Evelyn Pfefferkorn

In nur wenigen Tagen haben Rainer Zanker und viele Freiwillige 30 Paletten mit Hilfsgütern für die Ukraine transportfertig gemacht. „Das sind rund 12 Tonnen“, berichtet Zanker am Dienstagmorgen. Er und einige Helfer stehen vor der alten Lagerhalle der Firma Weber und sind dabei, den ersten von zwei Transportern zu beladen, die an die polnisch-ukrainische Grenze fahren.

Mit dem Gabelstapler werden die Paletten zur Ladeklappe hochgefahren, es wird mit dem Meterstab gemessen und mit vereinten Kräften geschoben, bis alles sitzt und die Transporter voll sind. „A Muggaseggele noch!“, „Du musst hier noch ziehen!“, „Macht ihr schon Feierabend? Her mit dem Material“, hört man die Helfer auf dem Hof rufen.

Am Dienstagmorgen verladen die Helfer die Paletten mit den dringend benötigten Hilfsgütern aus der Halle in die Transporter.
Am Dienstagmorgen verladen die Helfer die Paletten mit den dringend benötigten Hilfsgütern aus der Halle in die Transporter. | Bild: Evelyn Pfefferkorn
30 Paletten mit verschiedenen Hilfsgütern, wie Medizin und Lebensmitteln, wurden in den vergangenen Tagen gesammelt und verpackt.
30 Paletten mit verschiedenen Hilfsgütern, wie Medizin und Lebensmitteln, wurden in den vergangenen Tagen gesammelt und verpackt. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Seit Samstag haben Helfer Spenden gesammelt und sortiert

Montagabend wurde alles etikettiert und mit Folien verpackt. Beschriftet sind die Kartons auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch. Von Medizin über Lebensmittel, Hygieneartikel und Gaskocher sei alles vorhanden, was vor Ort im Kriegsgebiet gebraucht werde, berichtet Rainer Zanker. Nun kann es endlich an das Verladen und den Transport der dringend benötigten Güter gehen.

Der Markdorfer und seine Lebensgefährtin Mariya Babina, die gebürtige Ukrainerin ist, haben vergangene Woche die Hilfsaktion ins Leben gerufen. Seit Samstag wird fleißig gesammelt und sortiert. „Es läuft wie ein Uhrwerk“, sagt Zanker.

Organisator Rainer Zanker bepackt sein Auto mit Lebensmitteln für die ukrainischen Geflüchteten, die bei Markdorfer Gastfamilien ...
Organisator Rainer Zanker bepackt sein Auto mit Lebensmitteln für die ukrainischen Geflüchteten, die bei Markdorfer Gastfamilien untergekommen sind. | Bild: Evelyn Pfefferkorn
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Thomas Blennemann stellt Transporter zur Verfügung

Ziel ist die polnische Grenzstadt Przemysl, die nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Die Hilfsgüter werden dort abgeladen und von einer ukrainischen Spedition direkt in das Land gebracht, erklärt Helfer Thomas Blennemann. Er wird mit der ersten Fuhre nach Polen losfahren. Dem pensionierten Architekt aus Berg bei Ravensburg war schnell klar, dass er helfen möchte. „Für mich ist das selbstverständlich, fast schon eine Verpflichtung.“ Er wollte zunächst eine eigene Hilfsaktion in seiner Gemeinde starten. Als er auf die Aktion von Zanker stieß, entschied er, sich bei den Markdorfern zu beteiligen.

Thomas Blennemann aus Berg bei Ravensburg hat für die Hilfsaktion zwei Transporter gemietet. Er fährt die erste Fuhre an die ...
Thomas Blennemann aus Berg bei Ravensburg hat für die Hilfsaktion zwei Transporter gemietet. Er fährt die erste Fuhre an die polnisch-ukrainische Grenze. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

„Gestern war ich zum ersten Mal hier und es waren sehr viele Menschen da. Das hat mich schwer beeindruckt“, sagt Thomas Blennemann. Mit so vielen Helfern und Paletten habe er nicht gerechnet. Die beiden Transporter hat der Ravensburger angemietet und dem Team zur Verfügung gestellt. Blennemann geht davon aus, dass er gut sechs Tage unterwegs sein wird. Die über 1200 Kilometer lange Strecke möchte er sich einteilen und zwischendurch irgendwo übernachten. Sein Ziel ist es, Donnerstagnachmittag anzukommen. Sobald er wieder daheim ist, will er weitere Fahrten übernehmen.

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Christian Amann und Rolf Schnekenbühl fahren an die Grenze

Die zweite Fuhre wird von Christian Amann und Rolf Schnekenbühl nach Polen gefahren. Die zwei Markdorfer, die sich unter anderem in der Historischen Narrenzunft engagieren, starten am Mittwochmorgen. Sie haben erst am Montag entschieden einzuspringen, als sie von Rainer Zanker hörten, dass ihm noch ein Fahrer fehlt. „Klar, das machen wir, da gab‘s keine Diskussionen“, sagt Amann. Innerhalb einer Stunde war die Sache beschlossen. Die beiden, die seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet sind, freuen sich auf die anstehende Fahrt.

Die Markdorfer Rolf Schnekenbühl und Christian Amann (stehend) haben sich spontan entschieden, den zweiten Transporter nach Polen zu fahren.
Die Markdorfer Rolf Schnekenbühl und Christian Amann (stehend) haben sich spontan entschieden, den zweiten Transporter nach Polen zu fahren. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Zu zweit können sie sich gut mit dem Fahren abwechseln. Ob sie die Route über Wien in Österreich oder über Prag in Tschechien nehmen, wissen sie noch nicht. Vor Sonntag werden sie nicht wieder in Markdorf sein, davon gehen auch sie aus. „Dass Rolf spontan nach Polen fährt, hat die ganze Wochenplanung der Familie Schnekenbühl umgeworfen“, sagt Ehefrau Patricia Schnekenbühl und lacht. Sie ist froh, dass ihr Mann und sie helfen können. Sie unterstützt die Truppe beim Sortieren und Verpacken der Spenden in der Halle.

Rainer Zanker lobt Unterstützung seitens der Stadt

Auch auf Bürgermeister Georg Riedmann sei Verlass, wofür Rainer Zanker sehr dankbar ist. „Wir haben die volle Unterstützung seitens der Stadt, das ist super.“ Für die Grenzübertritte benötigen die Fahrer ein offizielles Papier, das ihnen bescheinigt, dass sie eine Hilfslieferung überbringen. Dieses hat Zanker noch Montagabend gegen 22.30 Uhr bei Riedmann angefragt und am nächsten Morgen erhalten. „Die Unterstützung ist sensationell“, freut er sich. Von allen Seiten wird geholfen. Zankers Telefon steht kaum still, so groß ist die Hilfsbereitschaft aus der Gegend.

Bis vor Kurzem war die Halle voller Kartons, die sich nun auf dem Weg in Richtung Kriegsgebiet befinden. Leere Kartons stehen schon ...
Bis vor Kurzem war die Halle voller Kartons, die sich nun auf dem Weg in Richtung Kriegsgebiet befinden. Leere Kartons stehen schon bereit für die nächsten Spenden. | Bild: Evelyn Pfefferkorn