Wie gehen Feuerwehrleute vor, wenn bei einem Brand auf einer Baustelle Verletzte von Dach oder Gerüst gerettet werden müssen? Bei der diesjährigen Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr Stetten konnten interessierte Zuschauer die Lösung live miterleben. Schauplatz war der sich gerade im Umbau befindende Hof Reichle an der Burgunderstraße.
Die Annahme: Durch einen Stromschlag bricht im Gebäudeinneren ein Arbeiter zusammen. Aufgrund eines Kurzschlusses kommt es zu einem Brand und Rauchentwicklung. Ein Arbeitskollege setzt den Notruf ab und ruft um Hilfe. Alarmiert durch die Hilferufe macht sich ein auf dem Dach arbeitender Kollege daran, abzusteigen. Er rutscht aus, fällt vom Gerüst und landet im Fangnetz. Für die Feuerwehrfrauen und Männer ergab sich eine doppelt herausfordernde Situation: Der vorgeblich an der Hüfte verletzte Bauarbeiter musste aus luftiger Höhe sicher nach unten transportiert werden. Außerdem galt es, die hohe Brandlast des verwinkelten Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert zu bewältigen.
Zur vorrangigen Personenrettung arbeitete Einsatzleiter Björn Mocsnek mit den Meersburger Feuerwehrleuten zusammen, deren Drehleiter zum Einsatz kam. Erstmalig rückte eine unterstützende Abordnung der überörtlichen GSA-Gruppe (Gerätesatz Absturzsicherung) zur Absturzsicherung an. Abschnittsleiter Till Bruzek und Gruppenführerin Christina Mayr bereiteten mit ihrem Team die Sicherung der genutzten Schleifkorbtrage mit Seilen aus dem Gerätesatz Absturzsicherung über Flaschenzug und Drehleiter vor. Die Rettungskräfte legten die vermeintlich verletzte Person auf dem Baugerüst in die stabile Trage und nutzten diese als Abseilkorb. Diese Art der Rettung sei sehr arbeitsintensiv, weil sowohl die Einsatzkräfte als auch die verletzten Personen entsprechend gegen Absturz gesichert würden, erläuterte Kommandant Dagobert Heß, dem Publikum als Moderator der Übung.
DRK-Kräfte der Schnelleinsatzgruppe, angeleitet von Meersburgs DRK-Bereitschaftsleiterin Miriam Möller, nahmen die geretteten Verletzten in Empfang und sorgten für deren Erstversorgung und Überwachung. Für psychologische Hilfe waren drei Kräfte des Psychosozialen Notfallnachsorgedienstes vor Ort.
Den Brand zu bekämpfen, darum kümmerten sich parallel Thomas Hopp und Hubert Weber. Mit ihrem Trupp bauten sie unter anderem den Löschangriff auf und verhinderten das im Ernstfall drohende Übergreifen des Brandes auf Nachbargebäude. Insgesamt waren 80 Einsatzkräfte an der diffizilen Jahresübung beteiligt. “Es wurde sehr schnell, sicher und ruhig gerettet“, lautete das lobende Resümee von Claus Mecking, Vorstandsmitglied des Kreisfeuerwehrverbands.
Stettens Kommandant Dagobert Heß äußerte sich äußerst zufrieden über die im Anschluss an die Hauptübung vorgeführte Übung des Feuerwehr-Nahwuchses: „Ich bin schwer beeindruckt, wie schnell und sicher unsere Jugendwehr einen Brandangriff plus Menschenrettung durchgeführt hat.“ Moderiert von Jugendleiterin Christina Mayr zeigten die Jungfeuerwehrleute unter Leitung der 16-jährigen Lucie Heß, wie eine Person per Steckleiter aus einem brennenden Gebäude zu retten ist.
Mutig bestiegen sie die von ihnen aufgestellte Leiter und führten die gerettete Person sicher nach unten. Erijon Krasniqi zeichnete mit gerade einmal neun Jahren für die Brandbekämpfung verantwortlich. Zügig arbeiteten die Kinder und Jugendlichen ihre Aufgaben wie Wasserentnahme sowie die Brandbekämpfung ab. Sie rollten Schläuche aus, verbanden Schläuche mit Hydrant und Feuerwehrfahrzeug und gaben korrekte Meldungen ab. Zum Schluss gab es Extraapplaus für eine gelungene Vorführung.