Gute Beziehungen bedürfen der Pflege. Darauf wiesen die Vertreter des Freundeskreises „Salem – Les Essarts“ im Ausschuss für Verwaltung und Kultur hin. Zwar sei die sogenannte Jumelage mit der französischen Gemeinde Les Essarts-le-Roi im Gegensatz zu vielen der rund 2200 deutsch-französischen Gemeindepartnerschaften noch lebendig. Doch auch 30 Jahre nach der Gründung wolle man durch Kontakte und Projekte zu einem vielfältigen Austausch beitragen.

Völkerverständigung statt Nationalismus

„Was mich persönlich beunruhigt, ist der wieder aufkeimende Nationalismus in beiden Ländern und Europa generell“, hob Peter Heider als Sprecher des Freundeskreises hervor. Der pensionierte Französisch- und Geschichtslehrer erinnerte an das Versöhnungsversprechen im Jahr 1962 zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer nach 23 Kriegen innerhalb von 340 Jahren. „Die Gemeinde könnte ganz schön froh sein, dass wir das Versprechen der Gründungsurkunde wahrgemacht haben“, wandte sich Heider an die Ausschussmitglieder.

Gemeinde in der Verantwortung

Als Freundeskreis sehe man sich als „Exekutivkommando“ der Gemeinde, doch wünsche man sich eine engere Verknüpfung zu den gewählten Vertretern: Zwar sei man gut mit der Verwaltung vernetzt, doch der einstige Partnerschaftsausschuss habe selten getagt und eigentlich auch nicht funktioniert. „Wir haben als Gemeinde einen Vertrag geschlossen und nicht als Verein“, betonte Heider. Daher wolle man die Partnerschaft gern gemeinsam mit Vertretern aus dem Gemeinderat lebendig halten.

Der Essarter Chor unter Leitung von Barbara Mohm-Löhle trat bei der offiziellen 30-Jahres-Feier in diesem Sommer in Les Essarts auf.
Der Essarter Chor unter Leitung von Barbara Mohm-Löhle trat bei der offiziellen 30-Jahres-Feier in diesem Sommer in Les Essarts auf. | Bild: D. Bouvier

Nachwuchsgewinnung – zur Not auf Englisch

Auch Gerd Hermle vom Freundeskreis sah es als unerlässlich, die Beziehung mit Frankreich aufrechtzuerhalten. „Eine Künstliche Intelligenz wird nie den persönlichen Kontakt ersetzen“, wusste er aus seiner Ehe mit einer Französin zu berichten. Dabei sei man offen für neue Ansätze: Wenn man den Schüleraustausch wiederbeleben wolle, erreiche man mit Englisch als gemeinsamer Sprache vermutlich mehr. Als weiteres Projekt kündigte er den Besuch einer Essarter Jugendgruppe im Frühjahr auf dem Salemer Campinghof an. Barbara Mohm-Löhle berichtete als Leiterin des Essarter Chors, dass zum 50-jährigen Jubiläum der Salemer Musikschule eine Gruppe aus Frankreich für eine Kooperation anreise.

Die Gäste aus Les Essarts hatten bei einem Besuch Spaß am Programm ihrer Salemer Gastgeber.
Die Gäste aus Les Essarts hatten bei einem Besuch Spaß am Programm ihrer Salemer Gastgeber. | Bild: Partnerschaftsausschuss

Aktive wünschen Komitee mit Gemeinderäten

Bürgermeister Manfred Härle lobte die Ansätze: „Wir wünschen, dass der Grundgedanke der Partnerschaft in die Schulen und die Musikschule mitgetragen und weiterentwickelt wird.“ So sei der Fokus auf den Nachwuchs vielversprechend. „Wenn die Jugendlichen mitfahren, tragen wir die Fahrtkosten“, versprach er. Heider hob hervor, dass man mit dem finanziellen Beistand seitens der Gemeinde stets zufrieden gewesen sei. Ein Anliegen habe man jedoch: „Wir wollen gern ein Partnerschaftskomitee bilden.“ Dem Komitee könnten drei Vertreter des Freundeskreises und drei Ratsmitglieder angehören. „Auf diese Art und Weise wären wir im Kontakt und wenn ein Event ansteht, kann man im Vorfeld miteinander reden“, bat Heider um Gründung des Komitees und Freiwillige.

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Härle will es bei finanzieller Unterstützung belassen

Härle sah die Notwendigkeit dafür als nicht gegeben. „Wenn ihr eure regelmäßigen Treffen habt, steht dem nichts entgegen, die Gemeinderäte einzuladen“, schlug er alternativ vor. Besprechungsergebnisse, die an die Verwaltung übermittelt würden, könne man auch den Ratsmitgliedern zukommen lassen. Und wenn Handlungsbedarf bestehe, könne man Vertreter des Freundeskreises in den Kulturausschuss einladen. „Wir unterstützen gern die Aktivitäten, die anstehen – das Umsetzen wird eure Aufgabe sein“, so der Bürgermeister.

Zur offiziellen 30-Jahres-Feier in Les Essarts übermittelte Bürgermeister Manfred Härle eine Grußbotschaft per Video: „Ich bedaure es ...
Zur offiziellen 30-Jahres-Feier in Les Essarts übermittelte Bürgermeister Manfred Härle eine Grußbotschaft per Video: „Ich bedaure es sehr, dass ich nicht persönlich anwesend sein kann“, so der Untertitel in der Übersetzung. | Bild: D. Bouvier

Gerd Hermle nahm den Hinweis auf, wünschte sich jedoch eine gewisse Absicherung: „Wir sind nicht nur irgendeine Gruppe, sondern es war eine offizielle politische Entscheidung der Gemeinde, die Partnerschaft zu pflegen.“ Härle wies eine verpflichtende Mitarbeit für die Gemeinderäte zurück. „Mir geht‘s um die Bezeichnung, um die Verbindlichkeit: Welche Erwartungshaltung wird an ein solches Komitee gestellt?“, fragte er.

Regelmäßiger Bericht im Ausschuss

Ursula Hefler (CDU) stand dem Wunsch des Freundeskreises offener gegenüber, bat jedoch um Bedenkzeit. Leopold Prinz von Baden (FWV) warnte vor doppelten Strukturen. „Ich verstehe, dass das ein Thema der Gemeinde ist“, bekannte er. Doch wenn man die Vertreter ein- oder zweimal jährlich in den Ausschuss einlade, seien die Gemeinderäte sowieso involviert. Der Bürgermeister betonte, dass man froh um die Partnerschaft sei und diese unterstütze. „Wir wissen alle, wir müssen aktiv sein und bleiben“, verwies er auf die vorgestellten Ansätze. Alle aus dem Gemeinderat seien willkommen, sich einzubringen, und bei Bedarf werde man in den Ausschuss einladen.

Peter Heider ist seit vielen Jahren der Sprecher des Salemer Freundeskreises. Als ehemaliger Französischlehrer liegt ihm der Austausch ...
Peter Heider ist seit vielen Jahren der Sprecher des Salemer Freundeskreises. Als ehemaliger Französischlehrer liegt ihm der Austausch mit der Partnergemeinde Les Essarts-le-Roi besonders am Herzen. | Bild: Altmann, Miriam

Peter Heider nahm es sportlich, dass dem Wunsch nach einem Partnerschaftskomitee nicht entsprochen wurde. „Wir freuen uns aber darüber, dass wir den Ausschuss insgesamt schriftlich und persönlich über den Stand der Gemeindepartnerschaft informieren können und dann auch bestimmt Rückmeldung bekommen werden“, sagte er im Nachgang zur Sitzung.