Zwei Tage lang sind im Klosterkeller von Meersburg Sachspenden für die Ukraine gesammelt worden. Am Mittwochmorgen wurden die Hilfsgüter nach Markdorf gefahren, wo Rainer Zanker eine große Hilfsaktion gestartet hatte. Von Markdorf aus startet noch am Mittwoch ein erster Hilfskonvoi an die polnisch-ukrainische Grenze.
Gerti Hermanns-Merkle hängt sich an Sammelaktion in Markdorf
Die Idee zur Bündelung der Hilfsleistungen hatte Gerti Hermanns-Merkle. Schon vor Jahren hatte sie in ihrer Garage Hilfsgüter für die Erdbebenopfer in der Türkei gesammelt, jetzt organisierte sie die Sammlung in Meersburg. Zufällig hatte sie von dem Spendenaufruf in Markdorf gelesen, den ihr unbekannten Rainer Zanker angerufen und Unterstützung angeboten. Nach einem weiteren Anruf bei der Stadtverwaltung von Meersburg stand Gerti Hermanns-Merkle der Klosterkeller als zentraler Anlaufpunkt zur Verfügung. Außerdem publizierte die Stadt den Spendenaufruf auch auf ihren Social-Media-Kanälen.
Freude über die Unterstützung durch die Stadtverwaltung
Gerti Hermanns-Merkle ist froh über die Unterstützung durch die Stadtverwaltung. „Die Stadt hat uns auch mit Kaffee und Keksen versorgt.“ Darüber hätten sich die unzähligen Helfer gefreut, welche teilweise viele Stunden beim Verpacken geholfen hätten. „Manche Helfer haben ihren Arbeitstag verschoben, um hier mit dabei zu sein“, erklärt die in Riedetsweiler lebende Herrmanns-Merkle.
Manche opfern die Mittagspause, um mit anzupacken
Helfer Bernd Stecher fügt an: „Andere haben ihre Mittagspause geopfert, um wenigstens kurze Zeit zu helfen.“ Er selber war erst in der Nacht von einem Hilfstransport an die polnisch-ukrainische Grenze zurückgekommen. Auch einige Angestellte des Rathauses halfen beim Sortieren und Verpacken, wie auch Matthias Strobel, Leiter der Abteilung Familie, Bildung und Soziales. Er trifft schon Vorbereitungen für die zu erwartenden Kriegsflüchtlinge in der Stadt und organisiert Betreuungen oder Kindergartenplätze. „Wer Wohnraum bieten kann oder sonst helfen möchte, kann sich bei uns im Bürgerbüro melden“, wirbt Matthias Strobel um weitere Unterstützung.

Wilma und Francois Morin bringen dringend benötigte leere Kartons zum Verpacken der vielen Güter vorbei. Spenden sei zurzeit das Einzige, was man machen könne. Wilma Morin sagt: „So etwas lässt die Menschen nach der langen Corona-Zeit wieder Gemeinschaftssinn entwickeln.“ Einen wichtigen Dienst übernahmen Nuria Yakupova und Edyta Radoszenska. Die beiden Frauen aus Belarus und Polen, die seit längerer Zeit in Meersburg leben, übersetzen die deutschen Beschriftungen auf den Kartons in die slawische Sprache.
In der Kirchstraße bildet sich eine Autoschlange
Die Spendenbereitschaft der Bürger sei enorm gewesen. „Schon heute Morgen vor Öffnung des Klosterkellers wartete eine Autoschlange in der Kirchstraße“, sagt Gerti Hermanns-Merkle. „Viele ältere Menschen haben von ihrer Flucht damals im Zweiten Weltkrieg erzählt, das war schon echt Hardcore“, erzählt die quirlige Frau. Sherin Gärtner ist eine der vielen Menschen, die Sachen in den Klosterkeller bringt. „Mein Mann und ich spenden aus Solidarität, um den Menschen etwas Gutes zu tun. Wenn es uns getroffen hätte, wären wir auch froh, wenn uns geholfen würde.“
Auch Manuel Back kommt mit Hilfsgütern vorbei. „Es ist wichtig, dass die Leute in der Ukraine Hilfe bekommen. Keiner hätte geglaubt, dass es so weit kommt. Wenn man die Bilder sieht, wie schlecht es den Menschen dort geht, während wir hier so viele Lebensmittel wegschmeißen, dann muss man einfach helfen.“
Geldspenden fließen in die Spritkosten für den Transport
Obwohl lediglich zu Sachspenden aufgerufen worden war, ließen sich einige Spender nicht davon abbringen, Gerti Hermanns-Merkle auch Geld in die Hand zu drücken. Das Geld gab sie dem Leiter des städtischen Bauhofs mit, der die Hilfsgüter aus Meersburg mit einem Fahrzeug der Stadt nach Markdorf fuhr. Er übergab den Betrag als Spritgeld an Rainer Zanker.
Bürgermeister Robert Scherer freut sich über die „gigantische Hilfsbereitschaft“, wie er es nennt. „In der Summe ist es phänomenal, was die kleine Stadt auf die Reihe bringt“, sagt Scherer und bezieht hier auch die weiteren bisherigen Aktionen ein, wie den Kuchenverkauf oder die Mahnwachen.
Aktuell organisiert in Meersburg bis 11. März das Weinhaus Georg Hack eine Sammelstelle für Sachspenden, täglich von 9 bis 16.30 Uhr.
Bernd Stecher hat bereits einen Hilfstransport nach Polen begleitet
Bernd Stecher aus Meersburg war übers Wochenende mit einem Hilfstransport an der polnisch-ukrainischen Grenze.
Was haben Sie erlebt?
Ich bringe hauptsächlich persönliche Eindrücke mit. Es war beeindruckend, wie ab Höhe Chemnitz und Dresden sich die Hilfskonvois aus ganz Deutschland gebündelt haben. Kleine Autos, Sprinter und große Lastwagen kamen aus allen Teilen Deutschlands in Richtung Polen. Es ist enorm, wie große die Hilfsbereitschaft ist.
Wie waren die Erfahrungen in Polen?
Sehr gut. Wir sind unproblematisch bis an unseren Zielort Chelm gekommen, etwa 20 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Die dortigen polnischen Helfer sind gut organisiert. Polnische Busse fahren in die Ukraine und holen die Menschen ab, aber auch viele deutsche Fahrzeuge nehmen ukrainische Flüchtlinge mit nach Deutschland. Richtige persönliche Kontakte hatte ich aufgrund der Kürze der Zeit und der mangelnden Sprachkenntnisse nicht. Es war aber beeindruckend zu spüren, wie sehr die Menschen sich über die Hilfsgüter freuen.
Welche Erfahrungen können Sie weitergeben?
Es ist enorm hilfreich, wenn die Kartons mit gespendeten Waren bereits hier beim Packen in ukrainischer Sprache beschriftet werden können. Die Helfer vor Ort können die deutsche Sprache nicht lesen. Wir haben deshalb hier in Meersburg auch zwei Helferinnen ins Boot geholt, die die Inhaltsangaben übersetzen.