Soll für ausgewählte Teilbereiche in den Ortschaften von Gaienhofen sofort Tempo 30 ausgewiesen werden? Oder soll auf den Kreis- und Landesstraßen vielmehr eine Reduzierung der Geschwindigkeit durch einen Lärmaktionsplan erfolgen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung im Bürgerhaus. Der Rat befürwortet zwar grundsätzlich eine Reduktion der Geschwindigkeit auf den zum Land oder zum Kreis gehörenden Durchgangsstraßen. Was er aber fürchtet, ist ein Flickenteppich unterschiedlicher Geschwindigkeiten mit Tempo 30-, Tempo 40- und Tempo 50-Zonen auf seinen Straßen.

Ehe nun der Gemeinderat konkret über einen Lärmaktionsplan entscheidet, soll ein Fachmann die Konsequenzen für die Gemeinde erörtern. Maßnahmen über den Status als Erholungsort stellte er vorerst zurück. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen könnte der Rat dann im Juli treffen.

Was in der Vergangenheit diskutiert wurde

Das Thema Geschwindigkeitsreduzierung ist nicht neu: Mehrheitlich begrüßte der Gemeinderat bereits im Mai des vergangenen Jahres eine Temporeduktion auf den Kreis- und Landesstraßen in den Teilortschaften. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Rat beauftragte die Verwaltung gemeinsam mit dem Landratsamt Konstanz, zunächst die Bereiche zu identifizieren, in denen das Instrument „Erholungsort“ greifen könnte, damit eine Reduktion der Geschwindigkeit in Durchgangsstraßen partiell auf Tempo 30 erfolgen könnte.

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In einer Informationsrunde wurden die Resultate der Untersuchung Anfang Mai den Bürgern vorgestellt. Nun debattierte der Rat selbst über die Ergebnisse und ob die vom Landratsamt vorgeschlagenen Maßnahmen ad hoc umgesetzt werden sollen oder ob vielmehr ein Lärmaktionsplan für ein Tempo 40 erfolgen soll.

Das sagen die Räte

Gemeinderat Karl Amann (UBL) dankte der Verwaltung, dass der Stein zu einer Temporeduktion endlich ins Rollen kam. Seiner Sicht nach führen die Ergebnisse zu einem Flickenteppich unterschiedlicher Geschwindigkeiten auf den Durchgangsstraßen. „Da wissen die Autofahrer nicht mehr, woran sie sind“, sagte Amann. Er sprach sich für einen Lärmaktionsplan aus und empfahl, die Verkehrszählung in der Sommersaison anzugehen.

Christoph Bürgel (Die Aktiven) schloss sich dieser Auffassung an. Mit einem Lärmaktionsplan könnten sowohl die Anwohner der Durchgangsstraßen wie auch die Autofahrer zufrieden gestellt werden. Für ihn sei dies das beste Konzept. Er sprach sich auch für Maßnahmen an der Straße „Zur Hohenmarkt“ aus, die in Richtung Weiler führt.

Hans-Georg Sessler (GRL) fand den Gedanken sehr charmant, die gesamte Höri als einheitlichen Erholungsort zu betrachten. Dessen Umsetzung mit einer einheitlichen Temporegelung auf Tempo 70 außerhalb und Tempo 40 innerorts sei jedoch sehr schwierig, sagte Sessler und sprach sich für einen Lärmaktionsplan für die Ortschaften aus. Er ging davon aus, dass die vier Teilortschaften mit ihren Straßenführungen aus vielen Kurven, Steigungen und Verengungen stark durch Lärm belastet seien und dass die Gemeinde mit einem Lärmaktionsplan erfolgreich sein könnte.

Was passiert bei einem Lärmschutzgutachten?

Bürgermeister Jürgen Maas machte deutlich, dass es keinen Automatismus mit dem Konzept Erholungsort gibt. Die partielle Reduktion auf Tempo 30 müsse beim Landratsamt beantragt werden, die dann umgesetzt wird. Es gebe jedoch einen Automatismus, wenn ein Lärmschutzgutachten feststellt, dass es in Teilen eine Überschreitung des Lärm-Pegels gebe. Infolge dessen gebe es dann keinen Handlungsspielraum mehr für die Gemeinde, da dann für die Anlieger der Gesundheitsschutz angesagt sei.

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Sei der Lärmpegel zu hoch, so könne dort auch Tempo 30 erfolgen, betonte Maas. Dies seien die Folgen, wenn die Gemeinde ein Lärmaktionsplan beauftragen würde. Maas schlug vor, den Lärmaktionsplan anzugehen, aber zuvor einen Fachmann über die Auswirkungen anzuhören, ehe der Rat über die Umsetzung zustimmt.

Kritik und Wünsche

Für Mechthild Biechele (FW) war es mehr als offensichtlich, dass die Ortschaften „mehrere neuralgische Punkte“ für eine Temporeduktion haben. Man dürfe nicht unterschätzen, was ein Lärmaktionsplan kostet, sagte Biechele. Es sei aber klar erkennbar, dass man etwas unternehmen müsse. Sie kritisierte aber die Übernahme der Kosten durch die Gemeinde. Diese sollte der Landkreis übernehmen.

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Norbert Feurer (Die Aktiven) plädiert auf einen passenden Zeitpunkt der Verkehrszählung, machte aber auch darauf aufmerksam, dass je nach Saison und Ortschaft verschiedene Ergebnisse erzielt würden. Felix Lang (UBL) möchte vermeiden, dass es in den Straßen ein Flickenteppich unterschiedlicher Tempo-Zonen gibt und wünscht sich eine einheitliche Regelung. Das Konzept einer Reduktion über das Instrument „Erholungsort“ würde die Ortschaft Gundholzen komplett ausschließen. Er schloss sich dem Wunsch nach einem Lärmaktionsplan an.