Der Andreashof hat eine Zeit der Veränderungen hinter sich. Das Café musste im November 2024 schließen, da keine Betriebserlaubnis vorlag. Auch das im Jahr zuvor eingeführte Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi), bei der die Kunden die Hoferzeugnisse erwerben und einen festen Betrag pro Monat entrichten, gibt es nicht mehr. Als Konstante bleiben der Anbau der Lichtyam oder auch Lichtwurzel, der Vertrieb der daraus hergestellten Produkte, sowie der Kräuter- und Gemüseanbau.

Doch bald soll neues Leben auf dem Andreashof einziehen. „Wir haben von der Stadt die Genehmigung, zwei Wald-Kindergartengruppen zu errichten“, freut sich Jakob Kraul. Er ist Vorstand des Andreashof e.V., der dafür den Antrag gestellt hat. Bis zu 40 Kinder in zwei Gruppen werden sie in direkter Nachbarschaft zu den Hofgebäuden betreuen können.

Wann es losgeht, steht noch nicht fest

Einen Starttermin können Jakob Kraul und seine Mitstreiterinnen bislang nicht nennen. Mit Erdil Canan ist bereits eine Erzieherin und Naturpädagogin im Team. Die gelernte Notfallsanitäterin Maria Brucker bezeichnet sich als „Azubi“, denn sie absolviert gerade eine Ausbildung als Erzieherin. Antonia Kraul arbeitet als Musiktherapeutin an der Waldorfschule und will sich ebenfalls künftig um die Kleinkinder der neuen Kita kümmern.

Zurzeit warten die Initiatoren noch auf das Geld. Die Bauwagen, die bei dem Konzept als Schutzhütten fungieren, wollen sie bestellen, sobald die Zuschüsse der Stadt da sind. Die Gemeinde unterstützt freie Träger, die Betreuungsplätze einrichten, mit einem Zuschuss von 70 Prozent. Das Geld muss der Gemeinderat freigeben, und dort stand das Thema bisher nicht auf der Tagesordnung.

Lange Wartezeiten trotz Mangel an Betreuungsplätzen

Warten mussten die Initiatoren des neuen Kindergartens schon häufiger, denn der Anfang verlief schleppend – trotz des massiven Mangels an Betreuungsplätzen. Vor zwei Jahren hätten sie den Antrag auf Errichtung eines Waldkindergartens gestellt, erinnert sich Jakob Kraul. Nach der Absage durch die Baubehörde wandten sie sich an den Oberbürgermeister. Bei einem Gespräch signalisierte ihnen Jan Zeitler, dass man es angesichts der langen Wartelisten für Kita-Plätze „hinbekommen“ wolle.

Die Baubehörde und das Forstamt kamen zu einem Vor-Ort-Termin, und man lotete gemeinsam die Möglichkeiten aus. Da war das erste Jahr fast vorbei. Der neue Bauantrag, den sie im März 2024 stellten, wurde auch erst abgelehnt und nach einer Nachbesserung schließlich genehmigt. Es wird keine Zäune, sondern Hecken geben und die sanitären Anlagen sowie eine kleine Küche können Kinder und Erwachsene im benachbarten Gebäude nutzen.

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Jahreszeiten intensiv erleben

Jetzt hoffen die Kita-Gründer, dass sie bald die Bauwagen, die im Winter auch beheizt werden, bestellen können, um möglichst im September zu starten. Wie in allen Naturkindergärten können Eltern ihre Sprösslinge ab drei Jahren dort anmelden. Das Team wird sich an der Waldorf-Pädagogik orientieren und verlängerte Öffnungszeiten bis maximal 13.30 Uhr anbieten. Für Erdil Canan liegen die Vorteile, Kinder in dieser Umgebung zu betreuen, auf der Hand: „Ich kann mir keinen schöneren Platz für Kinder vorstellen, um aufzuwachsen.“ In einem Waldkindergarten bekämen die drei- bis sechsjährigen Kinder Wetter und Jahreszeiten viel intensiver mit.

Sie wollen ihre Schützlinge bei den täglichen Aufgaben einbeziehen und wenn möglich eigenes Gemüse anbauen sowie zu bestimmten Anlässen gemeinsam kochen. Auch Maria Brucker steht voll hinter dem Konzept. Sie habe selbst eine Waldorfschule besucht und freut sich darauf, sich künftig weniger mit Erwachsenen und mehr mit Kindern zu beschäftigen und „deren gesunde Entwicklung zu begleiten“.

Auf dieser Fläche neben den Hofgebäuden werden die beiden Bauwagen der neuen Kita aufgestellt.
Auf dieser Fläche neben den Hofgebäuden werden die beiden Bauwagen der neuen Kita aufgestellt. | Bild: Sabine Busse

So soll es mit dem Andreashof weitergehen

Für den Mediziner Jakob Kraul ist die Kita nur ein Baustein von mehreren. Er möchte „den Andreashof zu einem Zentrum für Pädagogik, Landwirtschaft und Medizin“ ausbauen. Das Ziel verfolgt der Verein schon länger, doch bei der Umsetzung gab es zuletzt organisatorische und personelle Veränderungen.

So werde künftig die Landwirtschaft vom Hofgut Rengoldshausen betrieben, so Kraul. Durch die Kooperation könnte eventuell auch das Café wieder öffnen. „Bis jetzt fehlte die legale Basis“, stellt Kraul fest, der das Vorgehen der Behörden „verständlich“ nennt. Um ein Hofcafé zu betreiben, muss der wirtschaftliche Mix von landwirtschaftlich genutzter Fläche und Ertrag des gastronomischen Angebots stimmen. Die neue Konstellation schaffe die Basis für eine Betriebserlaubnis, allerdings werde das noch Zeit brauchen, dämpft Kraul Hoffnungen auf eine baldige Eröffnung.