelände auf dem Schlossplatz und in der Vorburggasse. Verwundern tat dies jedoch niemand, schließlich fand der Mittelaltermarkt in der Meersburger Altstadt in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt – und die Stimmung war einmal mehr ausgelassen.
Zahlreiche Darbietungen wie Jongleure, Märchenerzähler oder Musiker unterhielten die Zuschauer. Kraftjongleur „Bagatelli“ verblüffte Kinder und Erwachsene mit Wagenrädern in aller Größe, welche er mit Leichtigkeit herumwirbelte. Auch mit dem Diabolo, welches er meterhoch in die Luft schleuderte und sicher wieder auffing, entlockte er dem Publikum staunende Rufe. Spielleute wie „Halitus Exprementis“ oder „Holzklasse“ machten Stimmung mit Volks- oder Trinkliedern und brachten die Zuschauer zum Tanzen. Handwerker gaben Einblicke in das mittelalterliche Leben und Werken, so wurde unter anderem vor Ort gewoben und gesponnen.
Unter den Handwerkern ist auch Jürgen Botschek. Der Kunst- und Waffenschmied schmiedet live auf den Märkten seine Kunstwerke. Während er auf dem Amboss eine Kobra schmiedet, erzählt der in der Nähe von Offenbach beheimatete Künstler, dass er schon auf einigen Mittelaltermärkten gewesen sei, aber das erste Mal in Meersburg. Von seinem Stand auf der Schlossterrasse zeigt er auf Burg und See und sagt: „Das ist eine gigantische Kulisse.“ Auch die historische Altstadt habe ihm sehr gut gefallen.
Historisch angelehnt waren auch die kulinarischen Angebote: Met, der Honigwein mit Apfel- oder Kirschgeschmack, Liköre nach Wikinger-Art oder Fleischgerichte aus Reh und Wildschwein. Die Preise wurden teilweise in „Talern“ ausgezeichnet, zu zahlen waren sie aber in Euro. „Grenzwertig“, kommentierte ein Vater zweier Kinder aus Friedrichshafen die Preise (siehe unten).
Zum zehnten Mal wurde das Schauspiel „Simon Weinzürn. Der Rebell vom Bodensee“ aufgeführt. Es sei das denkwürdigste Schicksal der Stadt gewesen, wird das Schauspiel eingeleitet. Der um 1461 ermordete Bürgermeister Simon Weinzürn wollte Meersburg zur freien Stadt machen. Bischof Heinrich zu Konstanz wollte den „Traum von der freien Reichsstadt“ nicht teilen, gab den Mordauftrag und drohte, dass bei erneuter Auflehnung Gleiches wieder passieren würde. Das Stück über die Geschichte des freiheitsliebenden Bürgermeisters wurde extra für den Meersburger Mittelaltermarkt von Cornelia Zorns, Mitglied des Mittelaltervereins „Autumnus Medievales“, geschrieben. „Die Geschichte ist historisch belegt“, sagt die Autorin. „Allerdings wurde Weinzürn damals ohne Aufsehen, heimlich im See versenkt.“

Anders auf dem Mittelaltermarkt: Zuschauerwirksam wird der Bürgermeister für das Schauspiel mit Trommeln und unter großem Geleit die Steigstraße hinunter auf die Lädine gebracht und in der Nähe des Ufers in den See gestoßen. Mit an Bord die „Weinzürnin“, die Ehefrau des historischen Bürgermeisters. Bei der Klage um den Gatten vergießt sie zum Teil echte Tränen: „Mir geht das immer sehr Nahe“, sagt die Darstellerin Nina Loock, die auch im realen Leben mit dem Bürgermeisterdarsteller Hans Loock verheiratet ist. Viele der Akteure und Marktbeschicker kennen sich. „Wir sind wie eine große Familie“, erklären Tanja Merz und Jürgen Brecht von „Autumnus Medievales“. „Man wächst über die Jahre zusammen und teilt schöne und auch traurige Momente“, sagt das Paar, welches außer an solchen speziellen Wochenenden normalen Berufen nachgeht. Auch in Meersburg kehrte am Sonntagabend wieder Normalität ein.
Das kostet ein Besuch
- Wie viel man für Speisen und Getränke ausgeben will, liegt beim einzelnen Besucher. Für einen halben Liter Bier oder eine Bratwurst aus Wildfleisch sind 3,50 Euro zu rechnen. Für Kässpätzle sind mindestens 6 Euro zu veranschlagen. Ähnlich teuer ist ein Fleischspieß.
- Hinzu kommen die Eintrittskosten: 7 Euro für Erwachsene, Gewandete zahlen 2 Euro weniger. Kinder, die größer als das „Schwertmaß“, also etwa 1,20 Meter, sind, zahlen 3,50 Euro. Familien bekommen einen ermäßigten Preis von 14 Euro, und für Bürger aus Meersburg, Stetten, Hagnau und Daisendorf gab es im Vorfeld eine spezielle Wochenend-Eintrittskarte für 10 Euro.
- Veranstalter Harald Welker erklärt die Kosten für den Eintritt: „Damit wird die ganze Unterhaltung gezahlt. Also unter anderem die Künstler, Handwerker und das Sicherheitspersonal. Außerdem haben wir hier die Stars der Szene.“ Zum Beispiel den Weltmeister im Feuerschlucken „Taranis“. Er führt aus, dass der Mittelaltermarkt in Meersburg besonders sei: „Nirgendwo sonst haben sie so viele Gewandete, die den Markt beleben, wie hier.“ (lko)