Ist es Lernen am Vorbild oder liegt es an den Genen? Sicher ist, dass Rosa Häuptle ihrem Vater Hans-Georg Benz aus Owingen gleich in zwei Bereichen nacheifert. Die Musikhochschulabsolventin spielt ebenso Trompete wie der langjährige Vorsitzende und Ausbilder beim Musikverein, der bei Bedarf auch das Flügelhorn bedient. Noch etwas bemerkenswerter ist, dass sie sich mit ähnlichem Eifer der Holzbildhauerei hingibt: Vater und Tochter zaubern mit ihren Werkzeugen und viel Geschick begehrte Fastnachtsmasken.

Diese Handwerkskunst bescherte Vater und Tochter nun nicht nur einen Auftritt in der gleichnamigen Serie des Südwest-Fernsehens, die sich am Sonntag, 9. Februar, um 18.15 Uhr im dritten Programm und anschließend noch auf dem SWR-Youtube-Kanal dem Maskenschnitzen widmet. Am kommenden Donnerstag, 13. Februar, sind die beiden auch noch zu Gast in der Landesschau Baden-Württemberg. Schließlich gibt es kaum einen Fastnachtsumzug im „Ländle“, bei dem nicht Larven aus dem Owinger Atelier zu sehen sind. Derzeit arbeitet Hans-Georg Benz mit Hochdruck an Bärenmasken für die Burgnarrenzunft in Tengen. „Die Bestellung ist im April letzten Jahres bei mir eingegangen“, zeigt er in seinem Kalender: „Die schaffe ich gerade noch zur diesjährigen Fastnacht. Mehr geht nicht.“
Zwischen Musik und Bildhauerei
Auf zwei Beinen steht und geht man besser, sagt sich seine Tochter Rosa, die drei Tage pro Woche im Raum Sigmaringen als Musiklehrerin tätig ist und an ihrer erfolgreichen Karriere als Trompeterin arbeitet. Zwei Tage verbringt sie in der Werkstatt des Vaters in Owingen. Dort hat sie auch das Modell einer Kälbles-Larve für ihren neuen Heimatort Rast entworfen und versorgt nun die dortige lockere Fastnachtsgruppe mit lustigen Kalbsköpfen. „Die hatten bisher allenfalls eine Maske aus Pappmaché“, sagt Rosa Häuptle. Doch das konnte die ausgebildete Holzbildhauerin nicht lange mit ansehen und machte sich ans Werk. Die ersten Larven sind gerade fertig geworden und sie verleiht den Augen mit dem Pinsel noch etwas Glanz.

Jedes Jahr fast 100 Fastnachtslarven
Die Leidenschaft in der Familie kommt nicht von ungefähr. Schon Großvater Norbert Benz war in der Branche eine Institution. Und Hans-Georg Benz knüpfte als preisgekrönter Absolvent der Holzbildhauerschule in Oberammergau nahtlos daran an. Seine Auszeichnung von dort brauchte der kreative Freiberufler einst, um von der skeptischen Künstlersozialkasse anerkannt zu werden. Heute zaubert er in seinem Atelier Jahr für Jahr fast hundert Fastnachtslarven. Verlässliche Dauerkunden sind die Überlinger Löwen, zu deren Jubiläum er wieder zehn neue Masken fertiggestellt hat. Aber auch die Konstanzer Traditionszunft Kamelia-Paradies. Auf Wunsch kreiert Hans-Georg Benz auch Unikate, wie jetzt für einen Kunden aus Laufenberg am Rhein.
Gut beleibter Mönch war Gesellenstück
Für Tochter Rosa war es zum einen ein Glücksfall, zum anderen ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass an ihrer Schule in Wald neben Schneiderei und Schreinerei auch Holzbildhauerei als vollwertiger Ausbildungsberuf angeboten wird. So brachte sie neben dem Reifezeugnis auch noch den entsprechenden Gesellenbrief mit. Das Gesellenstück war allerdings noch keine Fastnachtsmaske, sondern die Skulptur eines gut beleibten Mönches. Während Bruder Alexander dem Papa bereits im Alter von sieben Jahren zum Geburtstag die Glückwünsche in ein Holzbrett geschnitzt hatte, legte Rosa erst nach dem Abitur in der Werkstatt des Vaters richtig los. „Mit den Fastnachtsmasken, die ich dann nebenbei geschnitzt habe, konnte ich einen Teil meines Musikstudiums finanzieren“, blendet sie zurück.
Auch damit hatte Rosa Häuptle großen Erfolg. Das Studium der Trompete war der Einstieg in eine erfolgreiche Karriere als Solistin. Einen großen Auftritt hatte sie mit dem Heimspiel bei den Owinger Musiktagen im vergangenen Jahr. Auch beim nächsten Festival im März wird sie mit ihrem Lieblingsinstrument wieder zu hören sein. Das kann Vater Hans-Georg Benz nur gefallen, der unter anderem 18 Jahre lang Vorsitzender des örtlichen Musikvereins war und bis heute Ausbilder für die Spieler der Blechblasinstrumente ist. Ganz nebenbei leitet Benz auch noch das Kreisseniorenorchester in Markdorf. Irgendwie scheinen Vater und Tochter eben aus dem gleichen Holz geschnitzt.