Meersburg – „Von der Waage belogen, vom Spiegel gemobbt“, so fing der Morgen vor dem „Gugelhupf“ für Monja Weigert als Moderatorin des Frauenkaffees schon närrisch an. Kein Witz hingegen war ihre Ankündigung, dass dies ihr letztes Jahr als Moderatorin und Organisatorin der Traditionsveranstaltung sei. Jetzt müssten andere ran, Nachwuchs werde gesucht, doch Unterstützung sei garantiert, versicherte Weigert. Keine Unterstützung benötigte die erste Rednerin. Anna Wrzesinsky stand schon mehrfach in der Bütt. Als neuer Nachtwächter wolle sie in der Stadt für nächtliche Ruhe sorgen. „Hört ihr Frauen und lasst euch sagen, unsere Stunde hat geschlagen. Da können Männer nur blöd schauen, wir können alles – wir sind Frauen“, reimte sie, bevor sie zur Stadtführerin wechselte und mit Fake-Fakten aufräumte.
Zum ersten Mal stand Anna-Lena Murzin hinter dem Rednerpult im aufgesägten Kuchen, dem Namensgeber der Veranstaltung. Die Gemeinderätin der Grünen plauderte humorvoll aus dem Nähkästchen der Sitzungen. Dort sei sie für die feministische Perspektive zuständig und sorge auch für Comedy-Einlagen. So nahm sie den Skandal des Jahres, die Streichung der Wienerle von der Speisekarte des Strandbads, aufs Korn. Denn „wenn die Stadt sich überall so reinhängen würde“, dann könne sie sich rühmen für das „Weltkulturerbe der Fasnets- und Wienerle-Diplomatie“.
Schon zum zweiten Mal hingegen standen die drei Teenager Katharina Schmäh, Lisa Schlichte und Marlen Feifel auf der Bühne. Hatten sie sich im zurückliegenden Jahr noch über ihre Mütter amüsiert, so nahmen sie sich dieses Mal ihre Väter vor. Da seien sie nicht mehr so tolerant, kündigten sie an, obwohl diese leichter um den Finger zu wickeln seien.
Mit Brigitte Bussmann stieg ein Urgestein des Gugelhupfs ein. Als 104-jährige Ehrenjungfrau betrachtete sie als „Fräulein“ ihre Welt und sorgte mit zahlreichen Anekdoten auch über das andere Geschlecht für etliche Lacher. Auch Susanne Reichle ist fester Bestandteil der Frauenfasnet. Dieses Mal wollte sie sich in blau-gelbe Stadtfarben gehüllt zur Misswahl bewerben, lautete der Titel der närrischen Veranstaltung doch: „Meersburg sucht das Superweib.“ Doch bei so vielen zu vergebenden Titeln tat sie sich schwer mit der Auswahl. Solle sie sich aufgrund ihrer Kompetenzen als dreifache Mutter zur Miss-Geburt bewerben? Oder doch Miss-Erfolg oder Miss-Mut? Miss-Verständis könne sie nicht werden, denn „Leute wie Trump gehören für mich nicht in die Regierung, sondern vor Gericht“, wetterte sie und erntete extra Applaus in der voll besetzten Rotunde im „Wilden Mann“. Ihre ebenfalls blau-gelbe Schärpe wollte sie sowieso als „Wander-Schärpe“ für tolle Frauen zur Verfügung stellen, erklärte Reichle. Aufgrund der Ankündigung von Monja Weigert aufzuhören, sollte diese als erste Trägerin ihren Namen draufschreiben, meinte Reichle mit Tränen in den Augen. Dennoch überwog die Heiterkeit und endete mit einem fröhlich geschunkelten Schnabelgierewalzer.