Herr Hog, wie geht es Ihnen im elften Monat seit Beginn der Corona-Krise?

Die Veranstaltungstechnik ist zum Glück nicht mein einziger Geschäftszweig. Deshalb geht es mir im Vergleich zu vielen Kollegen einigermaßen ordentlich. Ich habe noch ein Tonstudio, in dem Leute ihre Musik aufnehmen können, außerdem mache ich Musik-Videos und arrangiere Musik. Als gelernter Elektroniker übernehme ich auch Reparaturen, zum Beispiel von Verstärkern, Keyboards und einigem mehr. Kürzlich erweckte ich auch ein altes Kassettendeck wieder zum Leben, da der Kunde unbedingt mal wieder seine alten Kassetten anhören wollte. Sechs Tage im Monat im SWR-Studio tragen auch ein wenig zur finanziellen Unterstützung bei. Jetzt macht sich bezahlt, dass ich beruflich schon immer auf einen gewissen Mix setze.

Welche Einbußen hatten Sie?

Die Ton- und Lichttechnik für Veranstaltungen macht normalerweise etwa 70 Prozent meiner Arbeit aus. Und das spüre ich als klassischer Selbstständiger natürlich. So sind bei mir Aufträge bei der Landesgartenschau in Überlingen, bei der Ravensburger Oberschwabenschau, beim Sommertheater Langenargen oder bei einigen Weihnachtsmärkten ersatzlos weggebrochen.

Haben in Ihrem Fall die Sofort- und Novemberhilfe funktioniert?

Das erste Unterstützungsgeld habe ich sofort und unkompliziert bekommen. Die Novemberhilfe habe ich zwar beantragt, aber darauf warte ich ebenso wie viele andere noch. Es gibt ja viele Existenzen auch in anderen Branchen, die bedroht sind wie zum Beispiel im Einzelhandel oder in der Gastronomie. Das ist sehr bedauerlich. Für uns Selbstständige ist es wirklich hart, denn jeder liebt ja seine Arbeit.

Wie lange halten Sie noch durch?

Zu Beginn der Krise im Frühjahr habe ich mir diese Frage schon gestellt und erst mal geschaut, wie viel Puffer ich noch habe und wie viel meine Familie und ich im Monat brauchen. Aber dann sind doch immer wieder Aufträge bei mir eingegangen. Mir war es schon immer sehr wichtig, für meine Kunden persönlich da zu sein. Das zahlt sich jetzt glücklicherweise aus. Also, ich komme momentan klar und glaube, dass ich die Krise auf jeden Fall noch bis zum Jahresende meistern kann.

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Wie strukturieren Sie aktuell Ihren Tag?

Ich habe immer etwas zu tun. Tagsüber arbeite ich in meiner Werkstatt und abends im Tonstudio. Positiv ist, dass ich meine beiden Kinder im Grundschulalter beim Homeschooling unterstützen kann. Außerdem habe ich als Hobby noch meine zwölf Flipperautomaten. Da gibt es immer etwas zu restaurieren und zu reparieren. Mir wird also nicht langweilig.

Flipper sind Alexander Hogs großes Hobby: Insgesamt zwölf der guten Stücke aus der analogen Zeit hat er bisher gesammelt.
Flipper sind Alexander Hogs großes Hobby: Insgesamt zwölf der guten Stücke aus der analogen Zeit hat er bisher gesammelt. | Bild: Claudia Wörner

Sie sind ja auch Musiker und spielen das Schlagzeug in der Band „Jamtastic“. Wie sehr fehlt Ihnen die Musik?

Natürlich fehlen mir die Auftritte sehr. Stattdessen konzentriere ich mich im Moment auf die Produktion von Musikvideos, für die unsere Band auf Youtube schon einige Klicks und Likes bekommen hat. Bei einigen befreundeten Musikern in Vereinen stelle ich leider eine große Frustration fest und manche überlegen sogar, ob sie ganz aufhören sollen. Aber Corona darf uns die Musik und Unterhaltungskunst nicht nehmen! Ich kann nur dazu motivieren, kurze Musikvideos aufzunehmen, damit die Leute sehen, dass es uns alle noch gibt.

Wie sind Sie zum Schlagzeugspielen gekommen?

Mein Vater war Gitarrist in einer Band in den 70er Jahren. Da habe ich immer dem Schlagzeuger zugesehen. Das hat mich fasziniert und habe dann mit zwölf Jahren selbst angefangen zu trommeln. Mit 13 oder 14 Jahren hatte ich mit unserer Familienband bereits meine ersten kleinen Auftritte. Richtigen Unterricht hatte ich nicht, ich bin Autodidakt. Wichtiger als das Notenlesen ist für mich, den Rhythmus zu spüren, um dem Song den richtigen Groove zu geben.

Es gab in Oberteuringen in der Adventszeit schöne Lichtaktionen, an denen auch Sie beteiligt waren.

Die „Glanzlichter“ mit der Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und der Kirchen waren eine tolle Aktion, die bei den Bürgern sehr gut angekommen ist. Mich hat vor allem gefreut, dass ich mal wieder raus konnte und dass die Leute glückliche Momente hatten. Das ist für mich das Wichtigste. Wenn wir jeden Monat so was hätten, wäre das ganz prima (lacht).

Im bunten Kleid: Der festlich beleuchtete St. Martin-Platz in Oberteuringen an den Weihnachtsfeiertagen.
Im bunten Kleid: Der festlich beleuchtete St. Martin-Platz in Oberteuringen an den Weihnachtsfeiertagen. | Bild: Claudia Wörner

Wie halten Sie sich bei Laune?

Ich bin ein von Grund auf fröhlicher Mensch und denke positiv. Ich hatte selbstverständlich auch Tage, an denen ich frustriert war. Aber ich habe mir immer gesagt, dass es trotz Corona irgendwie weitergeht.

Gibt es neben den finanziellen Einbußen noch andere Dinge, die Sie runterziehen?

Meines Erachtens ist neben den Krankheits- und Todesfällen die größte Katastrophe, wie viele Leute inzwischen angespannt und aggressiv miteinander umgehen. Es ist schlimm, dass wegen unterschiedlicher Ansichten in Sachen Corona-Virus und dem Umgang mit der Pandemie sogar langjährige Freundschaften zu Bruch gehen.

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Was gibt Ihnen Hoffnung?

Die Zeit wird es bringen und auf dieses Ziel konzentriere ich mich. Dabei vermeide ich es, einen konkreten Termin zu fixieren, um nicht enttäuscht zu werden. Die Aussicht auf die anstehenden Impfungen geben trotz der vielen Unsicherheiten Hoffnung, dass sich die Lage etwas entspannt. Für mich ist es wichtig, nicht dazusitzen und den Kopf hängen zu lassen, sondern den eigenen Antrieb zu nutzen. Außerdem habe ich eine tolle Familie, die mich stärkt und mir viel Kraft gibt.

Auch das Oberteuringer Rathaus erstrahlte mit besonderen Leuchteffekten in einem besonderen Licht.
Auch das Oberteuringer Rathaus erstrahlte mit besonderen Leuchteffekten in einem besonderen Licht. | Bild: Claudia Wörner

Was wollen Sie als erstes in Angriff nehmen, wenn die Corona-Krise vorbei ist?

Ich werde Auftritte mit unserer Band „Jamtastic“ organisieren, um unser Publikum endlich wieder mit Live-Musik zu erfreuen. Darauf warten wir, glaube ich, alle.