Der 1896 gegründete Turn- und Sportverein Meersburg wird 125 Jahre alt und hat für das „Festjahr 2021“ auch ein pralles Programm vorbereitet. Doch wegen der Corona-Pandemie mussten bereits etliche der vorgesehenen Veranstaltungen verschoben werden, darunter der für den 17. April geplante Festakt.
Seit dem 2. November ist auch der gesamte Sportbetrieb, nach der ersten Welle im Frühjahr 2020, zum zweiten Mal eingestellt. Eine Wiederaufnahme hält der Vorstand für nicht praktikabel, solange die Inzidenzwerte nicht eine „sicher sinkende Tendenz“ unter 100 aufwiesen.
Doch die TuS-Chefs versichern, dass sie den Verein auch während des Lockdowns am Laufen halten. Und man sei darauf vorbereitet, sobald sich die Lage stabilisiere, den Betrieb mit entsprechenden Hygiene-Konzepten unverzüglich wieder aufzunehmen. Die gute Nachricht: Sowohl die rund 1000 Mitglieder als auch die Sponsoren halten dem Traditionsverein auch in dieser schwierigen Zeit, deren Ende noch nicht abzusehen ist, die Treue.
Trainingsrückstand lässt sich nicht aufholen
Auf und zu: Das gehe nicht bei einem Sportverein, das könne man auch den Mitgliedern nicht zumuten, sagt Herbert Obser, Abteilungsleiter Turnen. Dabei stünden für die Turner regulär jede Menge Aktivitäten auf dem Plan. „Alle drei Wochen platzt ein Event.“ Aber man könnte ja auch den Trainingsrückstand für viele der noch angesetzten Wettbewerbe gar nicht mehr aufholen.
125 Jahre TuS Meersburg
Derzeit gebe es zwar noch keine Öffnungsperspektive, er hoffe aber, dass Turnerinnen und Turner um Pfingsten herum zumindest wieder im Freien trainieren können, so wie in der vergangenen Saison, so Obser.
Online-Angebote für Kinder und Jugendliche
Natürlich gebe es auch einige Online-Angebote, allerdings nur für Kinder und Jugendliche und auch nur in einem Bruchteil des Sportangebots, wie etwa „Zirkus“ oder der Fördergruppe Turnen. Dabei machten erstaunlich viele Jugendliche mit, rund 80 Prozent der jeweiligen Gruppe.
„Dehnen, Kräftigen, Koordination, das geht online“, so Obser. „Aber wenn das Kind daheim von einem Stuhl knallt, ist niemand begeistert.“ In der Regel daure ein Online-Training jeweils 45 Minuten, denn zwei Stunden daheim vor dem Bildschirm funktioniere auch bei Kindern nicht.
Corona-Regeln sind nicht immer praktikabel
Erwachsene, meint TuS-Vorsitzender Michael Gröer, würden bei einem Online-Angebot sowieso nicht mitmachen. „Sport lebt von der Gemeinschaft“, betont er. Nun gebe es durchaus andere Vereine, die auch während des Lockdowns Präsenzangebote machten. So wäre laut der aktuellen Corona-Regeln etwa kontaktarmer Gruppensport im Freien für bis zu 20 Kinder bis 14 Jahre erlaubt. Doch seien etwa in der entsprechenden Alterskategorie der Fußballjugend eben teilweise auch 15-Jährige, berichtet Thomas Hausberger, Abteilungsleiter Fußball.
Der Vorstand habe deshalb entschieden: „Wir sind solidarisch mit anderen Altersklassen“ und starten erst wieder mit dem Training, wenn man es allen ermöglichen könne. Obser verdeutlicht außerdem: „Es gibt für alle Abteilungen das Spannungsfeld: Was ist mit der Gesundheit von Betreuern, Eltern und Kindern?“ Gröer unterstreicht: „Wir müssen auch die eigenen Übungsleiter schützen.“

Hausberger räumt ein, dass es nicht einfach sei, den Sportbetrieb komplett ruhen zu lassen, wenn andere Vereine Trainings anböten. Bisher, so Gröer, gebe es keine Abwanderungen von Mitgliedern. Obser betont: „Wir wollen ja selber, aber man muss abwarten, wie‘s funktioniert.“ Wenn das Wetter schöner werde, visiere man erst einmal, wie bereits im Frühsommer 2020, Trainings im Freien an. Eine Öffnung der Turnhalle könne er sich auch bei einer Inzidenz von unter 100 nicht vorstellen, solange der Wert nicht sicher nach unten gehe.
Mitglieder und Sponsoren halten Verein die Treue
Die Verantwortlichen freuen sich, dass ihnen sowohl ihre Mitglieder als auch die Sponsoren bisher die Treue halten, obwohl sie für ihr Geld derzeit keine direkte Gegenleistung erhalten. Etwa Mitgliedsbeiträge auszusetzen wäre laut Obser alleine schon aus satzungsrechtlichen Gründen nicht möglich.
Und die laufenden Kosten für den Verein, zum Beispiel für Versicherungen, Gebäude oder Rasenbewässerung, liefen ja auch fast unvermindert weiter, heben die Vorstände hervor. Die Übungsleiter erhielten ebenfalls weiterhin Geld, wenn auch etwas weniger. Aber man wolle sie ja halten und nach Corona wieder einsetzen.
Außerdem verschlinge der Mehraufwand für die bisherige und künftige Umsetzung von Corona-Maßnahmen Geld. So habe man das Hygienekonzept bereits mehrfach angepasst, sagt Obser. Ganz glücklich sind die drei Ehrenamtlichen auch darüber, dass der Verein trotz des mittlerweile fast halbjährigen Lockdowns keine Einbußen bei Sponsoren zu beklagen hat, zumal Einnahmen aus dem Spielbetrieb und der Vereinsgastronomie derzeit ausfallen.
Sportler bedanken sich für Solidarität der Meersburger
Hausberger hat sich, im Namen des Vorstands, für diese unverbrüchliche Solidarität in einem offenen Brief im Mitteilungsblatt bedankt, Überschrift: „Nur gemeinsam sind wir stark“. Darin ruft der TuS seine Mitglieder und die Bürger auch dazu auf, selbst wiederum die lokalen Betriebe zu unterstützen. „Denn: Von Amazon, Zalando & Co. haben wir in unserer Vereinsgeschichte bisher noch keine Spende oder sonstige Unterstützung erhalten.“