Stadtförster Jörn Burger hatte gehofft, dass es dieses Jahr nicht so schlimm wird. Denn das nasse Frühjahr und der verregnete Sommerbeginn sprachen gegen die Ausbreitung des Borkenkäfers, der Hitze und Trockenheit liebt. „Letztlich ist er jetzt aber einfach nur vier Wochen später dran“, sagt Burger auf dem Weg nach Oberteuringen-Rieter.

Dort hat Familie Hager, private Waldbesitzer, um Unterstützung gebeten. Der Buchdrucker, eine Borkenkäferart, die Fichten befällt und tötet, droht, sich in dem Gebiet auszubreiten. Dann hilft nur noch eins: befallene Bäume so schnell wie möglich fällen und aus dem Wald herausnehmen, um die Käfervermehrung zu stoppen. „Wir stecken da viel Energie rein“, sagt Jörn Burger über den fast aussichtslosen Kampf gegen den unscheinbaren Feind.

Der Borkenkäfer ist schon seit vielen Jahren eine Plage und das Forstteam sowie Waldbesitzer halten gerade in trockenen Perioden stets die Augen nach erkennbaren Schäden offen. Bei befallenen Bäumen verfärben sich die Kronen von unten nach oben hin braun. Es fällt Rinde ab, am Boden liegen grüne oder braune Nadeln und Bohrmehl ist erkennbar.

Auf den grünen Zweigen ist Bohrmehl erkennbar.
Auf den grünen Zweigen ist Bohrmehl erkennbar. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Je trockener die Fichte, je anfälliger ist sie

Konnten sich gesunde Fichten noch gut selbst gegen den Käfer zu Wehr setzen, schwächt der Klimawandel die Fichtenwälder. Je trockener die Bäume, desto weniger gut können sie sich wehren. „Die Bäume sind von der Trockenheit geschwächt“, erklärt Jörg Burger. Das erkennt der Borkenkäfer und fliegt diese gezielt an.

Vor Ort sind bereits Josef und Fabian Hager, Forstmitarbeiter Bernhard Brutsch und Patrick Großmann im Einsatz. Großmann, der ein Forstunternehmen in Glashütten in Illmensee führt, unterstützt mit seinem Harvester, einer speziellen Holzernte-Maschine, die Arbeiten. Bernhard Brutsch nimmt eine Rinde eines gefällten Baumes und dreht sie um. Der Blick auf das weiße Gewimmel der Larven macht klar, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit ist. Sonst breitet sich der Käfer aus und befällt den nächsten Baum.

Borkenkäfer unter der Rinde eines befallenen Baumes.
Borkenkäfer unter der Rinde eines befallenen Baumes. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Die betroffenen Fichten sind bereits markiert, nach und nach werden sie gefällt, entrindet zersägt und aus dem Wald gefahren. Dort werden sie in ausreichend Abstand zum Fichtenwald gelagert. Das Käferholz wird dann abgeholt und an ein Sägewerk verkauft – für weniger Geld als für frisches Fichtenholz.

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Waldbesitzer Fabian Hager möchte handeln

Fabian Hager, der Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt, hat den Befall gemeldet. Regelmäßig wird der Wald auf erkennbare Schäden kontrolliert. Die betroffenen Fichten sind eigentlich noch zu jung, um gefällt zu werden, doch eine Alternative gibt es nicht. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Familie mit einer starken Borkenkäfer-Population zu kämpfen, nun müssen rund 200 Bäume weichen. „Es ist schon anstrengend, dass das wieder von vorn los geht“, sagt Fabian Hager. Doch statt sich weiter zu ärgern, möchte er handeln. „Es hilft ja alles nichts.“

Dass die Waldbesitzer auch bei der Fällung dabei sind, ist eher ungewöhnlich. Doch Fabian Hager ist es wichtig, sich zu kümmern und dabei zu sein. „Das gehört dazu. Der Wald gehört unserer Familie.“

Waldbesitzer Fabian Hager unterstützt die Forstmitarbeiter im Kampf gegen den Borkenkäfer.
Waldbesitzer Fabian Hager unterstützt die Forstmitarbeiter im Kampf gegen den Borkenkäfer. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Der Baum fällt und der Harvester ist zur Stelle

Bernhard Brutsch hat sich in der Zwischenzeit durch das Unterholz gekämpft und ist bereits beim nächsten Baum. Über Funk sind die Männer miteinander verbunden, um zu kommunizieren. Brutsch versetzt der Fichte ein paar kräftige Hammerschläge, bevor er mit der Motorsäge an den angekeilten Stamm geht und dieser Richtung Harvester umfällt. Wenige Sekunden später hat Patrick Großmann den Baum mit seiner 19-Tonnen-Maschine erreicht und verarbeitet.

Patrick Großmann aus Glashütten in Illmensee mit seinem Harvester. Rasend schnell zersägt der Harvester die gefällten Bäume in ...
Patrick Großmann aus Glashütten in Illmensee mit seinem Harvester. Rasend schnell zersägt der Harvester die gefällten Bäume in abholbereite Stücke. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Um die gefällten Fichten steht auch viel gesunder Jungnachwuchs. Stadtförster Jörn Burger rät, junge Bestände früher freizustellen, damit sie vital aufwachsen können. Und robust genug werden, um sich gegen den Borkenkäfer zur Wehr setzen zu können.