Meersburg Der Frühlingsmarkt auf dem Schlossplatz ist schon fast ein kleiner Genießermarkt: Selbstgemachter Apfelsaft, Wein und Edelbrände, dazu Grillwurst, Maultaschen-Variationen, österreichische oder italienische Spezialitäten sowie süße und deftige Flammkuchen, um nur einige zu nennen. Konditor Marcellus Keck gibt zudem an seinem Stand mit verschiedenen Waffeln, Pralinen und selbstgebackenen Osterhasen auf Anfrage sogar sein Rezept für die hauseigene Bärlauchbutter preis. Wobei er zwar unter anderen Zutaten wie Senf oder Öl aufzählt, auf eine genauere Erläuterung seiner geheimen Würzmischung aber doch verzichtet.
Die Meersburgerin Susanne Maragone hatte sich bei dem Inhaber des gleichnamigen Cafés nach der Verwendung des Bärlauchs erkundigt, da sie selbst so viele der Kräuter im Garten habe. Maragone ist mit ihrem Partner Werner Laich Stammgast auf den Märkten auf dem Schlossplatz. „Der Platz ist so wunderbar“, sagte sie, „hier könnte öfter was sein.“ Alles sei so schön individuell, meint sie und Werner Laich fügte an: „Es ist nicht so kommerziell, das finden wir gut.“
Auch Familie Rimpler ist von Anfang an bei den Märkten im Frühling und im Herbst dabei. Sie verkaufen selbstgenähte Kinderkleidung. „Seit der ersten Stunde noch auf dem Platz hinter der Bibelgalerie sind wir dabei“, erklärte Harald Rimpler. Doch der kommende Herbstmarkt werde der letzte sein. Aus gesundheitlichen Gründen müsse „Nanis-Handarbeit“ von Gattin Martina Rimpler eingestellt werden. So verkauften Rimpler und Tochter Nadine Riedlinger nun die Sommerbestände schon zum halben Preis. Stammkunden könnten nochmals am Ostersamstag in Ravenburg oder eben im Herbst in der Burgenstadt fündig werden. Fündig werden konnten auch diejenigen der zahlreichen Marktbesucher, die auf der Suche nach Dekorativem für die Ostertage waren. Häschen aus Holz geschnitzt oder aus Porzellan, sowie andere schöne oder nützliche Dinge gab es an diversen Ständen. Zudem getöpfertes Geschirr oder herzige Mitbringsel für Familienmitglieder oder gute Freunde.
Auf dem Marktplatz informierten derweil Feuerwehr und Rettungskräfte über ihre Arbeit. Kinder, wie die sechsjährige Lina konnten an das Lenkrad im Feuerwehrfahrzeug klettern oder bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) malen und basteln. Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) holten sich einige Besucher Informationen zu den nächsten Erste-Hilfe-Kursangeboten, wie das Team um Ortsgruppenleiter André Maier erzählte. Aber auch das Angebot an der Rettungspuppe eine Reanimation auszuprobieren, wurde gut angenommen. Oft lägen die Erste-Hilfe-Kurse lange zurück und so würden die Interessierten an der Puppe richtig üben. Zudem probierten sie Wiederbelebung und Herzmassage mit dem Übungsgerät aus. „Viele Menschen haben noch nie gesehen, wie ein Defibrillator funktioniert“, erklärte Ersthelferin Pauline Otto.
Außer dem Angebot auf dem Markt öffneten auch viele Geschäfte am verkaufsoffenen Sonntag ihre Läden. Eine von ihnen, Cornelia C. De Luca von „Blickfang“ ihrem Trend-Secondhand Laden direkt auf dem Schloßplatz. Fast versteckt von den Marktständen, bezeichnet sie den Markt trotzdem nicht als Fluch, sondern definitiv als Segen. Bei allen Veranstaltungen würde das Geschäft gut laufen, erklärte die Inhaberin. „Ich finde es schön, dass die Stadt so viel macht“, sagte De Luca. Insbesondere das neue Winterfestival habe ihr – die ihr Geschäft zwölf Monate im Jahr geöffnet habe – gefallen, da die Veranstaltung Besucher in der Nebensaison angezogen habe.
Seit vergangenem Jahr ist am verkaufsoffenen Sonntag auch die Stadtbücherei geöffnet. Neben Bücherverleih bot die Einrichtung Lesungen, eine Rallye für Kinder und eine Vernissage des Künstlers Eckard Müller. Büchereileiterin Regina Fleischmann schätzt die Gelegenheit zum Schnuppern. Vor allem für Besucher, die das Angebot nicht kennen, sei das eine gute Gelegenheit. „Ein offenes Haus für alle“, freut sie sich über das ihr Angebot, wenn die Menschen so locker unterwegs seien und beim Bummeln mal hier und da reinschauen.
Diese Möglichkeit nutzten auch zahlreiche Besucher in der Bibelgalerie. Nach der Winterpause startete das Museum mit einem Tag der offen Tür und kostenlosen Führungen in die neue Saison. „Der Frühlingsmarkt ist ein guter Tag für den Saisonbeginn“, sagte Mitarbeiterin Sina Meier, nach den letztjährigen Erfahrungen mit dem Auftakt zu diesem Zeitpunkt, „da sind viele Leute unterwegs.“