Herr Schmidmeister, Sie waren fast 50 Jahre in der Feuerwehr aktiv. Was waren die Gründe, dass Sie als 17-Jähriger in die Freiwillige Feuerwehr eingetreten sind?

Damals gab es das Gerätehaus noch nicht. Die Garage, in der der Tragkraftspitzenanhänger stand, war genau neben unserem Haus. So habe ich sehr früh Berührungspunkte zur Feuerwehr gehabt, als die Kameraden dort geübt haben. Und letztendlich war ausschlaggebend, dass ein Freund von mir gesagt hat, er würde gerne zur Feuerwehr gehen, ob ich nicht auch gerne eintreten würde.

Wie war die Feuerwehr seinerzeit im Deggenhausertal organisiert?

Die Feuerwehr hatte damals fünf Abteilungen, die selbstständig ihre Übungsabende durchführten. In Homberg, Deggenhausen, Untersiggingen, Urnau und Wittenhofen. Bei größeren Einsätzen haben die Abteilungen dann alle zusammengearbeitet. Die Abteilungen wurden 2007 aufgelöst und es gab nur noch die Freiwillige Feuerwehr Deggenhausertal. Aus den damaligen Feuerwehrabteilungen sind die Kameradschaften entstanden, die es heute in diese Form noch gibt.

Welche Voraussetzungen mussten Sie erfüllen, um im aktiven Dienst bei Einsätzen dabei sein zu können?

Zu der Zeit gab es groß keine Voraussetzungen. Es gab auch die Ausbildungslehrgänge noch nicht. Man musste an den Übungen teilnehmen und es ist erwartet worden, dass man die Leistungsabzeichen macht. Damals gab es keine Leitstelle und es gab keinen bundeseinheitlichen Notruf. Es wurde auf dem Rathaus angerufen, wenn ein Brandfall eingetreten ist. Und dann wurde die Sirene von Hand ausgelöst. Das Miteinander war ganz anders. Es war alles im Tal landwirtschaftlich geprägt und es sind Helfer aus der Bevölkerung zum Brand gekommen, um die Wehrleute zu unterstützen.

Welcher Art waren die Einsätze zu Beginn Ihrer Laufbahn?

Zu Beginn hat es sich ausschließlich um Brandeinsätze gehandelt. Später wurden die technische Hilfeleistung und die entsprechenden Verantwortlichkeiten gesetzlich geregelt.

Wie war die Feuerwehr damals ausgestattet?

Jede Abteilung hatte einen Tragkraftspritzenanhänger mit einer Tragkraftspritze. Der bestand aus einer Pumpe und den erforderlichen Schläuchen. Es gab zu dieser Zeit keine Atemschutzgeräte und keine Hilfsmittel, das war absolut nicht vorhanden. Und trotzdem war die Feuerwehr leistungsfähig.

Können sie sich noch an Ihren ersten Einsatz erinnern?

Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern und es war nicht spektakulär. Es war an einem Samstagnachmittag. Da gab es in Harresheim eine offene Mülldeponie – wie in jeder Gemeinde. Und die hat gebrannt. Wir haben den Brand schnell unter Kontrolle gebracht.

Wie war Ihre persönliche Entwicklung in der Wehr?

Ich habe klein angefangen. Zunächst als Schriftführer in der Abteilung Wittenhofen, dann stellvertretender Abteilungskommandant. Später ging es los mit Lehrgängen und Ausbildungen. Zunächst als Atemschutzgeräteträger und Sprechfunker. Dann habe ich Lehrgänge zum Gruppenführer, für technische Hilfeleistung und Funkführer absolviert. Ich wurde Ausbilder für Truppmann und Truppführer und habe viele weitere Lehrgänge und Seminare besucht; wie Massenunfall mit Verletzten und patientengerechte Unfallrettung aus Lkw und Pkw – und das alles ehrenamtlich und in der Freizeit. Ich war auch noch einige Jahre Fernmeldesachbearbeiter im Kreisfeuerwehrverband Bodenseekreis. 1996 wurde ich erster stellvertretender Kommandant der Gesamtwehr der Freiwilligen Feuerwehr Deggenhausertal – und das für 25 Jahre.

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Wie haben sich die Einsätze, Einsatzschwerpunkte über die Jahre verändert?

Es hat sich vom reinen Brandeinsatz hin zu technischen Hilfeleistungseinsätzen vom Verkehrsunfall, über Gefahrenunfälle und Personenrettung entwickelt. Hier liegt in den vergangenen Jahren der Schwerpunkt, die Hilfeleistungsfälle überwiegen heute.

Der Dienst in der Feuerwehr ist nicht nur freiwillig, also ehrenamtlich, sondern kann auch gefährlich sein. Wie begegnen Sie diesem Risiko?

Hier ist die unabdingbare Grundlage eine fundierte Ausbildung, die laufend aktualisiert wird sowie Übungen, um Sicherheit bei möglichen Einsätzen zu haben. Es gilt Gefahren zu erkennen. Und das Arbeiten im Team ist von großer Bedeutung, dass einer auf den anderen mit aufpasst und man sich aufeinander verlassen kann – deshalb spielt die Kameradschaft in der Feuerwehr auch eine so große Rolle.

Wie verkraftet man tragische Situationen, die es bei Einsätzen immer wieder geben kann?

Das Allerwichtigste ist, dass man nach dem Einsatz darüber redet. Man darf es nicht mit sich selbst ausmachen wollen und mit der Belastung nach Hause fahren. Und es gibt auch einen Einsatznachsorgedienst, der hilft und Ratschläge gibt.

Wie geht man damit um, auch mitten in der Nacht aufstehen zu müssen und zum Feuerwehrgerätehaus zu eilen?

In jungen Jahren ist das absolut kein Thema, man gewähnt sich einfach daran. Wenn man älter wird, wird es schon schwerer.

Was war Ihnen wichtig bei Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Feuerwehr?

Wichtig war und ist mir auf jeden Fall der kameradschaftliche Zusammenhalt. Und dass man junge Leute immer wieder für die Feuerwehr begeistern und gewinnen kann. Alles vor dem Hintergrund, mit allem was man tut letztendlich anderen Menschen helfen zu können. Gemäß dem Leitspruch: Einer für Alle, Alle für Einen, Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.

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Was hat Ihnen Freude beim Feuerwehrdienst bereitet?

Der Umgang mit Menschen. Die Kameradschaft. Technik zu erlernen und zu erleben. Und das angeeignete Wissen und Können mit anderen zu teilen und sich für andere einzusetzen.

Werden Sie den Feuerwehrdienst jetzt vermissen?

Ja und nein. Zu Anfang ist es ungewohnt, wenn ich die Feuerwehrfahrzeuge rausfahren höre und ich bin nicht dabei. Aber ich bin nicht ganz weg. Und die Kameradschaft wird weiter gelebt. Wir sehen uns und ich werde weiterhin für sie da sein im Bereich Funkwesen und auch in allen anderen Fragen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.

Was sagen Sie einem jungen Menschen, der sich für den Dienst in der Feuerwehr interessiert?

Dass das sehr schön ist, dass er sich dafür interessiert und ich mich darüber freue. Es ist wichtig, dass junges Potential da ist, dass die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr gewährleistet ist. Mit Sicherheit in der Dienst in der Feuerwehr für die Leute auch sehr interessant. Die Fahrzeugtechnik, die Technik in den Fahrzeugen kennenzulernen und mit ihr umzugehen. Ich muss immer wieder auf das Kameradschaftliche und Soziale zurückkommen, das für die Feuerwehr insgesamt und für den Einzelne von großer Bedeutung ist.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?

So gut es geht, die Feuerwehr weiter zu unterstützen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

FRAGEN: WOLF-DIETER GUIP