Während die Veranstalter nach den Meersburg Open Airs eine positive Bilanz ziehen, gibt es von einigen Besuchern scharfe Kritik. Sie berichten von einer zu großen Masse an Menschen, dichtem Gedränge, schlechter Sicht auf die Bühne und missglückter Organisation.
So zum Beispiel auch Cordula Lorenz und ihr Mann Günter Meyer, beide 64 Jahre alt, aus Überlingen. Die beiden waren am Wochenende zum ersten Mal bei einem Konzert auf dem Meersburger Schlossplatz. Wie sie gegenüber dem SÜDKURIER erzählen, hatten sie sich sehr darauf gefreut, die Band Santiano einmal live zu sehen.
Cordula Lorenz und Günter Meyer: „Es war eine Katastrophe“
Doch trotz aller Vorfreude wurde die Veranstaltung für Lorenz und Meyer zum Desaster. „Es war eine Katastrophe. Wir waren eingepfercht am Rande, es war unmöglich, zur Toilette oder an einen Getränkestand zu kommen“, berichten sie und verweisen auf die hochsommerlichen Temperaturen, bei denen ein kühles Getränk eigentlich unumgänglich ist.

Den Überlingern Lorenz und Meyer war es also zu voll auf dem Schlossplatz. Doch auch gesehen haben sie von der Band Santiano eigenen Angaben zufolge „rein gar nichts“ – nur den oberen Rand der Großleinwand. „Gehört, was Santiano gesprochen hat? Ebenso nichts. Und das für 63,40 Euro!“, erzählen sie verärgert.
Weil Lorenz und Meyer ohnehin nichts sehen konnten, verließen sie das Konzert frühzeitig. Beide sind der Meinung: „Ein paar hundert Menschen weniger hätten dieser Veranstaltung gutgetan.“
Matthias Hirt: „Schlossplatz mit Besuchern vollgepfercht“
Eine ähnliche Erfahrung wie Cordula Lorenz und Günter Meyer machte Matthias Hirt aus Konstanz. Er besuchte mit seiner Frau und seiner Tochter das Konzert von Sarah Connor. „Der Schlossplatz in Meersburg war so mit Besuchern vollgepfercht, dass der Rettungsdienst schon bei der Versorgung eines einzelnen Verletzten große Probleme gehabt hätte“, vermutet Hirt.

An das Chaos bei einer eventuellen Evakuierung des Platzes und die daraus resultierenden Verletzten möchte der Konstanzer gar nicht denken. „Ich war eigentlich davon überzeugt, dass nach der Katastrophe bei der Love Parade in Duisburg 2010 solche hemdsärmeligen Festival-Organisationen der Vergangenheit angehören“, sagt er deutlich.
Veranstalter gibt Problem zu und kündigt Änderungen an
Doch was sagt der Veranstalter, das Familienunternehmen Allgäu Concerts, zu den Vorwürfen der Besucher? Lief da wirklich irgendwas verkehrt? Laut Geschäftsführerin Michaela Schneider waren insgesamt 4000 Besucher bei den ausverkauften Konzerten von Sarah Connor und Santiano auf dem Schlossplatz, bei Silbermond waren es knapp 3500.
Schneider betont: 2022 waren es bei Ben Zucker und Max Giesinger deutlich weniger Besucher. Sie nimmt die Kritik im Nachgang der Open Airs zur Kenntnis. Außerdem gibt sie offen zu, dass es Probleme gab. So sei es im oberen Bereich des Schlossplatzes, bei den Essensständen, zu einer „kleinen Blockade“ gekommen.
„Einige Menschen kamen dort nicht mehr durch, während seitlich der Bühne links und rechts – mit guter Sicht – noch viel Platz war“, erklärt sie. Die Mitarbeiter hätten mit Durchsagen und Einsatz von Sicherheitspersonal versucht, die Blockade aufzulösen. Laut Michaela Schneider war die Situation bis zum Konzertbeginn „ok“.

Auf den Vorwurf, die Rettungskräfte hätten im Notfall Probleme gehabt, zu den Verletzten zu kommen, stellt Schneider klar, dass die Sicherheit zu jeder Zeit gewährleistet war. „Wir hatten auch vier bis fünf Einsätze, hauptsächlich wegen der Hitze und Kreislauf, die reibungslos abliefen“, betont die Veranstalterin.
Auch eine Evakuierung des Schlossplatzes wäre zu jeder Zeit möglich gewesen, sagt Schneider. „Das Gelände ist innerhalb weniger Minuten zu räumen“, erläutert sie und verweist auf das Konzertende, wenn sich der Platz innerhalb weniger Minuten komplett leert. Dennoch: Für 2024 hat Allgäu Concerts Änderungen geplant.
„Wir werden einen zweiten Einlass rechts neben der Bühne planen. Und wir werden die Essens- und Getränkestände anders verteilen“, kündigt die Geschäftsführerin an. Trotz allem ist sie zufrieden mit dem Konzertwochenende in Meersburg und bilanziert: „Tolle Auftritte und wunderschönes Wetter.“