90 Fotografien zu den verschiedensten Themenbereichen zeigt der Fotoclub Überlingen derzeit in der Städtischen Galerie. Einen besonderen Anteil haben Schwarz-Weiß-Fotografien, die immer wieder auf großes Interesse der Besucher stoßen, wie sich bei der Vernissage zeigte. Bei dieser Fotoausstellung des Vereins, die themenfrei ist, beweisen 13 Bildautoren, was Hobbyfotografen beim ernsthaften Umgang mit Sucher und Linse alles leisten können. „Mit dieser Leistungsschau können wir in den Dialog gehen. Wichtig für uns ist, eine Resonanz von außen zu erhalten“, sagte Vorsitzender Johannes Beller.

Ausstellung als Leistungsschau und Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen
Alle zwei Jahre präsentieren die Mitglieder des 1973 gegründeten Vereins eine Auswahl ihrer Bilder. Die Ausstellung ist für sie ein Höhepunkt im Vereinsleben und neben Fotospaziergängen und Fotokursen eine der wenigen Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit.

Die Hobbyfotografen sehen die Ausstellung aber auch als eine Art Leistungsschau, um zu dokumentieren, welche Fähigkeiten die Mitglieder entwickelt haben, als Werbung für den Verein und als Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Erstmals ist die Ausstellung nicht thematisch, sondern nach den Bildautoren geordnet.

Fotoclub als Institution in der Stadt
Bürgermeisterstellvertreter Günter Hornstein sagte, der Stadt sei es immer wichtig, dass in der Städtischen Galerie auch regionale Künstler zum Zuge kommen. Es sei eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass dem Fotoclub diese Möglichkeit gegeben werde. „Denn der Fotoclub ist fest in Überlingen verwurzelt.“
Seit mehr als 40 Jahren begleite und dokumentiere der Verein die Stadt und deren Entwicklung; zahlreiche Bilder der Mitglieder hätten einen Platz im städtischen Archiv gefunden. Hornstein betonte: „Ganz besonders freut es uns, dass sich der Fotoclub bei der Landesgartenschau 2020 sehr engagiert einbringt.“
Fotografie statt Knipserei
Nach Darstellung von Laudator Erwin Niederer stellten Fotografen eine ganz spezielle Spezies Mensch dar. „Wenn Sie durch eine Stadt laufen, bleibt ein Fotograf immer stehen und hängt hinterher. Er sieht Dinge, die Sie gar nicht sehen.“ Ein Fotograf betrachte bestimmte Dinge anders. „Er hat mehr Sehen gelernt als ein Normalbürger.“ Dabei helfe ihm auch die Technik.

Niederer stellte die Unterschiede zwischen dem Fotografieren und Knipsen heraus. „Knipsen ist ein wahlloses Bilder- und Umweltkopieren in einem beliebigen Ausschnitt. Fotografieren heißt erstens: sehen. Zweitens: Was will ich? Und drittens: Wie bringe ich es im Bild rüber? Das muss man lernen. Knipsen hört da auf, wo Fotografie anfängt.“
Lob für hohe Qualität der Ausstellung
Er wies darauf hin, dass eine Kamera die Wahrnehmung verändere. „Mit einer Kamera kann ich täuschen. Das kann lustig, aber auch betrügerisch sein.“ Die Perspektive der Fotografie könne über die Wirklichkeit gewaltig hinwegtäuschen.
Von der Qualität der Ausstellung zeigte sich Niederer überrascht. „Mit welcher Qualität die fotografischen Laien die Dinge technisch beherrschen, wie viel sie sehen in der Umwelt, was wir alles nicht sehen und wie sensibel diese Menschen geworden sind für unsere Wirklichkeit. Diese ist nämlich anders, als Sie sie wahrnehmen.“
Die Ausstellung des Fotoclubs ist bis Sonntag, 24. November geöffnet.