Owingen – Sie haben vieles gemeinsam, der Biotopverbund Bodensee der Heinz-Sielmann-Stiftung und der Landessortenerhaltungsgarten für Birnen auf dem Unterfrickhof bei Billafingen. Hier geht es um die Stärkung der natürlichen Artenvielfalt, dort um den Sortenreichtum der Obstkultur – doch hinter beiden Projekten steckt das Ziel nach dem Erhalt des genetischen Erbes. Gemeinsam feiern die beiden Initiativen jetzt einen runden Geburtstag: Der Birnensortengarten wird 30 Jahre alt, der Biotopverbund 20 Jahre.
Eine der Klammern um beide Projekte ist Thomas Hepperle, langjähriger Leiter des Landwirtschaftsamts im Kreis Konstanz und anerkannter „Birnenpapst“, der den Sortengarten des Landes in Billafingen 1994 ins Leben gerufen hat. Mehrere Jahre hatte er das Projekt vorbereitet, sodass der heute 70-Jährige mit Fug und Recht sagen kann: „Ich habe mich mein halbes Leben den Birnbäumen gewidmet.“ Dass Hepperle zugleich gemeinsam mit Peter Berthold die Weichen für den Biotopverbund stellte und heute noch ehrenamtlich mitarbeitet, schließt quasi den Kreis. Denn zugleich ist er auch wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kompetenzzentrums Obstbau.
Der Erhalt und die Pflege alter Obstsorten ist für Hepperle nicht nur von akademischem Interesse. „Wir sind dabei, durch Kreuzung geeigneter Birnen klimaresiliente Eigenschaften und Verwertungsqualitäten zu verbinden.“ Dass es vielen Apfel- und Birnbäumen nicht gut geht, lässt sich an ihren Kronen ablesen. „Der Trockenstress setzt vielen Sorten immer mehr zu“, erklärt Hepperle. Dazu gehört unter anderem die legendäre Champagner-Bratbirne. Aber auch vielen anderen Sorten ist die Klimaveränderung deutlich anzumerken. Für Hepperle ist dies umso bedauerlicher, als viele Birnen die örtliche Kulturgeschichte widerspiegeln, wie die Sipplinger Klosterbirne oder Weinbirne vom Bodensee.
Die beim Unterfrickhof kultivierten Birnen können dort auf ihre Sorteneigenschaften beobachtet werden. Dazu gehören der Wuchs des Baumes, die Frosthärte oder die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Gleichzeitig werden die Verwertungseigenschaften auf den Prüfstand gestellt. „Die heute noch vorhandenen Birnensorten sind ein wichtiges Reservoir mit den unterschiedlichsten Erbanlagen“, betont Thomas Hepperle. Dies sei um so wichtiger, weil an die Obsterzeugung immer neue Anforderungen gestellt werden, die sich an Wünschen der Verbraucher, aber auch an Produktions- und Vermarktungsbedingungen orientieren müssen.
Im ersten Anlauf hatte Thomas Hepperle Anfang der 1990er Jahre einen Streuobstgarten ins Auge gefasst. Doch für die geplante Sortenvielfalt hätte die Fläche von 2,3¦Hektar nicht ausgereicht. So wurde der Landessortenerhaltungsgarten 1994 in Form von kleineren Halbstammbäumen angelegt. 2010 kam die Heinz-Sielmann-Stiftung als Projektpartner dazu. Sie übernahm die finanzielle und ideelle Verantwortung für eine weitere Fläche, auf der Tafelbirnen auf Niederstammbäumen kultiviert werden. Insgesamt umfasst der Sortengarten 4,2¦Hektar und birgt über 500¦Sorten, die in der Regel mit zwei oder drei Exemplaren vertreten sind.
Die beiden runden Geburtstage werden aufgrund der vielfältigen Verbindungen gemeinsam gefeiert. Die Veranstaltung beginnt am Freitag, 27.¦September um 10¦Uhr mit einer Tagung zum Thema Streuobst, die von Ulrich Mayr vom Kompetenzzentrum Bavendorf moderiert wird. Am Nachmittag stehen Führungen zum Heinz-Sielmann-Weiher und zum Birnensortengarten auf dem Programm. Am Wochenende ist eine Obstsortenausstellung geöffnet.