Dem Umbau und der Renovierung der Therme hat der Gemeinderat mehrheitlich zugestimmt. Einer gesellschaftsrechtlichen Umgestaltung der GmbH & Co. KG wurde im Rahmen des Zukunfts- und Weiterentwicklungskonzepts ebenfalls mehrheitlich zugestimmt. Das Investitionsvolumen wird mit rund 8 Millionen Euro angeführt.
Dem Beschluss waren umfangreiche Beratungen vorausgegangen. Bereits im Februar war dem Gemeinderat ein Grobkonzept für die Umwandlung der finanziell angeschlagenen Therme in ein „Thermen Spa“ vorgelegt worden. Damals hatte das Gremium eine detailliertere Ausarbeitung insbesondere auch hinsichtlich der gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung und der Finanzierung der hohen Kosten gefordert.
Tochtergesellschaft wird Stadt Meersburg anwachsen
Daniel Blansjaar, Managing-Partner der Wochner und Partner Unternehmensberatung, erläuterte das Konzept der Anwachsung, für dessen Übergang eine Tochtergesellschaft gegründet werden müsse. Mit dieser werde dann ein Betriebspachtvertrag geschlossen. Am Ende erlischt die KG und die Tochtergesellschaft wächst der Stadt Meersburg an. Rechtsanwältin Anke Empting der internationalen Wirtschaftskanzlei Pinsent Masons erklärte per Videoschaltung, der Übergang halte etwaige rechtliche Probleme von der Stadt fern und im Gegensatz zur GmbH habe die Stadt andere Finanzierungsmöglichkeiten.

Kämmerin Heike Sonntag fügte an: „Wir haben dann bessere Zinskonditionen durch klassische Kommunalkredite.“ Zudem werde in Vermögenswerte, also in das Grundstück und das Gebäude investiert. Zur Bedienung der Kredite müssten keine Steuergelder aufgebracht werden, da die Kosten und Tilgungen vom Eigenbetrieb durch Pachteinnahmen bedient würden, so Sonntag. Bürgermeister Robert Scherer erinnerte weiterhin daran, dass aktuell eine Fördersumme von rund 1,7 Millionen Euro möglich wäre, weitere Förderungsmöglichkeiten müssten in Gesprächen mit dem Regierungspräsidium Tübingen abgeklärt werden.
Neun Monate Bauzeit bei Therme-Schließung
Als möglicher Baubeginn wurde Anfang 2023 von Ingenieur Josef Letzguß von der L&P beratende Ingenieure GmbH genannt. Er rechne mit einer Bauzeit von neun Monaten, in der die Therme komplett geschlossen wäre. Fabian Dalmer, Geschäftsführer der Meersburg Therme Betriebsgesellschaft erläuterte die geplanten Umbaumaßnahmen. Vorgesehen sei eine Verkleinerung der Wasserflächen, durch Wegfall des Erlebnis- und Kinderbeckens. Auf dieser Fläche soll ein „Wellness und Textil-Spa“- Bereich entstehen.

Restaurant und Terrasse werden vergrößert
Die Gastronomie in der Sauna soll zugunsten einer Zentralisierung des Gastronomieangebots verlagert werden. Im Saunabereich werde das Angebot auf eine Saunabar beziehungsweise Seelounge reduziert. Das bestehende Restaurant soll erweitert werden und die Terrasse vergrößert werden. Es werden verschiedene Bereiche für Kommunikation und Ruhe geschaffen, so Dalmer. Ziel sei es, Ruhe-Liegen für 50 Prozent der Besucher anbieten zu können.
Sauna moderner, mehr Bereiche für Wellness
Der Sauna-Innenbereich solle modernisiert werden und um Massage- und Anwendungsbereiche erweitert werden. Auch der Saunagarten solle in Richtung Parkplatz erweitert werden, ohne dass dabei Parkplätze verloren gingen, erläuterte Dalmer. „Ich bin zu 100 Prozent überzeugt von dem wirtschaftlich tragfähigen Konzept. Die Alternative wäre die Schließung“, sagte Dalmer zum Ende der Sachvorträge.

Zu viele Schätzungen und Unwägbarkeiten?
Boris Mattes (SPD) meinte, er sei dem Vorhaben gegenüber äußerst kritisch eingestellt. Es gebe zu viele Schätzungen und Unwägbarkeiten. „Kostenberechnungen haben uns in den vergangenen Jahren stets das Fürchten gelehrt“, sagte Mattes. Andere Großprojekte hätten dahingehend auch keine Punktlandung gemacht. „Eine vertiefte Kostenplanung wird zeigen, dass es spitz auf Knopf zugeht“, sagte er. Auch die miteinkalkulierten Fördersummen zweifelte Mattes an. „Förderungen sind Hoffnungen am Himmel, die Töpfe sind schneller leer, als Anträge gestellt werden können.“ Innerhalb einer Tilgungsdauer von 20 Jahren würden voraussichtlich weitere Sanierungen anstehen und so bezweifele er, dass die Therme das alleine stemmen könne.

Das gesellschaftsrechtliche Anwachsungsmodell sei in Ordnung, meinte Mattes, es korrigiere die Fehler der Vergangenheit. Den Textil-Wellness -Trend würde er nicht so wirklich sehen, er denke, es bleibe beim klassischen Saunagänger und auch der Wegfall des Kinderbeckens würde Familien bestimmt sehr schmerzen. Außerdem befürchte er steigende Personalkosten wegen des Fachkräftemangels. Mattes und sein Fraktionskollege Lars Erik Meyer stimmten als Einzige gegen Punkt 1 und 3 des Beschlussvorschlags und enthielten sich beide bezüglich des zweiten Abstimmungspunktes zur gesellschaftlichen Umwandlung.
Eintritt soll für Bürger erschwinglich bleiben
Markus Waibel (FWV) sagte, in den vergangenen 18 Jahren, in denen über die Therme im Rat diskutiert worden sei, habe man schon einiges erlebt. „Wir hatten drei Betreiber, die es nicht immer gut mit uns gemeint haben“, erklärte er. Trotzdem habe man es immer wieder geschafft, die Therme auf Kurs zu halten. „Wir Freie Wähler stehen hinter der Therme“, betonte der Fraktionsvorsitzende. Natürlich schocke eine Investition von 8 Millionen Euro, aber man investiere in eine städtische Immobilie, die im Wert steige, auch wenn man über die Jahre hinweg weiter sanieren müsse. Zusätzlich mahnte Waibel aber an: „Der Eintritt muss auch für die Bürger erschwinglich bleiben, weil sie finanzieren sie.“
Christine Ludwig (Bündnis 90/ Die Grünen) sagte, sie habe sich lange schwergetan, da mit zu gehen, könne nun aber zustimmen. Erst seit der Übernahme 2018 könne man sehen, „in welchen Bereichen wir Geld verdienen“.
Peter Krause (Umbo) erklärte: „Wir von der Umbo sind immer hinter der Therme und den Mitarbeitern gestanden.“ Man könne nicht einfach den Schlüssel umdrehen und sagen, das war es. Es müsse etwas passieren und nun habe man ein Konzept. Zuvor habe man nur noch repariert und nicht agiert, so Krause.

Peter Schmidt (CDU) meinte ebenfalls, eine Schließung als Alternative würde einen riesigen Imageschaden bewirken. „Wir müssen uns entscheiden“, sagte Schmidt „das ist unsere Aufgabe.“ Der Gemeinderat sei verantwortlich und zuständig. „Wir sehen keine vernünftig machbare Alternative“, erklärte er. Durch das geplante Konzept „schauen wir nach unseren eigenen Dingen und wir können daran verdienen“.
Für Sanierung im laufenden Betrieb der Therme
Monika Biemann (Umweltgruppe) fand, dass sich langjährige Saunagäste immer über neue Attraktionen freuen würden. Allerdings sei sie für eine sensiblere Sanierung im laufenden Betrieb. Die Verluste während der Schließung würden sie sehr erschrecken. Biemann stimmte für das Konzept, aber gegen den dritten Beschlusspunkt zur Umsetzung und Vergabe der Aufträge.
Bürgermeister Robert Scherer dankte für die konstruktiven Diskussionen zu dem Thema in den vergangenen zwei Jahren. Er dankte auch der Mannschaft der Therme, die durchgehalten habe, und bezog dies ausdrücklich nicht nur auf die Corona-Pandemie. Die Therme sei ein großer Arbeitgeber und ein großer Besuchermagnet. Man müsse sich den Veränderungen in der Gesellschaft und den Wünschen der Besucher anpassen. „Wellness ist den Menschen etwas wert“, sagte Scherer. Das Konzept überzeuge ihn und es sei wichtig, dass das Grundstück wieder zur Stadt gehöre, aber so meinte er „Die Therme muss die Kreditbedienung selber erwirtschaften, das darf nicht auf den Bürgern lasten.“