Wenn es nach Birgit Baur aus dem Salemer Ortsteil Mimmenhausen geht, wird sie bei der Wahl am 27. September zur ersten Bürgermeisterin der Gemeinde Salem gewählt werden. Es ist ihre erklärte „Herzensangelegenheit“, der bisherigen städtebaulichen Entwicklung, eine „nachhaltigere, ressourcenschonendere Vision“ der Gemeinde entgegenzusetzen.
„Das gesamte Handeln muss nachhaltig sein“
Wie das umzusetzen ist, dafür hat die studierte Diplom-Betriebswirtin (FH) in Gesundheits -und Sozialwirtschaft ein Konzept erstellt. Das reicht von „maßvoller Gewerbeentwicklung und Finanzwirtschaft“ oder „alternativen Bebauungskonzepten mit bezahlbarem Wohnraum für hiesige Bürger“ bis hin zu ökologischer Wasserwirtschaft und sanftem Tourismus. “Das gesamte Handeln, egal in welchem Teilbereich muss nachhaltig sein,“ unterstreicht die parteilose Bewerberin um den Bürgermeisterposten. Auch Pflichtaufgaben wie die Instandhaltung von Schulgebäuden dürfe nicht vernachlässigt werden.
Baur fehlt „Demokratie von unten“
Als Grundlage von Entscheidungen ist ihr Bürgerbeteiligung ein Anliegen. Ihr fehle die „Demokratie von unten“, sagt Baur im Gespräch. Wenn von den Bürgern gewünscht, kann sie sich auch das Einführen von Ortschafts-Gremien vorstellen. Ebenso plädiert sie dafür, Jugendlichen ab 16 Jahren, als Jugendgemeinderäte oder per Jugendrat die Möglichkeit zu bieten, Verantwortung zu übernehmen. Der von der Bürgerschaft gewählte Gemeinderat stellt für sie das „Hauptorgan der Gemeinde“ dar. Vereinsarbeit und Dorfgemeinschaften sind weitere wichtige Bestandteile von Baurs Vorstellung von Bürgerbeteiligung.
„Maßvolles Vorgehen“ im Gewerbegebiet
Das vom Ratsgremium derzeit in Auftrag gegebene Sportstättenkonzept ist für sie das beste Beispiel. Es müsse „unbedingt abgewartet werden.“ Zuvor dürfe es keinerlei Versprechungen an einzelne Gruppierungen geben. Der Rat sei letztendlich das „weisungsgebende Gremium“. Ähnlich klare Vorstellungen hat Baur bezüglich der gewerblichen Entwicklung der Kommune. Gerade bei den humusreichen Flächen im Gewerbegebiet wünscht sie sich „maßvolles Vorgehen“ und ein Abwägen der Interessen zwischen Landwirtschaft und Gewerbe. Flächenmanagement, Flächenrecycling sowie ein Stärken der Standortqualität über Parkplatzgestaltung und Grünflächen sieht sie als Mittel zum Ziel. Bei größeren Vorhaben setzt die Kandidatin auf eine Klimawirkungsanalyse. Die wissenschaftlichen Ergebnisse aus solchen Analysen der Klimaentwicklung und der Auswirkungen von Klimaereignissen in verschiedenen Szenarien könnten zu „besseren Entscheidungen verhelfen“.
Neukonzeption der Kläranlage als „Großaufgabe“
Die Ressourcen hat Baur auch beim Thema Wasserwirtschaft im Blick. Die Neukonzeption der 1991 gebauten Kläranlage hält sie für eine wesentliche Großaufgabe. Um die Ressource Wasser im Hinblick auf einen tendenziell rückläufigen Grundwasserspiegel zu sichern, müsse auf innovative Technologien für erneuerbare Energien zurückgegriffen werden. Die Landwirte will Baur unterstützen beim Bau von Wasserspeicherbecken. Der Gemeindewald muss ihr zufolge nachhaltiger bewirtschaftet werden. Damit er nicht weiter Reservefeuchtigkeit verliere. Ein so gestärkter Wald könne, versehen mit Informationstafeln und möglichen Themenwegen, ein wichtiger Schritt hin zu sanftem Tourismus sein.
ÖPNV-Ausbau wichtiges Ziel
Lobend erwähnt die Bürgermeisterkandidatin die bereits bestehenden oder geplanten Angebote wie Erlebnis-und Bürgerbus, Mitfahrplattform oder Emma-Ruf-Bus. Diese wie den ÖPNV gelte es auszubauen für Salemer und Gäste. Nicht nur bei einem von ihr favorisierten Leihfahrräder-Konzept und/oder mietbaren Lastenrädern kann sich Baur als potentielle Bürgermeisterin ein Netzwerk zu anderen Gemeinden vorstellen.
Baur vernetzt sich mit Nachbargemeinden
Um sich auf Stand zu bringen, die Aufgaben des Bürgermeisterpostens angehend, hat sie in den letzten Wochen schon „viele Telefonate und regen Mailverkehr“ mit Verwaltungsmitarbeitern anderer Gemeinden geführt.