Zurzeit gebe es gar keine Informationen, sagt Heiko Mantzsch, Vorsitzender der Verkehrsinitiative Team B31-Stetten. Gemeint sind die Planungen für den Weiterbau der B31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad. Das Regierungspräsidium Tübingen arbeitet nicht hinter verschlossenen Türen. Treffen innerhalb des Dialogforums sind allerdings nicht mehr vorgesehen. Auch Bürgerinformationsveranstaltungen stehen aktuell nicht auf der Agenda.

„Was den Planungsfortgang betrifft, erfahre ich alles aus der Presse“, erklärt Mantzsch. Die jüngste Veröffentlichung auf der Internetseite zum Dialogforum datiert auf den 22. Juni 2022. 1,6 Gigabyte an Gutachten zu Lärm, Luftschadstoffen und Verkehr können sich Interessierte herunterladen.

Bild 1: Krach von allen Seiten: Deshalb könnte Stetten auch mit der B31-neu ein Lärmproblem haben
Bild: SK

Klar ist: Stetten ist derzeit und künftig maximal betroffen. Die B31-alt führt nah am Ort vorbei und die B33 bringt viel Verkehr auf die Ortsdurchfahrt. Ähnlich verhält es sich mit der B1, der Vorzugstrasse, auf der die B31-neu von Meersburg nach Immenstaad realisiert werden soll. Die B1 führt in vierstreifiger Bauweise südlich an Stetten vorbei und schwenkt nach Norden in den Weingartenwald. Geplant sind zwei Tunnelbauten – einer auf einer Länge von 300 Metern im Südwesten, der andere auf einer Länge von 240 Metern im Südosten. Für die B31-alt ist vorgesehen, dass sie auf einer Brücke über die B31-neu geleitet wird. Hinzu kommen Verkehrsknoten. Für die B33 ist eine Anbindung beabsichtigt, was eine Entlastung der Ortsdurchfahrt bringt.

Von der B31-alt sind es nur wenige Meter bis in den Ort. Die Straße wird auch nach der Abschluss des B31-neu-Abschnitts im Straßennetz ...
Von der B31-alt sind es nur wenige Meter bis in den Ort. Die Straße wird auch nach der Abschluss des B31-neu-Abschnitts im Straßennetz bleiben. | Bild: Santini, Jenna

Zeitplan und Lärmschutz bewegen die Stettener gleichermaßen. „Es kümmert die Staatsbeamten gar nicht, wie groß der Druck in der Region ist“, meint Mantzsch. Zugute hält er den Planern jedoch, dass parallel zur Umweltverträglichkeitsprüfung schon die Entwurfsplanung laufe. Die Umweltverträglichkeitsprüfung soll in den nächsten Monaten abgeschlossen sein. Aber: „Die Bürger verlieren etwas den Glauben, dass sie diese Straße in ihrem Leben noch sehen werden“, sagt Mantzsch. „Es zermürbt sie, dass der Lärm von beiden Straßen (B31 und B33) in den Ort drängt.“ Der Vorsitzende bemängelt, dass Lärmaktionspläne ausschließlich innerhalb der Gemeindegrenzen gelten.

Heiko Mantzsch vom Team B31-Stetten
Heiko Mantzsch vom Team B31-Stetten | Bild: Gisela Keller

Ruben Neu, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Verkehrsplanung B31/33, sagt: „Die B1 ist unter bestimmten Bedingungen eine durchaus akzeptable Lösung.“ Heiko Mantzsch vom Team B31-Stetten bezweifelt, dass Lärmschutzwände alleine reichen, um den kleinen Ort vor noch mehr Krach zu schützen. Ein geschlossener Tunnel oder zumindest eine teiloffene Galerie unter anderem im Querungsbereich B31-alt und B31-neu wären optimal, wie unter anderem Bürgermeister und Gemeinderäte fordern. Laut Ruben Neu handelt es sich bisher rein um eine Empfehlung eines Planers, dass an diesen Stellen ein Lärmschutz realisiert wird. Daneben fragt er nach der Lärmentwicklung an den Verkehrsknoten.

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Bürgermeister Daniel Heß sagte zuletzt in einer Ratssitzung, er habe den Lärmschutz für das doppelt gebeutelte Stetten sicher auf dem Schirm und sich auch schon öffentlich dazu geäußert, dass die kleine Seegemeinde nicht alleine für anfallende Lärmschutz-Kosten aufkommen könne. „Friedrichshafen hat investiert, aber Stetten kann es nicht machen. Das sind Millionen“, sagt Ruben Neu. Ebenso ist die Rede von einer Tieferlegung der B31-neu und barrierefreien Zugängen vom Kernort zum Seeabschnitt. „Das würde Stetten sehr aufwerten“, sagt Heiko Mantzsch zum Thema Naherholungsgebiet. Aktuell wirkt die B31-alt als Trennung.

Wunsch nach neuem Arbeitskreis

Für Ruben Neu stellt sich die Frage: „Was passiert jetzt?“ Seit der Empfehlung für die Trasse B1 durch das Regierungspräsidium sei in den Arbeitskreisen und im Dialogforum nichts mehr gelaufen. Die Interessengemeinschaft würde sich gerne am weiteren Planungsprozess beteiligen – vor allem im Hinblick auf die parallel stattfindende Entwurfsplanung. Hier kommen die Details der neuen Straße zur Sprache. „Wenn sich ein Arbeitskreis gründen würde, um Themen zu diskutieren, wären wir dabei“, sagt der Vorsitzende. „Die Bürger möchten verstehen: Wie realisieren sie das?“ Neu könnte sich einen kleinen Kreis vorstellen, in dem die mitwirken, „die das die ganze Zeit schon mitverfolgt haben“. Man würde nicht mit vorgefertigten Meinungen, sondern mit Ideen reingehen, erklärt der Informatiker.

Ruben Neu von der Interessengemeinschaft Verkehrsplanung B31/33
Ruben Neu von der Interessengemeinschaft Verkehrsplanung B31/33 | Bild: Santini, Jenna

Ruben Neu fügt an, dass der Lärmschutz recht spät mit einbezogen worden sei und das Bundesumweltministerium inzwischen niedrigere Grenzwerte anvisiert habe. Doch das werde nicht diskutiert. „Die Frage ist, ob die Straße langfristig gedacht ist“, sagt der Stettener. „Sie ist ein großer Sprung nach vorne und sollte über Jahrzehnte Bestand haben“, betont Neu, der sich auch für das Preisschild an dem Bauvorhaben interessiert. 311 Millionen Euro hatte Ex-Verkehrsminister Andreas Scheuer für die Strecke von 11,6 Kilometern veranschlagt. Das war 2021.

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Menschen nicht aus dem Blick verlieren

„Die Preise steigen ins Unermessliche“, merkt Neu an. Die 311 Millionen Euro werden nicht zu halten sein. Mit dem Gedanken, dass die Straße nicht kommen könnte, beschäftigt er sich nach eigenen Angaben aber nicht. Er verfolgt die Entwicklungen und informiert sich über Berichte und in den Ratssitzungen zur B31-neu-Planung. Neue Informationen trägt er in die Interessengemeinschaft Verkehrsplanung B31/33.

Sowohl Mantzsch als auch Neu sprechen sich dafür aus, den Menschen bei der Straßenplanung nicht aus dem Blick zu verlieren. „Menschen sind auch ein objektives Faktum“, sagt Ruben Neu.