Der Qualm ist so dicht, dass man kaum die Hand vor Augen erkennt. Nur tastend auf allen Vieren oder ausgestattet mit einer Wärmebildkamera ist es möglich, sich einen Weg durch das verrauchte Gebäude zu bahnen. Drei Trupps der Salemer Feuerwehr sind in dem Einfamilienhaus in Weildorf unterwegs, um zwei Vermisste zu retten und den Brand zu bekämpfen. Jeweils zu zweit durchkämmen die Atemschutzgeräteträger die Räume, um niemanden zu übersehen.

Da es sich hier lediglich um eine Übung handelt, kann man sich auch ohne Schutzausrüstung ein Bild von der Situation machen. Lediglich eine FFP2-Maske soll verhindern, dass der eingesetzte künstliche Nebel die Atemwege reizt. „Vorsicht, dort kommt eine Stufe“, warnt Tobias Bregenzer, der per Wärmebildkamera seine Kollegen aufspürt, die gerade einen der Vermissten gefunden haben. Die Temperatur der Puppe, die den Vermissten darstellt, unterscheidet sich kaum von der Umgebungswärme, daher ist sie auf dem Kamerabildschirm kaum sichtbar.

„Was wir hier haben, ist eine Atemschutzübung unter Realbedingungen“, erklärt der stellvertretende Gesamtkommandant Klaus Moser. Weil das Übungsobjekt abgerissen werden soll, könne man es bedenkenlos vernebeln und auch Wasser einsetzen. „Es ist geschickt, wenn wir ein Haus haben, wo wir nicht aufpassen müssen“, meint er. Immer wenn es sich ergebe, nehme die Feuerwehr diese Übungsmöglichkeiten wahr: „Wir haben Gott sei Dank wenige Brandeinsätze, daher fehlt etwas die Routine und daher sind solche Übungen wichtig.“
Thomas Karrer weist gerade die nächste Gruppe Atemschutzgeräteträger ein, von denen es in der Salemer Feuerwehr 56 gibt. „Bleibt bitte auf dem Boden, da drinnen ist es nicht ungefährlich“, sagt er mit Blick auf das verwinkelte und zugebaute Gebäude. Zwei Trupps sollen über die Haustür hinein, einer über die Leiter am Balkon auf der Hausrückseite. Normalerweise nutze man bei Einsätzen die Wärmebildkamera, doch zur Übung versuche man, ohne Gerät und bei null Sicht zurechtzukommen: „Wir gehen rein wie früher, als ich noch jung war“, scherzt Karrer.

Drei Schichten Bekleidung und 25 Kilo Ausrüstung
Bevor es ins Gebäude geht, werden die drei Schichten Einsatzkleidung angelegt, dazu kommen die Flammschutzhaube und der Helm. Zur Ausrüstung gehören auch ein Feuerwehr-Haltegurt, das Atemschutzgerät, die Atemschutzmaske, eine Handlampe, ein Funkgerät, ein Strahlrohr, ein Leinenbündel und Weiteres, je nach Anforderung. Statt der großen Feuerwehraxt ist heute nur ein Beil dabei, dennoch schätzt Moser das zusätzlich zu tragende Gewicht auf mindestens 25 Kilogramm. Dazu kommen Schlauchpakete, die an strategisch günstigen Stellen ausgelegt werden.
Bilanz nach 20 Minuten: „Anstrengend wie Sau!“
Der rund 20-minütige Einsatz hat es in sich: „Das ist anstrengend wie Sau!“, sagt ein Feuerwehrler nach der Rückkehr. Die körperliche Belastung durch das Gewicht und den hohen Atemwiderstand durch die Schutzmaske ist immens, dazu kommt die psychische Belastung. „Wir haben den Raum gekannt, aber trotzdem die Orientierung verloren“, schildert er die Bedingungen. Daher müssen Atemschutzgeräteträger bei ihrer Ausbildung einen Fitnesstest, eine Belastungsübung und eine Einsatzübung bestehen, erklärt Moser. „Das Ziel ist, die Menschen nach Hause zu fahren, die man auch mitgebracht hat.“

Nach dem Einsatz hat der Gerätewart zu tun
Nach dem Einsatz werden die Sauerstoffflaschen getauscht und aus hygienischen Gründen die Lungenautomaten gewechselt. Aufgabe des Gerätewarts ist es, nach dem Einsatz alles zu reinigen und zu prüfen. Bei der Nachbesprechung wird die Kommunikation per Funk gelobt, Tipps gibt es für die Personensuche: „Macht euch so breit wie möglich, markiert die abgesuchten Räume mit Kreide oder Wachsstift.“ Unter Einsatzbedingungen hätte man für eine saubere Belüftung der Räumlichkeiten gesorgt, doch bei der Übung war die fehlende Sicht gewollt.
Per hydraulischer Ventilation wird anschließend das Gebäude durch Unterdruck vom Nebel befreit. Zum Schluss wird im Expositionsprotokoll dokumentiert, wer wann welchen Gefahrstoffen ausgesetzt war, um langfristig zu große Belastungen für den Einzelnen zu vermeiden. „Wir wollen nicht, dass unseren Feuerwehrleuten was passiert“, begründet der stellvertretende Kommandant.