„Als Förster arbeite ich mit Licht“: Das ist die unerwartete Aussage von Matthias Schenkl. Beim Arbeiten mit Licht könne er unterschiedliche Ziele verfolgen. Mit der Dosierung des Lichtes kann der Förster gewünschte Baumarten natürlich nachwachsen lassen oder auf die Verdrängungsmechanismen zwischen Licht- und Schattenbaumarten eingehen. Mit dem Licht kann auf die optimale Kronenbildung und somit das Wachstum und die Vitalität des Baumes Einfluss genommen werden. Ziel des Ganzen ist die nachhaltige Holzproduktion.
„Als Förster arbeiten wir mit dem Ökosystem des Waldes“, betont Schenkl. Denn Forstwirtschaft sei eine Generationenaufgabe. Die Bäume, die in seiner Zeit groß würden, könnten erst von seinen Nachfolgern geerntet werden. Nur mit einem gesunden Ökosystem könne die stete Holzproduktion sichergestellt sein. Wie viel Holz jährlich aus dem Wald gewonnen werden kann, werde anhand von sogenannten Zuwachstabellen berechnet. „Wir können nur so viel ernten, wie der Wald wächst.“ Von diesem Überschuss müssten die Kosten gedeckt werden, sprich das Pflanzen, die Pflege, die Wegeinstandhaltung. „Am Ende sind es ein bis zwei Prozent Rendite, die im Jahr übrigbleiben“, rechnet Schenkl vor.
Klimawandel stellt vor zusätzliche Herausforderungen
In jüngster Zeit seien mit dem weltweiten Klimawandel auf die Forstwirtschaft weitere Herausforderungen zugekommen. Die Erderwärmung schreite schneller voran, als sich die Bäume dem anpassen könnten. Mit verheerenden Folgen für den Wald.
Schenkl macht die Situation an der Buche fest, die bisher in der Region beste klimatische Voraussetzungen vorgefunden habe. An ausgewachsenen Buchen zeigt der Förster auf die trockenen Kronen. „Die Bäume haben in ihrem Leben eine Erwärmung um zwei Grad mitbekommen.“ Bevor sie diese Herausforderung in ihre Genetik einbauen und der nächsten Generation weitergeben könnten, stürben die Bäume. Denn fortpflanzungsfähige Samen haben die Buchen erst mit 60 Lebensjahren.

Er mache sich Sorgen um die Zukunft des Waldes. Denn wenn schon die Buchen die Erderwärmung an idealen Standorten nicht bewältigen könnten, müssten andere Baumarten angepflanzt werden. „Es bleibt ja nicht bei den zwei Grad Celsius. Die Weltklima-Berechnungen sagen insgesamt vier Grad voraus.“ Und das sei der globale Mittelwert. In hiesigen Breiten könne dies ein Anstieg in der Spitze von bis zu zehn Grad Celsius bedeuten. So etwas hielten die heimischen Arten nicht mehr aus.
Esche, Ulme und Erle kamen nicht gegen Wandel an
Für die Forstwirtschaft geeignet sind Schenkl zufolge nur wenige heimische Baumarten. Esche, Ulme und Erle seien in den letzten 30 Jahren verloren gegangen, weil sie nicht gegen den Klimawandel angekommen seien. Rotbuche, Rotfichte, europäische Lärche und Weißtanne seien die nächsten Verlierer bei einer Klimaveränderung mit Trockenphasen, sagt Schenkl.
Eine Lösung böte die Suche nach neuen Baumarten, die in Klimazonen gedeihen, die künftig für Süddeutschland prognostiziert werden. Das aktuelle milde atlantische Klima werde immer mehr durch ein Kontinentalklima abgelöst. Temperaturspitzen, Extremwetterlagen und lange Trockenperioden zeichneten das erwartete Klima aus.
Im Wald zeigt Schenkl Baumarten, die seine Vorgänger vor einem Jahrhundert gepflanzt haben. Dabei habe sich gezeigt, dass die Douglasie, eine Nadelbaumart aus Nordamerika, sich hier sehr wohl fühle und die in die deutsche Forstwirtschaft breiten Einzug finden könnte.