Lebten vor zwei Jahren noch 159 Geflüchtete in Salem, sind es inzwischen 338. Hier ist die neue Notunterkunft des Landkreises in Mimmenhausen noch nicht eingerechnet, die demnächst eröffnen und Platz für bis zu 90 Menschen bieten soll. Mersida Merdovic, seit acht Jahren Integrationsbeauftragte der Gemeinde Salem, berichtete in der jüngsten Gemeinderatssitzung über die Unterbringung und Integration der Menschen. Sie berät und koordiniert alle Akteure in der Unterstützung für Flüchtlinge, denen sie zu Selbstständigkeit und nachhaltiger Integration verhelfen möchte.
Menschen müssen in der Gemeinde bleiben
Merdovic erklärte, dass die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte des Landratsamts nach Beendigung des Asylverfahrens, spätestens aber nach zwei Jahren auszugspflichtig seien. Wer keine Wohnung finde, müsse in eine Anschlussunterkunft der Gemeinde ziehen. „Die Menschen haben eine Wohnsitzauflage, sie müssen in Salem wohnen. Das erschwert die Wohnungssuche extrem“, gab die Integrationsbeauftragte zu bedenken.

Daher sei die Gemeinde stets auf der Suche nach Wohnraum, da man immer wieder kurzfristig Menschen unterbringen müsse. „Aktuell haben wir noch vier freie Zimmer, davon sind drei schon reserviert.“ Man achte darauf, dass die Zuweisung sozial verträglich gestaltet sei, doch bei anhaltendem Zustrom müsse man Wohnraum enger belegen. „Das Ziel ist, dass Menschen privat unterkommen und ihr Leben selbstständig meistern können“, unterstrich Merdovic.
Wichtig sei die ehrenamtliche Unterstützung: „Wir haben das Glück, dass wir seit 2015 einen sehr engagierten Helferkreis haben, der sehr viel übernimmt.“ Neben regelmäßigen Treffen mit den betreuten Geflüchteten böten die Mitglieder Sprachkurse oder auch Unterstützung beim Umzug an. „In anderen Gemeinden ist das schon weniger geworden“, merkte Merdovic an.
Würden die Geflüchteten in der Gemeinschaftsunterkunft noch engmaschig beraten, solle dies in der Anschlussunterbringung sukzessive weniger werden. Laut einer neuen Verwaltungsvorschrift sollen die Integrationsmanager nicht mehr in die Unterkünfte fahren, sondern an zentraler Stelle Gespräche anbieten.
Gemeinderäte wollen weiter Beratung vor Ort
Henriette Fiedler (FWV) kritisierte diese Umstrukturierung der Beratung: „Für mich ist das ein falsches Zeichen, das belastet unseren Helferkreis“, bat sie um ein Angebot vor Ort. Martin Möller (GoL) sagte: „Beim Ausfüllen von Formularen sind die Hürden der Bürokratie so hoch, dass man sich sogar als Muttersprachler nicht ganz leichttut.“
Werde nicht mehr vor Ort beraten, müsse der Helferkreis einspringen. Bürgermeister Manfred Härle betonte, dass die Geflüchteten nach wie vor beraten werden. Mit Blick auf die neuen Vorgaben einer zentralen Beratung sagte er: „Wahrscheinlich gibt es gute Gründe, unsere neuen Mitbewohner in die Selbstständigkeit zu entlassen.“ Birgit Zauner (GoL) schlug vor, durch Räumlichkeiten in der Nähe den Geflüchteten eine Brücke zu bauen.
Im Sprachkurs auch viel soziale Beratung
Ursula Hefler (CDU) berichtete von ihren Erfahrungen als Deutschlehrerin für Geflüchtete: „In meinen Sprachkursen geht die Hälfte der Zeit für soziale Beratungen drauf.“ Je niederschwelliger das Angebot sei, desto besser werde es angenommen. „Am besten funktioniert es, wenn ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde.“ Sie plädierte dafür, weitere Unterstützung für den Helferkreis zu finden. „Das ist die beste Integrationsarbeit direkt hier vor Ort.“
Helfer suchen weitere Unterstützer
Derweil wirbt der Helferkreis auch selbst um Mithilfe: „Mit zurzeit 14 Helferinnen und Helfern kümmern wir uns um 26 Familien und 26 Einzelpersonen“, berichtete Sprecher Jürgen Jung. Damit würden 134 von 232 Bewohner der Unterkünfte betreut – weitere Hilfe werde somit dringend benötigt. Ebenso suche man Wohnraum: „Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Integration von Personen, die über längere Zeit in unseren Unterkünften leben, sehr viel schwieriger ist, als wenn sie in einer Wohnung mit bürgerlicher Nachbarschaft wohnen.“
Der Helferkreis unterstütze bei Mietvertrag, Umzug, Ummeldung, Strom, Wasser und Müll und begleite die Menschen weiterhin. „Wir haben glücklicherweise schon einigen Familien zu neuem Wohnraum verhelfen können und unsere Erfahrungen sind sehr positiv“, bekräftigte Jung.