Wer die Stichworte Post, Owingen und Öffnungszeiten bei der Internet-Suchmaschine Google eingibt, rennt in die Irre. Darauf machte Jörg Schirm am Mittwoch in der Sitzung des Gemeinderats aufmerksam. Er sei auf Postkunden getroffen, die davon ausgingen, dass sie in Owingen Pakete abgeben könnten. Das geht momentan allerdings nicht. Die Post ist zu.
Ratskollege Simon Martin weiß, dass Google in solchen Dingen, die automatisch generiert werden, den tatsächlichen Gegebenheiten manchmal hinterherhinkt. Bis die Suchmaschine über die Standortdaten von eingewählten Handys registriert, dass die Postfiliale in Owingen geschlossen ist, kann es noch ein paar Tage dauern. Bis dahin hat die neue Post vielleicht schon wieder geöffnet.
Start im Februar angepeilt
Eine neue Filiale wird im Owinger Getränkehandel der Familie Allweyer eingerichtet. Wie Bürgermeister Henrik Wengert sagte, lasse sich der zunächst geplante Eröffnungstermin am 20. Januar nicht halten, weil die Post-Möbel nicht so schnell lieferbar seien. Aktuell werde deshalb der 6. Februar als Startdatum angestrebt. Für Wengert handelt es sich um eine verträgliche Übergangszeit. Er freue sich, dass nach der Schließung der Post im Herbst mit Beginn des neuen Jahres bei Allweyer ein neuer Betreiber gefunden wurde. Für den bisherigen Betreiber habe sich das Geschäft, das mit dem Verkauf von Schreibwaren gekoppelt war, nicht gelohnt. Die Gemeinde stelle die Räume zwar kostengünstig zur Verfügung. Realistischerweise aber lasse sich eine Postfiliale nur zusätzlich und in Verbindung mit einem anderen, für sich genommen rentablen, Geschäft nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betreiben.
Vorschlag kam von der Gemeinde
Wie Wengert sagte, habe die Gemeinde mehrere potenzielle Betreiber vorgeschlagen, woraufhin sich die Post bei Allweyer meldete. Juniorchef Dominik Allweyer bestätigt, dass die Post auf den Getränkehandel zugekommen sei, und es sich für ihren Betrieb um den idealen Zeitpunkt handle. Nach Übernahme des Geschäfts durch ihn und seine Frau Nadine Allweyer seien sie derzeit mit einem Um- und Ausbau beschäftigt. Die Möglichkeit, die sich ihnen mit der Übernahme des Postbetriebs kurzfristig ergab, habe die Gesamtmaßnahme eher „beschleunigt“, so Dominik Allweyer.
Er ist der Schwiegersohn von Renate und Klaus Allweyer und Ehemann von Nadine Allweyer. Im Dezember kam ihr zweites Kind zur Welt. Dominik Allweyer ist froh, dass er auf die kaufmännische Expertise seiner Schwiegereltern zurückgreifen kann, wenn es darum geht, den Getränkehandel in die nächste Generation überzuführen. Er

ist gelernter Heilerziehungspfleger. Die Kunst ihres Geschäfts liege darin, Trends im Getränkekonsum richtig zu erkennen und Vorratshaltung so zu betreiben, dass keine unnötigen Transport- und Lagerkosten entstehen.
Vom Fassmacher zum Sprudelhändler
Der Getränkehandel geht auf eine Gründung von Georg Allweyer in den 1950er Jahren zurück. Er war der Großvater des jetzigen Senior-Chefs Klaus Allweyer. Sein Opa, so Klaus Allweyer, war Küfer, baute also Fässer. Er habe aus Holz unter anderem Güllefässer gefertigt. Als das Küferhandwerk vom Aussterben bedroht war, und andere Küfer versuchten, sich übergangsweise mit einer Mostpresse zu verdingen, habe Georg Allweyer den Handel mit Peterstaler und Rippoldsauer Mineralwasser angefangen. „Flaschenweise“, so Klaus Allweyer. Der Betrieb wuchs, und im Oktober 1991, so Renate Allweyer, übernahmen sie und ihr Mann Klaus das Geschäft. In diesem Jahr nun übergaben sie es an ihre Nachfolger.
„Mir ist es selbst ein Anliegen, dass wir in Owingen weiter eine Post haben“, sagt Dominik Allweyer. „Es ist schon angenehm, wenn man seine Pakete direkt im Ort abgeben kann und nicht extra ins Auto steigen muss. Gerade für ältere Bewohner.“ Ihr Getränkehandel war bisher eine Annahmestelle für Hermes-Pakete. Ob es sie auch künftig noch gibt, sei wegen einer von der Post AG vorgegebenen Wettbewerbsklausel noch unklar und werde geprüft.
Über Trends im Getränkehandel
Bei der Frage, ob die Leute ihr Paket statt per Hermes dann nicht einfach bei DHL aufgeben wollen, antwortet Dominik Allweyer lachend, dass es um vielleicht vier oder fünf Hermes-Pakete pro Woche handle, diese Kunden am Altbewährten gerne festhalten und sich für Änderungen nicht vorschnell begeistern. So wie es auch im Getränkehandel Kunden gebe, die eisern am liebgewonnenen Mineralwasser festhalten. Seit Jahren.
Langfristig betrachtet durchläuft der Getränkehandel aber einen Wandel, an dem sich auch ein gesellschaftlicher Wandel ablesen lässt. Der Trend gehe zu zuckerfreien Getränken, und Säfte seien immer speziellere Sorten. Der Anteil alkoholfreier Getränke im Vergleich zu Bier liege mittlerweile bei etwa 50 Prozent. Beim Bier gehe der Trend zu Sorten aus der Region und zu Bio-Bier. Alkoholfreies Bier sei früher einmal „ein Tabuthema“ gewesen, so der Juniorchef, mittlerweile betrage ihr Anteil unter allen Bieren im Verkauf etwa ein Viertel oder ein Fünftel.