Jeden Tag um 18 Uhr wird es ruhiger auf dem Affenberg, denn dann schließen sich die Türen am Eingang, die Tiere haben ihr Gelände mit Wald, Weiher und Wiese wieder komplett für sich. Das heißt allerdings keinesfalls, dass es in der Tierwelt auf dem Affenberg ruhiger zugeht. Wenn die etwa 200 Berberaffen mit ihrem Nachwuchs in der Dämmerung zu ihren Schlafplätzen auf die Bäume verschwinden und sich die Störche in den Horsten auf den Dächern einfinden, erwacht ein ganz anderes Leben auf dem Affenberg. Diese Tierwelt begegnet den Besuchern, die tagsüber zum Affenberg kommen, oftmals lediglich auf den aufgehängten Schautafeln.

Waldkäuze gehören ebenfalls zu den tierischen Bewohnern des Affenbergs, die nachts unterwegs sind.
Waldkäuze gehören ebenfalls zu den tierischen Bewohnern des Affenbergs, die nachts unterwegs sind. | Bild: Roland Hilgartner

Fledermäuse, Wald- und Steinkäuze, Dachse, Füchse, Rehe, Igel, Marder, Siebenschläfer und viele weitere Tiere sind nachts auf dem Areal unterwegs.

Auch Siebenschläfer fühlen sich auf dem Gelände des Affenbergs wohl.
Auch Siebenschläfer fühlen sich auf dem Gelände des Affenbergs wohl. | Bild: Roland Hilgartner

Seit einiger Zeit ist auch bekannt, dass sich sogar eine Schleiereule eingelebt hat. „Ich habe an einem der Scheunentore Gewölle gefunden“, erzählt Parkdirektor Roland Hilgartner. Das sind die Reste einer Maus, die nicht verdaut werden können, denn ein Raubvogel frisst die Maus mit Haut und Haar und stößt danach den Rest wieder aus. „Ich habe sofort gehofft, dass es von einer Schleiereule ist“, erklärt Hilgartner, denn am Affenberg stehen bereits seit etwa fünf Jahren in zwei Scheunen Brutkästen, die bislang nicht besetzt waren.

Affenberg-Mitarbeiterin Tanja Breuer kontrolliert die Brutbox der Schleiereule unter dem Dach einer Scheune.
Affenberg-Mitarbeiterin Tanja Breuer kontrolliert die Brutbox der Schleiereule unter dem Dach einer Scheune. | Bild: Reiner Jäckle

Videoaufnahmen zeigen Schleiereule beim Fressen

Um herauszufinden, ob es tatsächlich eine Schleiereule ist, kontrollierte Roland Hilgartner die Kästen. In einem wurde er zwar fündig, konnte die zahlreichen ganz offensichtlich frischen toten Mäuse zunächst aber keinem Raubvogel eindeutig zuordnen. Um ganz sicher zu gehen, stellte er eine Kamerafalle auf und erwischte nur wenige Tage später tatsächlich eine Schleiereule, wie sie eine Maus verspeiste.

Schleiereule in der Scheune Video: Affenberg Salem

Bei den Mäusen im Brutkasten handelte es sich also um ein angelegtes Futterdepot des Vogels. „Ich war natürlich sehr froh, dass es endlich geklappt hat, eine Schleiereule bei uns zu sehen“, sagt Roland Hilgartner.

Acht bis elf verschiedene Fledermausarten

Erstaunlich ist auch die Artenvielfalt der Fledermäuse auf dem Affenberg. Als der Parkdirektor mit einem befreundeten Wissenschaftler im Biergarten auf dem Affenberg saß, flatterten am Abend die Fledermäuse umher, erinnert sich Hilgartner. Sofort habe der Kollege gefragt, ob diese schon von der Art her bestimmt seien. „So entstand das Thema für eine Bachelor-Arbeit“, erzählt der Parkdirektor weiter. „Und das Ergebnis hat uns alle mächtig überrascht.“ Insgesamt gebe es acht bis elf verschiedene Arten von Fledermäusen auf dem Affenberg. „Drei konnten nicht richtig zugeordnet werden, ob sie auch hier beheimatet sind“, erklärt er die etwas vage Zahl. „Es ist absolut außerordentlich, dass so viele Arten auf einem so kleinen Raum vorkommen.“

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Große Insektenvielfalt sorgt dafür, dass sich Fledermäuse wohlfühlen

So gebe es rund um den Affenberg Abendsegler, Zwerg- und Wasserfledermäuse sowie seltenere Arten wie die Bechstein-Fledermaus und das Graue Langohr. „Wir tun sehr viel dafür, dass wir eine große Insektenvielfalt haben. Außerdem bieten wir im Wald mit dem großen Altholzbestand zahlreiche Höhlen und Unterschlüpfe für die Tiere“, erklärt sich Hilgartner die vielen verschiedenen Fledermausarten.

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Aber auch die Streuobstwiese, der Weiher, die verschieden gemähten Wiesen und selbst der absichtlich unbefestigte Parkplatz böten Insekten einen Unterschlupf und sorgten dafür, dass sich Tiere wie die Schleiereule und die Fledermäuse auf dem Affenberg ansiedeln. Damit sie sich auf dem Affenberg wohlfühlen, haben die Mitarbeiter einige Anstrengungen unternommen. So wurde beispielsweise für die Schleiereule extra ein Loch in die Außenwand der Scheune gesägt, damit sie ein- und ausfliegen kann.

Ein Blick aus der Scheune auf dem Affenberg: Die Jungstörche betteln hungrig um Futter beim Muttertier, das gerade von der Fütterung ...
Ein Blick aus der Scheune auf dem Affenberg: Die Jungstörche betteln hungrig um Futter beim Muttertier, das gerade von der Fütterung zurückgekommen ist. | Bild: Reiner Jäckle

Auch Mehlschwalben und Eisvögel sollen angesiedelt werden

„Das Schöne an der Sache ist, dass man sieht, dass die Natur reagiert, wenn man ihr die Möglichkeit und den Platz dafür gibt“, resümiert Roland Hilgartner. „Wir haben es geschafft, dass wir auf einem kleinen Raum eine erstaunliche große Vielfalt hinbekommen haben.“

Eine Rauchschwalbe bewacht unter dem Dach einer Scheune auf dem Affenberg ihren Nachwuchs.
Eine Rauchschwalbe bewacht unter dem Dach einer Scheune auf dem Affenberg ihren Nachwuchs. | Bild: Reiner Jäckle

Allerdings betont er auch, dass er und seine Mitarbeiter sich keinesfalls auf den Erfolgen ausruhen können, denn es gebe schon weitere Pläne. So sollen unter anderem Mehlschwalben und Eisvögel auf dem Gelände angesiedelt werden.