Menschen stehen Schlange für Samen von Tomaten, Bohnen und Paprika. Umweltverbände und Initiativen stellen ihre Arbeit und ihre Ziele vor. Im Hintergrund wird gesungen und Gitarre gespielt.

Bei der Saatgutbörse im Neufracher Prinz Max konnten am Sonntag Interessierte Saatgut kostenlos mitnehmen oder tauschen. Über Spenden freute sich die Initiative Saatgutbildung, welche die Veranstaltung organisiert hatte.

Maria Schlegel hat die Initiative Saatgutbildung vor zehn Jahren mitbegründet. „2014 haben wir die erste Saatgutbörse in ...
Maria Schlegel hat die Initiative Saatgutbildung vor zehn Jahren mitbegründet. „2014 haben wir die erste Saatgutbörse in Frickingen veranstaltet“, damals in kleinen Räumen. Heute hat die Initiative im Prinz Max nach zwei Stunden rund 3400 Samentütchen an die Besucher verteilt. | Bild: Natan Pawluczuk

Maria Schlegel, Mitgründerin des Vereins, erklärt: „Wir sagen: Saatgut ist Allgemeingut.“ In der Vereinsarbeit gehe es vor allem darum, „unsere eigenen Schätze pflegen zu lernen“. Daher solle bei der Veranstaltung regionales und kein importiertes Saatgut verteilt werden, erklärt Schlegel.

3400 Tütchen in zwei Stunden

3400 Samentütchen seien zwei Stunden nach Öffnung der Börse bereits verteilt worden. „2014 haben wir die erste Saatgutbörse in Frickingen veranstaltet“, erzählt sie. Dort habe die Veranstaltung in kleinerer Räumlichkeit stattgefunden und sei seitdem gewachsen.

Sophia Kopp aus Deggenhausertal sammelt die Samentütchen in ihrem Motorradhelm.
Sophia Kopp aus Deggenhausertal sammelt die Samentütchen in ihrem Motorradhelm. | Bild: Natan Pawluczuk

Ein Helm voller Bohnen und Sonnenblumen

Einen ganzen Motorradhelm an Samentütchen konnte sich Sophia Kopp aus Deggenhausertal ergattern. „Ich versuche schon seit Jahren, feste Samensorten anzubauen“, sagt Kopp. Sie suche bei der Börse vor allem kleine Bohnensorten und schmetterlingsfreundliche Sonnenblumensorten. Kopp erklärt, sie sei zum zweiten Mal bei der Börse dabei. Im kommenden Jahr werde sie nicht mehr kommen, um etwas mitzunehmen. Denn sie hat andere Pläne: „Ich will selbst etwas anbieten“, verrät sie. Sie wolle versuchen, selbst Saatgut zu gewinnen.

Fünf bis sechs Stunden Arbeit pro Woche

Cornelia Buck ist aus Schramberg bei Rottweil angereist. Sie ist zum ersten Mal bei der Salemer Saatgutbörse dabei. Buck erzählt, sie habe „querbeet“ Ausschau nach Samen gehalten. „Von der Tomate bis zu irgendwelchen Teesorten“, fügt sie hinzu. All das säe und ernte sie in ihrem Garten. „Wir versuchen mittlerweile, alles regelrecht als Selbstversorger zu machen“, erklärt Buck.

Cornelia Buck aus Schramberg ist zum ersten Mal zur Börse gekommen und hält „querbeet“ Ausschau nach Samen, wie sie erzählt: ...
Cornelia Buck aus Schramberg ist zum ersten Mal zur Börse gekommen und hält „querbeet“ Ausschau nach Samen, wie sie erzählt: „von der Tomate bis zu irgendwelchen Teesorten.“ | Bild: Natan Pawluczuk
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Sie versorge mit ihrem Anbau nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder und Enkel. Man könne mit selbst gezogenem Obst und Gemüse gut das Jahr kommen, „wenn der Garten groß genug ist“. Der Anbau sei aber auch zeitintensiv – fünf bis sechs Stunden investiere sie jede Woche in die Gartenarbeit, erzählt Cornelia Buck.

Schon die Kinder graben gern im Garten mit

Auch Anne Sitta aus Markdorf besucht erstmals die Saatgutbörse. In einem Gewächshaus in ihrem Garten baut sie unter anderem Erdbeeren, Kartoffeln und Salat an. Bei der Börse hat sie Saatgut für Buschbohnen, Paprika, Zucchini und Mangold mitgenommen. Der Umweltschutz, aber auch die Nostalgie, die Erinnerung an ihre Kindheit, hätten sie zum Gartenanbau gebracht. „Meine Großeltern hatten einen großen Garten, wo ich immer mit dabei war“, erzählt Anne Sitta. Ihre Kindern Thorbjörn (5) und Solreig (2), mit denen sie die Börse besucht, würden auch viel im Garten mitgraben. „Helfen ist jetzt was anderes“, fügt die Mutter an und lacht. Ihre Kinder hätten bei der Gartenarbeit jedoch Spaß.

Anne Sitta aus Markdorf ist zum ersten Mal hier und hat ihre Kinder Thorbjörn (5) und Solreig (2) mitgebracht. Die Kinder „graben ...
Anne Sitta aus Markdorf ist zum ersten Mal hier und hat ihre Kinder Thorbjörn (5) und Solreig (2) mitgebracht. Die Kinder „graben auch viel im Garten mit – Hilfe ist jedoch etwas anderes“, schmunzelt die Mutter. | Bild: Natan Pawluczuk

Tipps für einen umweltfreundlichen Garten

Gabriela Lindner vertritt bei der Börse den Salemer Ortsverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der Verband sei für den Umweltschutz in Salem aktiv. „Wir betreuen Obstbäume, pflegen Nistkästen und haben Infomaterial für Gartenbesitzer“, erklärt Lindner. Der BUND setze sich zudem unter anderem gegen synthetische Spritzmittel ein.

Gabriela Lindner vertritt den BUND Salem. „Wir betreuen Obstbäume, pflegen Nistkästen und haben Infomaterial für ...
Gabriela Lindner vertritt den BUND Salem. „Wir betreuen Obstbäume, pflegen Nistkästen und haben Infomaterial für Gartenbesitzer“, erzählt sie. | Bild: Natan Pawluczuk

Gabriela Lindner erklärt, sie habe auch einen Tipp, wie man seinen Garten umweltfreundlicher gestalten könnte: „Ein bisschen wachsen lassen.“ Es müsse nicht alles rechtwinklig sein. „Ecken lassen, wo sich etwas entwickeln kann“, sagt sie.