Nach einem Vorfall am vergangenen Wochenende, bei dem ein Hund in Salem ein Mädchen gebissen hat, fordert die Tierschutzorganisation Peta nun einen Führerschein für Hundehalter. Laut Polizei handelte es sich bei dem Tier um einen Schäferhund, der ohne Herrchen unterwegs war.

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Der Hund sei auf ein sechsjähriges Mädchen zugekommen und habe es ins Gesicht gebissen. Dabei verletzte sich das Mädchen leicht, die Polizei bezeichnete die Verletzung als „kleine Wunde im Gesicht“. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierschutzorganisation Peta die Einführung eines Hundeführerscheins in Baden-Württemberg.

Peta betont: „Hundehalter tragen die Verantwortung für ihre Tiere“

In einer Mitteilung der Organisation wird Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta, zitiert: „Die wahre Ursache für Beißvorfälle ist häufig bei uns Menschen zu suchen und nicht beim Hund. Hundehalter tragen die Verantwortung für ihre Tiere und sollten das Verhalten und die Körpersprache richtig einschätzen können. Dass der Hund das Kind angreifen konnte, war absolut verantwortungslos.“ Hoger betont, dass jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden könne – unabhängig von seiner Rasse.

Hundeführerschein mit einer theoretischen und praktischen Einheit

Ein Hundeführerschein könne eine solche Gefahr laut Peta vermeiden. Denn dieser sehe vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folge für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule.

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„Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter sachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern“, heißt es in der Mitteilung der Tierschutzorganisation.

Ein verpflichtender Hundeführerschein habe laut Peta außerdem einen weiteren Vorteil: Er könne Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem Impulskauf abhalten. So würden weniger Hunde im Tierheim landen, die unüberlegt gekauft wurden.

Was sagen Hundebesitzer aus dem Umkreis zu einem Führerschein?

In anderen Bundesländern gibt es bereits die Pflicht für einen solchen Führerschein, etwa in Berlin oder in Niedersachsen. Was sagen Hundehalter aus dem Bodenseekreis zu dem Vorschlag der Tierschutzorganisation? Halten sie einen Hundeführerschein für sinnvoll?

Louisa Kuhn aus Salem findet die Idee eines Hundeführerscheins prinzipiell eine „gute Sache“. Denn die junge Frau weiß, dass es viele Menschen gibt, die unerzogene Hunde haben. „Mit einem solchen Führerschein würden ein bisschen mehr Praxiserfahrung und Theoriekenntnisse vermittelt werden“, ist sich Kuhn sicher. Auch Fehlkäufe oder „Weihnachtsgeschenkkäufe“ könnten so verhindert werden.

Louisa Kuhn aus Salem mit ihrem Hund Samy. Die junge Frau aus Salem findet einen Hundeführerschein grundsätzlich „eine gute ...
Louisa Kuhn aus Salem mit ihrem Hund Samy. Die junge Frau aus Salem findet einen Hundeführerschein grundsätzlich „eine gute Sache“. | Bild: Privat

Louisa Kuhn betont aber: Zu viel kosten sollte der Führerschein nicht. „Ich denke, ein wichtiger Aspekt wäre, dass dieser Hundeführerschein für Privatpersonen nicht zu teuer wäre – oder dass er im Idealfall vielleicht sogar subventioniert werden würde“, sagt die junge Frau.

Stefan Vögtle aus Bermatingen vertritt zu dem Thema eine andere Meinung. „Ich fände eine Leinenpflicht in bestimmten Bereichen als Hundebesitzer zielführender“, sagt er. Schon seit Vögtle denken kann, gibt es in seiner Familie einen Hund – und deshalb weiß er: Bei Spaziergängen könne man stets Menschen begegnen, die Angst vor Hunden haben. „Darauf sollte man Rücksicht nehmen“, betont Vögtle.

Stefan Vögtle bei einem Ausflug mit Hund Gustl.
Stefan Vögtle bei einem Ausflug mit Hund Gustl. | Bild: Privat

Einen Hundeführerschein sieht der junge Mann nach eigenen Angaben „etwas kritisch“. Stefan Vögtle begründet: „Ein Hund ist ein Lebewesen und kein Objekt. Es gibt viele Hundebesitzer, die sich intensiv und gut mit ihren Tieren beschäftigen.“

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