
Derzeit gleicht Überlingen einer großen Baustelle: Bagger im neuen Uferpark am Bodensee, wo früher eine Baustoffhandlung und ein abgeschlossener Campingplatz lagen:

Bau einer neuen Ufergastronomie, wo bislang niemand zum Flanieren hinkam:

Bau eines neuen Parkhauses an der Therme. Sanierung einer alten Klosterkirche für eine Blumenschau im nächsten Jahr. Ausbau einer Mole, damit im Westen der Stadt große Bodenseeschiffe anlegen können. Sanierung der Uferpromenade:

Neubau der Bundesstraße, Sanierung eines Gartens am See und Öffnung zweier bislang privat verpachteter Gartenanlagen in der Altstadt, hier die Bauarbeiten auf dem Rosenobelturm:
Außerdem der Bau eines Pflanzenhauses für die städtische Kakteensammlung. Und vor allem: Spätestens am 23. April 2020 soll alles fertig sein.
Ein Damoklesschwert
Dieses Datum schwebt über Überlingen wie ein Damoklesschwert, seit die Stadt im Juni 2010 den Zuschlag des Landes zur Ausrichtung der Landesgartenschau bekam. Im April nächsten Jahres soll sie also eröffnet werden, in genau einem Jahr. Und bis dahin müssen die vielen Baustellen fertig sein, die sich die Stadt vorgenommen hat.
ÜB steht unter Dampf
Überlingen steht zweifellos unter Druck, was auch Regierungspräsident Klaus Tappeser bei diversen symbolischen Spatenstichen immer wieder in anerkennendem Ton sagt: Mit einer Landesgartenschau an sich wäre eine Stadt von der Größe Überlingens eigentlich schon gut genug beschäftigt, sagte Tappeser und dabei stets die Mithilfe des Landes zu.
Hilfreicher Schub?
Manchem Kritiker ist das Tempo, das nach positivem Bürgerentscheid pro LGS im Jahr 2013 bis jetzt vorgelegt wird, zu hoch. Gegen die Fällung einer Platanenallee und den Abriss einer Ufermauer wurde in der Bürgerschaft erbittert gekämpft, ein zweiter Bürgerentscheid dazu aber unter anderem mit Verweis auf bereits bestehende Pläne und dem damit einhergehenden Zeitdruck vom Gemeinderat abgelehnt:

Dem stehen die Befürworter der LGS gegenüber, die in dem vorhandenen Druck, ausgehend vom 23. April 2020, den richtigen Schub sehen, der der Stadtentwicklung nur gut tun könne.
Seit 40 Jahren gibt es das Instrument der Landesgartenschauen als städtebauliches Entwicklungsprogramm. Mehr als 750 Hektar Freiraum seien in dieser Zeit geschaffen worden, teilte die LGS GmbH mit. Überlingen trage mit elf Hektar dazu bei und erhalte dafür vom Land einen Zuschuss in Höhe von acht Millionen Euro aus verschiedenen Fördertöpfen.
Was kostet's?
Für die großen Brocken wie Uferpark, Gastrogebäude und Öffnung diverser Gartenanlagen investiert die Stadt 14,6 Millionen Euro. Zwei Millionen Euro gibt sie für den eigentlichen Betrieb im Ausstellungsjahr aus, der allerdings nach der bisherigen Kalkulation mit insgesamt 12,8 Millionen Euro zu Buche schlagen wird.
Risikofaktoren
Die hier also klaffende Lücke von 10,8 Millionen Euro soll durch Eintrittsgelder und Lizenzvergaben erwirtschaftet werden. Als Unsicherheitsfaktor in dieser Rechnung, die 800 000 Besucher annimmt, gilt das Wetter und die vielen Konkurrenzangebote, die es ohnehin am Bodensee gibt. Wobei die Insel Mainau als Partner der LGS geworben wurde, an einer symbolischen Brücke zwischen den beiden Attraktionen wird noch gefeilt.
Mehr als nur Grün
Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler und dessen Vorgängerin Sabine Becker warben stets dafür, dass eine Gartenschau mehr als neue Grünflächen bringt. Der Neubau der B 31 sei nur deshalb so zügig genehmigt worden, weil Überlingen von einer Masse an Besuchern im nächsten Jahr erreicht werden muss.
Auch das für die Ufersanierung vom Land locker gemachte Geld, 457 000 Euro, das mit der LGS eigentlich nichts zu tun hat, hätte es, so seine Spekulation, ohne die Gartenschau als Motor nicht gegeben. Dazu LGS-Geschäftsführer Roland Leitner: "Die Gartenschau ist ja nur der Event. Aber natürlich verbirgt sich dahinter viel mehr als unser 179 Tage dauerndes Fest. Wesentlich ist doch das, was bleibt. Für Generationen."
Baustellenführungen
Schon 2019 kann man über den neu entstehenden Uferpark flanieren: Bis August an jedem ersten Samstag im Monat, Treffpunkt ist um 14 Uhr im Garten der LGS-Geschäftsstelle in der Bahnhofstraße 19, Anmeldung nicht nötig, Eintritt frei.