Normalerweise geht es im November um Martini los mit den Gänseessen. Egal ob im Kreis der Großfamilie, mit Freunden oder den Kollegen: Für viele Menschen gehört eine knusprige Gans mit Rotkohl und Kloß zu einem gelungenen Martinstag. Auch an Weihnachten erfreut sich das gebackene Federvieh großer Beliebtheit.

Doch derzeit fallen wegen der Corona-Pandemie zumindest die Traditionsessen in Lokalen aus. Was passiert also mit den herangezüchteten Gänsen? Zwei Salemer Gänsezüchter berichten von ihren Erfahrungen, dem bisherigen Verkaufserfolg und dem Umgang mit den Tieren. Und schließlich verraten sie bewährte Rezepte für eine schmackhafte Weihnachtsgans.

Bei Möllers sind die Küken drei Wochen alt, wenn sie auf den Hof kommen, bei Markus Weinmann einen Tag.
Bei Möllers sind die Küken drei Wochen alt, wenn sie auf den Hof kommen, bei Markus Weinmann einen Tag. | Bild: Familie Möller

Bis 24. Dezember wird voraussichtlich kein Tier übrigbleiben

So viel vorweg: Weder beim Neufracher Züchter Markus Weinmann noch bei seinem Buggensegler Kollegen Thorsten Möller wird bis zum 24. Dezember voraussichtlich ein Federtier übrigbleiben. „Der Verkauf zu Sankt Martin ist super gelaufen“, versichert Möller. Der Wunsch nach gemütlichem Traditionsessen in der Familie sei anscheinend ungebrochen, vielleicht sogar stärker denn je. Für den Weihnachtsbraten seien die Bestellungen ebenfalls angelaufen.

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Hier gibt es Gänse und gleich Rezepte zur Zubereitung dazu

Bei Familie Möller-Löhle gehören die Tiere quasi zur Familie: (von links) Thorsten Möller, Jennifer Löhle und Jana-Mailine.
Bei Familie Möller-Löhle gehören die Tiere quasi zur Familie: (von links) Thorsten Möller, Jennifer Löhle und Jana-Mailine. | Bild: Familie Möller

50 Prozent der Tiere bereits reserviert

Zwar watscheln bei Möllers momentan noch 80 Gänsevögel über die Weide zwischen Grasbeuren und Mimmenhausen. 40 davon sind jedoch bereits reserviert. Geschlossene Restaurants und fehlende Firmenfeiern sind für Möller kein Problem. Als Hobbyzüchter, der sich vor vier Jahren mit dem Kauf einer Gänseschar einen Traum erfüllt hat, vermarktet er nur direkt an Privatkunden. Seine Lebensgefährtin Jennifer Löhle bedauert nur, dass sie eventuell an den Verkaufstagen vor Weihnachten keinen Glühwein ausschenken könnten. Die Kunden seien in den vergangenen Jahren sonst immer gern auf eine Tasse Punsch geblieben. „Da werden dann Rezepte ausgetauscht. Das ist richtig nett“, findet Löhle.

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Obst, Brotmasse, Knödel oder Maroni – viele Tipps für eine Füllung

Ihr Partner, der den Beruf des Kochs erlernt hat, zählt sogleich verschiedene Füllungen für einen Gänsebraten auf, von Obst über Brotmasse und Knödel bis hin zu Maroni. Ein Stammkunde habe ihm erzählt, er gare anstelle einer Füllung sogar einen Schweinerollbraten mit. Der werde zart und saftig und diene als weiteres leckeres Gericht an einem anderen Tag.

Simone Haupt und Markus Weinmann haben den Hauk‘schen Auenhof übernommen und ziehen hier 150 Gänse groß.
Simone Haupt und Markus Weinmann haben den Hauk‘schen Auenhof übernommen und ziehen hier 150 Gänse groß. | Bild: Martina Wolters

Markus Weinmann und Simone Haupt übernahmen den Auenhof in Neufrach

Markus Weinmann und seine zukünftige Ehefrau Simone Haupt sind ähnlich wie Thorsten Möller gut in den Gänseverkauf gestartet. Vor einem Jahr zogen sie aus Filderstadt nach Salem und übernahmen den Auenhof der Vorbesitzerfamilie Hauk am Ortsrand von Neufrach. Eine Schar von 150 Gänsen haben sie aufgezogen. Rund 50 Prozent hat das Paar schon an Privatleute verkauft. Dass der Kilopreis mit 14,50 Euro um 1 Euro teurer ist als bei seinem Züchterkollegen Thorsten Möller, erklärt Weinmann mit unterschiedlicher Aufzucht.

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Bei ihm seien die Jungtiere nicht zwei bis drei Wochen alt, wenn er sie bekomme, sondern gerade einmal einen Tag alt. Entsprechend aufwendig sei die Pflege, angefangen bei einer notwendigen Stalltemperatur von 30 Grad. Kostspielig sei auch der dreifach gesicherte und 1,50 Meter hohe Stromzaun, um hungrige Füchse abzuhalten.

Artgerechte Haltung schreiben beide Gänsezüchter groß. Bei Möllers baden die Tiere im eigenen Teich.
Artgerechte Haltung schreiben beide Gänsezüchter groß. Bei Möllers baden die Tiere im eigenen Teich. | Bild: Martina Wolters

Beide Züchter halten ihre Tiere überwiegend im Freien

Keine Unterschiede indes gibt es in der Philosophie, mit der die beiden Hobbyzüchter die Tiere aufziehen. Alle beide legen großen Wert auf artgerechte Tierhaltung. Ihre Wasservögel sind daher die meiste Zeit im Freien. Thorsten Möller bringt die nachtblinden Nutztiere abends in den Stall. Auf der Weinmannschen Wiese steht ein Weidezelt, in das die Gänse hineinschlüpfen können, das sie aber zumeist nur zum Fressen nutzten. Für den Schutz der Tiere vor Füchsen sorge der Elektrozaun.