Die frischgekrönte Bodenseeweinprinzessin Lea Saible weiß genau, was den Bodenseewein so besonders macht: nicht nur die schöne Landschaft, in der er wächst, sondern vor allem der Boden, Moränenschotter, die Hinterlassenschaft der Eiszeitgletscher, sowie das außergewöhnliche Klima mit dem See als Wärmespeicher und den großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht.

Solche Fragen konnte Saible bei ihrer Wahl, bei der sie sich gegen zwei Mitbewerberinnen durchsetzte, souverän beantworten. Da fiel es auch nicht ins Gewicht, dass sie sich bei der letzten Prüfung vertat, als es darum ging, bei einer Blindverkostung die Rebsorte zu bestimmen.
Saible tippte auf einen Müller-Thurgau, ihren Lieblingswein, doch es handelte sich um einen Riesling. Doch Saible betont, es komme vor allem darauf an, einen Wein „ansprechen“, also ihn beschreiben, zu können. „Wie sieht er aus, wie riecht er, wie schmeckt er?“ Damit überzeugte die 20-jährige Hagnauerin die achtköpfige Jury, bestehend aus Weinfachleuten und Kommunalpolitikern anscheinend auch.
Fachwissen rund ums Thema Weinbau
Die Wahl sei aber sehr schwergefallen, betonte Fabian Dimmeler, Jurymitglied und Leiter des Bereichs Bodensee im Badischen Weinbauverband. Er bedankte sich vor der Investitur der neuen Prinzessin im Neuen Schloss Meersburg ausdrücklich bei allen drei Kandidatinnen. Wie im Jahr zuvor, betonte Dimmeler: „Es ist kein Modelwettbewerb, sondern es wird Fachwissen verlangt rund ums Thema Weinbau.“

Saible stammt nicht aus einer Winzerfamilie. Sie machte 2018 ihr Abitur an der Überlinger Justus-von-Liebig-Schule, absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rettungsdienst und sieht ihre berufliche Zukunft im Gesundheitswesen. Doch sie betont: „Wenn man zwischen Reben aufwächst, hat man einfach einen Bezug zu Wein, den ich als Genussmittel kennengelernt habe und sehr gerne trinke.“
Rund einen Monat lang haben sich die Kandidatinnen auf die Wahl vorbereitet, unterstützt von Dimmeler und Stephanie Megerle, selbst einst Bodensee- sowie badische Weinprinzessin. Beide stammen aus Hagnau, aus dem schon etliche Weinhoheiten hervorgegangen sind. „Klar, ich hatte deshalb schon immer im Blick, dass es die Weinprinzessin gibt“, sagt Saible. Und sie sei auch gefragt worden, ob sie nicht kandidieren wolle, deutet sie an.
Saible übernahm das Amt von Pia Dreher
Saible übernahm das Amt von Pia Dreher. Diese gestand, sie beende es mit Wehmut. „Das Jahr ging sehr schnell rum, es war ein Jahr, in dem ich über mich hinauswachsen und meine Heimat ganz neu entdecken durfte“, so Dreher. Dimmeler würdigte sie als „hervorragende Repräsentantin des Bodenseeweins“ und verabschiedete sie mit einem Buchgutschein.
Von der badischen Weinkönigin Sina Erdrich aus Durbach bekam sie die silberne Brosche des Badischen Weinbauverbandes angesteckt. Erdrich nahm dann auch die Krönung ihrer Nachfolgerin vor. Bürgermeister Robert Scherer unterstrich den großen Stellenwert, den die Wahl der Bodenseeweinprinzessin habe, freute sich, dass diese in Meersburg stattfinde und dankte allen Beteiligten.

Unter den zahlreichen Gratulanten waren auch Landrat Lothar Wölfle sowie die beiden Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Grüne) und Klaus Hoher (FDP). Anschließend gab es einen Stehempfang auf der Terrasse des Neuen Schlosses, wo auch die Knabenmusik aufspielte.
Als die Weinhoheiten auf ihren hochhackigen Schuhen hinausschritten, gab Dreher ihrer Nachfolgerin schon mal einen Tipp: Blockabsätze. Diese bewährten sich besonders bei unbefestigtem Untergrund.