Herr Zeitler, das Spital muss sein Vermögen langfristig absichern. Deshalb wird das Wohngebiet Südlich Härlen dichter gebaut als ursprünglich beabsichtigt. Wie wird sichergestellt, dass es auch bezahlbaren Wohnraum gibt?
Zeitler: Die Grundstücke werden über Erbbaurecht vergeben. Wir brauchen ein bestimmtes Maß an Erbbauzins, um den Spital zu stützen und werden dort so ausschreiben, dass eine kostengünstige Bauweise möglich ist. Es wird immer ein Drahtseilakt sein, in Überlingen preisgünstigen Wohnraum anzubieten. Für alle Wohnungen gilt das Überlinger Wohnbaulandmodell mit 30 Prozent preisgedämpftem Wohnraum. Letztlich wird es eine Quersubventionierung geben: Obere Wohnungen mit Seesicht sind teurer als die unteren Wohnungen. Dieser Mix wird zu preisgedämpften Wohnen beitragen.

2017 hatten Sie „tolle Ideen, das Gelände der Zimmerwiese architektonisch hochwertig zu bebauen“. So lautet ein Zitat von Ihnen. Gibt es die Ideen noch?
Zeitler: Ideen habe ich eigentlich immer. Es wäre dort sicher ein toller Ort für eine Stadthalle – im Jahre 2017 – gewesen. Nun werden wir das nicht erleben, weil wir unsere Finanzausstattung in eine andere Richtung lenken müssen. Wenn ich in andere Städte blicke, können wir vielleicht ganz zufrieden sein, keine große Stadthalle in der Unterhaltung zu haben, und froh sein, dass wir mit dem Kursaal und der bald wieder eröffneten, ehemaligen Kapuzinerkirche zurechtkommen können.
Das als Hotelstandort ausgeschriebene Grundstück wird inzwischen teilweise als Lagerplatz der Tiefbaufirmen genutzt.
Zeitler: Das ist mir auch negativ aufgefallen.
Sind die Hotelpläne ganz gestorben?
Zeitler: Nein, ausdrücklich nein. Die Arbeitsgruppe Hotel tagt demnächst. Es gibt nach wie vor Bewerber. Die momentane Nutzung als Lagerplatz ist dem barrierefreien Umbau unserer fast 100 Bushaltestellen geschuldet und nur als Zwischennutzung vorgesehen.
Wie viele Bewerber gibt es, und an welchen Zeitplan dachten Sie?
Zeitler: Es sind aktuell vier Bewerber, kombiniert aus Hotelentwicklern und Hoteliers. Die Hotelarbeitsgruppe des Gemeinderats soll zeitnah tagen. Der Vergabebeschluss im Gemeinderat könnte dieses Jahr noch gefasst werden. Das ist mein Ziel.
Die Landesgartenschau 2021 rief über Überlingen hinaus Begeisterung hervor. Wie wird die nachhaltige Pflege der neuen Gärten und Parkanlagen gesichert?
Zeitler: Wir hatten bei der Konzeption des Geländes bereits eingepreist, dass es im Nachgang zwei zusätzliche Gärtnerstellen gibt. Das Pflegekonzept wird umgesetzt. Zudem haben wir das große Glück, dass auch die Stadtverschönerer nach den Flächen schauen. Das machen sie sehr engagiert und wir sind sehr dankbar dafür. Was wir damals für die Pflege der Anlagen überlegt hatten, ging voll auf.
Auch für den Bereich der Menzingergärten?
Zeitler: Hier liegt die Idee zugrunde, Innenstadtbewohnern kleine Parzellen für Gemüseanbau oder Blumenbeete zu bieten. Nun hängt es davon ab, was der Einzelne daraus macht. Vielleicht gibt es noch die eine oder andere Unschärfe, was den Pflegegrad der einzelnen Parzelle anbelangt.
Wie und wann geht es mit dem Restaurant im Uferpark weiter?
Zeitler: Bald. Wir hatten leider mit der Besonderheit zu kämpfen, dass es ein Insolvenzverfahren gegen den bisherigen Betreiber gab. Zumindest für diesen Sommer haben wir die Beachbar gesondert ausgeschrieben. Für das Gastronomiegebäude konnten wir uns mit dem Eigentümer der Küche einigen, diese zu einem akzeptablen Preis zu übernehmen, also Kühlzellen und andere Einbauten. Es ist uns ein Anliegen, die interessierten Gastronomen anzusprechen und möchten jetzt zügig ausschreiben. Erste Interessenten gibt es ja schon.
Die Urlaubssaison läuft bereits, wie sieht der Zeitplan aus?
Zeitler: Ich gehe davon aus, dass wir ab Juni ausschreiben können. Mein Ziel wäre eine kürzere Ausschreibungsfrist, was funktionieren könnte, weil jetzt ja bereits klar ist, dass der Standort sehr gut funktioniert.
Kann der neue Pächter mit einer niedrigeren Brüstung auf der Dachterrasse rechnen? Bisher wird beklagt, dass die Terrasse keinen Wert habe, weil man nicht über die Brüstung sehe.
Zeitler: Sie wird nicht abgesenkt. Aber die Terrasse hat einen Unterbau, den man so anpassen kann, dass man etwas besser über die Brüstung schauen kann, sofern baurechtlich zulässig.
Bleibt es bei der Vorgabe an den neuen Pächter, ganzjährig den Gastrobetrieb offen zu halten?
Zeitler: Ja, das ist nach wie vor unser Ziel. Die Uferparkgastronomie trägt zu einer ganzjährigen Belegung des Geländes bei. Wir sehen das Potenzial für eine ganzjährige Öffnung und verlangen eine Umsatzpacht. Wenn ein bestimmter Umsatz nicht erreicht wird, gibt es eine Mindestpacht. Die ist durchaus fair. Ich kenne die Zahlen aus den letzten Jahren. Dort kann man als Betreiber schon sein Geld verdienen, auch mit einer Ganzjahresöffnung.
Im Gemeinderat sitzen jetzt zwei Gemeinderäte, die mit der AfD einer vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ diagnostizierten Partei angehören. Hat sich mit dieser Bewertung des Verfassungsschutzes für Sie etwas geändert?
Nein. Wir erleben als Gremium im aktuellen Gemeinderat Wortbeiträge, die von den Bisherigen abweichen, um es vorsichtig zu formulieren. Die AfD hat keinen Fraktionsstatus. Wir nehmen als Gremium den einen oder anderen Wortbeitrag zur Kenntnis und sind regelmäßig und mehrheitlich anderer Auffassung. Letzten Endes stört es die Gemeinderatsarbeit nicht. Und als Sitzungsleiter habe ich die Möglichkeit, über verschiedene Eskalationsstufen einzugreifen. Wenn es nötig ist, werde ich mir das auch weiterhin erlauben.