Herr Blank, wie wird man zum Weinkenner?
Wie man dazu wird, das kann ich gar nicht richtig sagen. Vielleicht bin ich ja selber gar keiner.
Das glaube ich Ihnen jetzt aber nicht.
Na ja, ich befasse mich natürlich eingehend mit dem Thema Wein. Und soviel steht auch fest: Probieren hilft.
Probieren müssen Sie als Weinhändler ja von Berufs wegen. Doch seit wann tun Sie das? Haben Sie schon vorher mit dem Probieren begonnen? In Ihrer Jugend, als es vielleicht noch nicht absehbar war, dass Sie einen Weinhandel aufmachen?
Ich komme aus der Gastronomie. Meine Eltern hatten ein Hotel. Da war der Wein immer ein Gesprächsthema. Von daher bin ich sozusagen mit dem Wein groß geworden. Schon, weil er immer zu einem guten Essen dazu gehört. Wein ist auch stets ein wichtiger Faktor für die Geselligkeit.
Blicken wir noch einmal in Ihre Jugend zurück. Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie besonders gereizt hat am Wein?
Das war die Vielfalt, die vielen Geschmacksnuancen. Wein habe ich einfach spannender gefunden als Bier. Er hat deutlich mehr Aromen.
Aus der Vorliebe, aus Faszination ist dann also beim jungen Bernd Blank ein Berufswunsch geworden?
Moment! So schnell ging das dann auch nicht. Am Anfang stand eine Ausbildung, aber nicht zum Kaufmann, sondern zum Koch. Und das obwohl ich ja von zu Hause her vorgewarnt war.
Vorgewarnt?
Von wegen der Arbeitszeiten, des Stresses in der Küche, vor allem, dass man quasi niemals frei hat. Hat mich alles aber nicht so richtig abgeschreckt. Außerdem hatte ich keinen blassen Schimmer, was ich sonst machen könnte.
Hat Ihnen auch was gut gefallen an der Arbeit als Koch?
Oh ja. Der Umgang mit Lebensmitteln, der hat mich immer schon gereizt. Gefallen hat mir auch das Arbeiten im Team. Es geht Hand in Hand. Da hatte ich auch ziemliches Glück. Mein Küchenchef war von der ruhigeren Art. Das sind ja keineswegs alle. Überhaupt kann es in Küchen manchmal sehr ruppig zugehen. Wie gesagt: die Arbeit dort kann sehr schnell sehr stressig werden. Gefallen hat mir aber auch, dass man als Koch herumkommen kann in der Welt. So war ich zum Beispiel fast ein halbes Jahr auf den Cayman-Inseln. Aber die spielen ja weniger eine kulinarische Rolle, sondern eher als Finanzplatz.
Und wohin ging es dann?
An den Markdorfer Gehrenberg. Dort habe mich am Wirtshaus beteiligt und bin dort Küchenchef geworden. Von da an war der nächste Schritt in den Weinverkauf vorgezeichnet.
Inwiefern? War Ihnen das Kochen nicht genug?
(Lacht) Nein, es war eher eine Interessenverlagerung. Das Thema hatte ich ja immer noch auf dem Schirm. Musste ich auch, schließlich lag der Weineinkauf fürs Wirtshaus in meinen Händen. Da gab es die Zusammenarbeit mit dem hiesigen Handel. Und irgendwann ist mir aufgegangen, dass zum Beispiel der italienische Wein sich vor Ort sehr viel günstiger einkaufen lässt als hier. Man muss nur ein Gewerbe anmelden. Das habe ich dann auch gemacht, um eine Verbrauchssteuernummer für den Zoll zu bekommen. 1998 bin ich dann endgültig raus aus dem Wirtshaus. Da habe ich aber schon zwei Jahre lang in Friedrichshafen mein eigenes Weinlager gehabt.
Hatten Sie keine Bedenken vor diesem Schritt?
Nicht wirklich. Die Selbstständigkeit hat mich nie geschreckt – im Gegenteil. Und ich habe es bis heute nicht bereut.
Woher kommen eigentlich Ihre Kunden? Aus Markdorf?
Hm, ja auch. Aber viele auch aus Überlingen und Friedrichshafen, das heißt inzwischen immer mehr aus Salem, aus dem Deggenhausertal und aus Oberteuringen. Natürlich habe ich auch treue Stammkunden aus Markdorf.
Wie wichtig ist ein fester Kundenstamm in Ihrer Branche?
Sehr wichtig, bei mir machen die Stammkunden rund 90 Prozent der Kundschaft aus.
Und wieso kommen die Leute immer wieder?
Weil ihnen mein Wein schmeckt – nein, im Ernst, vor allem, weil Weinkauf Vertrauenssache ist. Man vertraut dem, was der Weinhändler sagt. Und man kann das, weil der einen kennt. Weil er um die Geschmacksvorlieben weiß. Wenn er etwas Neues, etwas Anderes empfiehlt, kann er auf sein Vorwissen aufbauen. Das gibt eine gewisse Sicherheit.
Ein oft angesprochenes Thema des Fachhandels ist die sogenannte Schwellenangst seitens der Kundschaft. Begegnet sie auch Ihnen?
Schwellenangst ist immer ein Problem. Da trauen sich Leute nicht ins Geschäft, weil sie glauben, dass sie zu wenig Ahnung haben. Viele denken ja auch, Weintrinken ist was Elitäres. Aber das ist völlig falsch. Man kann Wein auch einfach so trinken – ohne viel Theater.
Das sagen Sie den Leuten?
Das sage ich den Leuten. Ich sage ihnen auch, dass sie sich ganz entspannt in meinem Geschäft umschauen sollen. Aber wenn sie Fragen haben, einfach fragen. Und wenn sie dann sehen, dass man nicht unbedingt Riesensummen ausgeben muss für einen guten Wein, dann kommen sie auch wieder. Vielleicht wollen sie dann auch mal etwas Anderes probieren. Was Besonderes, was ich von einem der etwa 40 Wein-Produzenten mitgebracht habe, mit denen ich zusammenarbeite – aus Italien oder aus Österreich. Diese enge Zusammenarbeit mit den Wein-Produzenten, die macht mir übrigens großen Spaß. Anders als wenn ich meinen Wein vom Großhändler abnehmen würde, komme ich mit den Winzern in direkten Kontakt. Ich höre, was sie umtreibt. In Italien, da steht das Geschäftliche erst an zweiter Stelle, nach dem Smalltalk wird es irgendwann zum Thema. Und was kann einem Besseres passieren? Als auf nette Menschen zu treffen, von ihnen zum Essen eingeladen zu werden, über Gott, die Welt und Wein zu sprechen?
Herr Blank, wenn ich mich hiier umschaue, sehe ich vor allem italienische Weine, auch spanische...
Ja, aber auch französische und den einen oder anderen aus Deutschland und Österreich.
Wie kommt der Weinhandel durch die Corona-Pandemie?
Mit Abstand, mit Maske, mit strenger Hygiene.
Macht Ihnen die Corona-Pandemie sehr zu schaffen?
Wir Weinhändler stehen schon sehr unter Druck. Schon weil die Lokale inzwischen ja bereits wieder geschlossen sind. Da fallen starke Abnehmer weg. Und wie für den Einzelhandel insgesamt, verlagert sich auch in unserer Branche der Verkauf ins Netz. Auch das bereitet Probleme. Und mir persönlich hat Corona einen Strich durch mein Geschäftsjubiläum gemacht. Eigentlich hätten wir 2020 gerne unser 25-Jähriges gefeiert. Daraus wurde nun nichts. Aber vielleicht entspannt sich die Lage ja doch noch in den nächsten Monaten. Dann können wir was zum Zehnjährigen hier in der Ravensburger Straße machen.
Fragen: Jörg Büsche