Die Schritte und Bewegungen klappen, der Ausdruck stimmt, jede Tänzerin kennt ihren Platz, und gleichzeitig steigt das Lampenfieber. An diesem Wochenende, 26. und 27. Oktober, heißt es im Saal des Gasthauses „Die Post“ jeweils um 18 Uhr „Oberteuringen tanzt!“.

Die Choreografie sitzt

Die Kinder wuseln durch den Saal, alles ist aufregend für sie. Auf der Bühne wissen Groß und Klein genau, was zu tun ist. Konzentriert und mit Körperspannung meistern sie die Choreografie. „Ihr macht das wunderschön, jetzt geht es nur noch darum, wer nach dem Lied von der Bühne wohin geht“, ruft Daniela Endres den jungen Tänzerinnen zu.

„Oberteuringen tanzt!“, heißt es am Wochenende im Gasthaus „Die Post“: Insgesamt 50 Kinder, Erwachsene mit und ...
„Oberteuringen tanzt!“, heißt es am Wochenende im Gasthaus „Die Post“: Insgesamt 50 Kinder, Erwachsene mit und ohne Behinderung sowie Jugendliche stehen gemeinsam auf der Bühne. | Bild: Claudia Wörner

Projekt bringt Menschen aus Oberteuringen zusammen

Für die Aufführungen mit rund 50 Mitwirkenden – Frauen, Schulkindern, Menschen mit Behinderung, Jugendlichen und Kindergartenkindern – wird seit Januar intensiv geprobt. Der bunte, generationenübergreifende Mix an Akteuren ist sicher eine Besonderheit, sagt Choreografin Daniela Endres. „Mein Ziel war, Menschen in Oberteuringen über dieses Tanzprojekt zusammenzubringen“, erklärt sie. Bei der Tanzpädagogin laufen alle Fäden zusammen.

Bürgermeister Ralf Meßmer lobt das Engagement von Daniela Endres. Mit großem Einsatz und viel Herzblut habe die Tanzpädagogin Oberteuringen zum Tanzen gebracht. Mit im Boot sind die Teuringer-Tal-Schule, der Helferkreis Flucht und Asyl und die Stiftung Liebenau.

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Neue Freundschaften und Abbau von Berührungsängsten

Anfangs trainierte Daniela Endres mit den verschiedenen Gruppen getrennt. Bei den sechs gemeinsamen Samstagsproben wurden die Choreografien zur Musik aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ineinander verwoben. Entstanden seien während des Prozesses neue Bekanntschaften und Freundschaften, schildert Daniela Endres.

Auch Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Behinderung seien abgebaut worden. „All das ist genauso wichtig wie das Ergebnis, das die Zuschauer am Wochenende auf der Bühne sehen werden.“

Choreografin Daniela Endres (vorne, Mitte) geht es bei dem Projekt auch darum, möglichst viele Menschen miteinander in Kontakt zu bringen.
Choreografin Daniela Endres (vorne, Mitte) geht es bei dem Projekt auch darum, möglichst viele Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. | Bild: Claudia Wörner

Hemmschwellen sind gefallen

Zu Gast war die Tanzpädagogin auch in der Gemeinschaftsunterkunft für Menschen mit Fluchthintergrund. Einzelne seien bei zwei oder drei Proben dabei gewesen, aber aus den verschiedensten Gründen habe es mit der Mitwirkung am Tanzprojekt, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ finanziell gefördert wird, dann doch nicht geklappt.

„Wir haben aber trotzdem Hemmschwellen abgebaut. Wenn wir uns jetzt im Ort begegnen, kennen wir uns und grüßen uns“, erzählt Endres. Somit sei das Ziel der Begegnung ja trotzdem erreicht. Ähnlich sei es auch mit den Leuten, die im Haus am Teuringer leben. „Mit ihnen war die Arbeit das ganze Jahr über wunderbar.“ Immerhin seien vier der acht Menschen auch bei der Aufführung dabei.

Tänzer freuen sich auf die Premiere

„Das wird eine spektakuläre Geschichte, bei der vieles nicht planbar ist“, sagt Tänzerin Alexandra Wernet, die auch die Kindergartenkinder auf die Aufführung vorbereitet hat. „Man muss es so annehmen, wie es ist. Es geht nicht um Perfektionismus, sondern um das gemeinsame Tun.“

Für Tänzerin Sara Wagner ist auch der Prozess ganz wichtig. „Das Projekt mit seinen Gruppen ist immer mehr gewachsen und – zack – jetzt tanzen wir alle zusammen“, erzählt sie in einer kleinen Pause zwischen zwei Tänzen.

Kinder brechen Schubladendenken der Erwachsenen auf

Im Stück „Trial & Error“ (Deutsch: Versuch und Irrtum) geht es um das Streben nach Glück, es handelt vom Versuch, Ziele zu erreichen und Überzeugungen zu leben. „Die Erwachsenen haben ein Schubladendenken und funktionieren gleichgeschaltet. Die Kinder brechen dieses Verhalten immer wieder auf und halten den Erwachsenen eine Art Spiegel vor“, erläutert die Choreografin.

Lampenfieber steigt

Während des Stücks kämen immer mehr Erwachsene auf die Idee, auszubrechen und im wahrsten Sinne aus der Reihe zu tanzen. „Am Schluss gibt es auf jeden Fall ein Happy End“, verrät sie. Auch bei ihr steige das Lampenfieber. Größte Herausforderung sei im Moment, genau festzulegen, was wer wann zu tun habe – wohlgemerkt neben dem Tanzen.

Kopf aus, Emotionen an

Besonders viel Freude habe sie als Tanzpädagogin, wenn sie sehe, wie die Schritte immer besser klappen. „Den Tänzerinnen gelingt es zunehmend, mit der Musik mitzufließen.“ Irgendwann sei der Kopf ausgeschaltet und der Raum für die Emotionen sei da. Genau das wünscht sie auch den Zuschauern. „Schön ist, wenn sie sich einfach auf das Stück einlassen, sich selbst öffnen und die Bilder wirken lassen.“

Premiere von „Oberteuringen tanzt!“ ist am Samstag, 26. Oktober im Saal des Restaurants „Die Post“. Die zweite Aufführung findet am Sonntag, 27. Oktober statt. Beginn ist jeweils um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.