Frau Schukat, nur noch kurze Zeit und Sie gehen in den Ruhestand. Haben Sie sich darauf vorbereitet oder lassen Sie es einfach auf sich zukommen?

Also ich habe mich gar nicht darauf vorbereitet. Ich bin ein Mensch, der sehr spontan ist und ich lasse das einfach mal auf mich zukommen.

Man sagt, viele Ruheständler fallen zunächst in ein „Loch“, weil der gewohnte Rhythmus wegfällt. Was meinen Sie?

Das kann schon passieren, wenn man wie ich nach 48 Jahren im Beruf plötzlich aus dem gewohnten Rhythmus herausfällt. Aber ich denke, ich werde meine Struktur schon finden. Und ohne Struktur geht es ja nicht, auch nicht im Ruhestand.

Wie stellen Sie sich Ihren künftigen Tagesablauf vor?

Erst mal jeden Tag in aller Ruhe frühstücken, ohne jeglichen Zeitdruck. Und dann habe ich ja Haus und Garten und da ist schon einiges zu tun tagsüber, was ich bisher nicht in Ruhe machen konnte. Vor allem kann ich selbst über meine Termine bestimmen und nicht andere bestimmen über meine Zeiteinteilung – das bedeutet schon ein stückweit zusätzliche Freiheit.

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Auf was freuen Sie sich am meisten in der neuen Situation?

Ach ja, erst mal freue ich mich auf ausgedehnte Spaziergänge, denn ich bin sehr gerne in der Natur. Wenn möglich möchte ich auch gerne wieder reisen, weil ich sehr gerne reise. Ich bin ein absoluter Südamerika-Fan. Ich war schon, als ich jung war, in Chile für drei Monate. Was mich noch sehr interessiert ist Namibia.

Glauben Sie, dass Sie etwas vermissen werden – und wenn ja, was?

Ja, auf jeden Fall den Kontakt zu den Kollegen, zum Bürgermeister und auch diese Nähe zum Bürger, das wird mir mit Sicherheit fehlen.

Im Juli 2018: Mit einem symbolischen Schnitt gaben (von links) Egon Schumacher, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Lellwangen (BGL), ...
Im Juli 2018: Mit einem symbolischen Schnitt gaben (von links) Egon Schumacher, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Lellwangen (BGL), Bürgermeister Fabian Meschenmoser, Ortsbaumeisterin Karin Schukat, Brigitte Grauel, stellvertretende Vorsitzende der BGL, und Planer René Fregin den Dorfplatz frei. | Bild: Christiane Keutner

Was sind Ihre Ziele in der neuen Situation und was wollen Sie noch erreichen?

Vor allem gesund bleiben und möglichst lange meine Rente zu genießen.

Welche Schwerpunkte werden Ihr künftiges Leben bestimmen?

Mir ist vor allem wichtig, dass ich viele Jahre noch mit meinem Mann zusammen etwas erleben kann.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie eine eher technische Laufbahn eingeschlagen haben?

Das kam daher, weil Rechnen und Zeichnen schon in der Schule meine Leidenschaft waren. Ich wollte Grafikerin werden, aber hier gab es keine Grafiker-Schule. Ich war beim Arbeitsamt bei der Berufsberatung und die haben mir vorgeschlagen, Bauzeichnerin zu werden. So habe ich eine Lehre als Bauzeichnerin gemacht. Das war bei der Markgräflich Badische Verwaltung in Salem. Wir haben alle Bereiche abgedeckt. Ich bin mit 16 Jahren dorthin gekommen und das ganze Umfeld hat mich sehr geprägt. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Bauzeichnen mir nicht reicht, ich kann mehr. Ich habe nebenberuflich, über vier Jahre, ein Studium zur staatlich geprüften Bautechnikerin in Würzburg absolviert.

Was war der besondere Reiz, um die Herausforderung in Deggenhausertal anzunehmen?

Ich habe nicht so recht gewusst, was alles auf mich zukommt. Aber der ganz besondere Reiz für mich war die Vielfältigkeit der verschiedenen Bereiche, für die ich verantwortlich war. Zunächst der Bauhof, die Wasserversorgung und die Abwasserbeseitigung mit dem Klärwerk und es kam immer wieder etwas Neues dazu. Ich musste mich immer wieder neu orientieren und in neue Themen einarbeiten und das hat mir großen Spaß gemacht: Hoch-, ­Tief-, Straßenbau und Ingenieurbau, also Brückenbauwerke. Es war zu der Zeit noch recht ungewöhnlich, dass eine Frau Ortsbaumeisterin ist – das war schon eine Ausnahme.

Ortsbaumeisterin Karin Schukat mit dem früheren Bürgermeister Knut Simon und Plänen der Ortsdurchfahrt von Urnau. Das war 2016.
Ortsbaumeisterin Karin Schukat mit dem früheren Bürgermeister Knut Simon und Plänen der Ortsdurchfahrt von Urnau. Das war 2016. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Welches waren die, aus Ihrer Sicht, wichtigen Entscheidungen für die Entwicklung der Gemeinde – bezogen auf den Baubereich?

Entscheidend waren unter anderem die Erweiterung des Hallenbades mit Sauna und der Mediothek sowie die damit verbundene Erweiterung der Grundschule in diesem Bereich. Da war anfangs die große Frage, was machen wir mit dem Hallenbad. Und dann hat der Gemeinderat entschieden, wir stellen das Hallenbad auf neue Beine – und diese Entscheidung hat sich bis heute bewährt. Auch der Anbau des Kinderhauses in Untersiggingen an den vorhandenen Kindergarten war eine wichtige und große Entscheidung von der man bis heute noch zehrt.

Wenn Sie Ihr berufliches Leben Revue passieren lassen, an was erinnern Sie sich besonders gerne?

Die Diskussionen im Gemeinderat haben mich immer wieder fasziniert. Nicht auf mich bezogen, sondern wie fundiert, sachlich, fachlich und objektiv der Gemeinderat die verschiedenen Themen anpackt. Auch bei strittigen Themen. Wobei die Entscheidungen aufgrund der vorangegangenen Diskussionen schlussendlich von allen getragen wurden und werden. Ich habe immer nur das ausgeführt, was zuvor der Gemeinderat beschlossen hat.

FRAGEN: WOLF-DIETER GUIP