Petra Mammel hat schon in vielen Städten und Straßen gewohnt. Aber so wohl wie in der Straße "Am Schättlisberg" hat sie sich noch nirgends gefühlt. "Das Nachbarschaftsverhältnis ist top, jeder kennt jeden, jeder ist mit jedem per Du. Ständig finden Feste statt, zu denen alle eingeladen sind, alle sind sehr offen und freundlich, wir sind alle fast schon miteinander befreundet", schwärmt sie. Ihre zwölfjährige Tochter Lilli erzählt, dass sich nicht nur die Erwachsenen gut verstehen: "Die Mädchen und Jungs tun alle was füreinander, die Kinder spielen immer zusammen auf der Straße. Und wenn man mal kein Mehl mehr hat und welches braucht, dann schenken die Nachbarn einem das."
Die große Offenheit und Freundlichkeit der Nachbarn habe ihr auch sehr geholfen, als sie 2012 von Tübingen nach Überlingen zog und kaum jemanden kannte, sagt Petra Mammel. "Die Leute haben mich mit sehr offenen Armen empfangen. Und durch die Nachbarn, die mich überallhin in der Stadt mitgenommen haben, habe ich in ganz Überlingen viele Leute kennengelernt. Das half mir sehr, hier heimisch zu werden."

Auch die Optik der relativ neuen und modernen Straße "Am Schättlisberg" gefällt ihr: "Ich schaue immer gerne aus dem Fenster, es ist ein schönes und stimmiges Bild. Hier in der Straße gibt sich jeder Mühe mit seinem Garten, überall ist viel Grün vor den Häusern man merkt auch an der Gestaltung, dass es Eigentümer sind, die den Garten mit Liebe pflegen."
Der Marsch in die Stadt ist zwar etwas weit, aber "wir haben eine relativ gute Busverbindung", sagt die kosmetische Fußpflegerin. "Alle 15 Minuten kommt hier ein Bus vorbei, der zum Busbahnhof fährt." Tochter Lilli zieht es allerdings vor, sich auf Schusters Rappen zu bewegen. "Ich laufe jeden Tag in die Realschule, das ist nicht so weit, in 25 Minuten bin ich da", erklärt das Mädchen munter.
Bisher habe ihr ein Lebensmittelgeschäft in unmittelbarer Nähe gefehlt, "aber nun kommt ja der Edeka, darauf freue ich mich", sagt Petra Mammel. Wirklich ärgerlich finden Lilli und ihre Mutter aber die Einbahnstraßenregelung in ihrem Wohngebiet. "Man muss immer einen riesigen Umweg fahren", bemängelt Petra Mammel und ergänzt: "Für die Anlieger, die hier in der Straße wohnen, fände ich eine Ausnahmegenehmigung schön. Die Umweltbelastung, die wir verursachen, ist schon ziemlich hoch für dieses kleine Stück Straße, es ist ja nur ein kleines stückweit gesperrt."
Unter dem mit dem starken Verkehr einhergehenden Lärm leide sie schon sehr, sagt Petra Mammel, zumal ihr Haus ein Eckhaus ist und mit einer Seite zwar in der ruhigen Stichstraße, mit der anderen aber direkt am viel befahrenen Teil der Straße "Am Schättlisberg" steht. "Wenn man im Sommer draußen sitzt, versteht man sein eigenes Wort nicht", sagt sie rundheraus.
Aus ihrem Schlafzimmer ist Petra Mammel inzwischen ausgezogen, sie schläft nun nach hinten raus. Die Einbahnstraßenregelung habe, da nicht frühzeitig und offensiv genug im Straßenverkehr angekündigt, auch zur Folge, dass viele Autofahrer in die Stichstraße oberhalb der Sperrung einfahren, um zu wenden. "Wenn die Kinder draußen spielen, ist das nicht ungefährlich", sagt Mammel und bedauert: "Der Straße fehlt die Ruhe." Das sei aber auch der einzige Minuspunkt, ansonsten lasse es sich hier wunderbar leben. Neben der guten Nachbarschaft und den kurzen Wegen in die Stadt – wenn auch der Weg zurück auf den Schättlisberg anstrengend ist – besteche ihre Wohnung mit einer fantastischen Seesicht, freut sich Petra Mammel und wird gleich darauf traurig: Da die Eigentümerin des Hauses Eigenbedarf angemeldet hat, muss sie den Schättlisberg bald verlassen. "Ich ziehe zwar nur zwei Straßen weiter, aber die Wohnung und die Nachbarschaft werden mir dennoch sehr fehlen."

Blick in die Geschichtsbücher
Im November 2007 gab der damalige Oberbürgermeister Volkmar Weber die Straße "Am Schättlisberg" frei, indem er symbolisch die letzte Straßensperre der Bauarbeiten beiseite räumte. 1998 lagen erstmals die Bebauungspläne öffentlich aus.
Im Jahr 2000 begann die Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH schließlich, die Umlegungsverhandlungen mit den anliegenden Grundstückseigentümern zu führen. 2005 fasste der Gemeinderat der Stadt Überlingen dann den Satzungsbeschluss, anschließend nahm die Realisierung des Projekts Fahrt auf: 2006 begannen die Bauarbeiten, 2007 war die Straße auch schon fertiggestellt. Abzweigende Erschließungswege sollten ebenfalls schnell entstehen und nach Möglichkeit noch im gleichen Jahr fertigwerden – auch das gelang weitgehend.
140 Grundstücke, 50 in Privatbesitz und 90 in städtischer Hand, gab der Bebauungsplan her. Das Konzept Schättlisberg II sollte ein neues Stadtviertel für 800 Einwohner werden. Volkmar Weber war auch davon überzeugt, dass sowohl die Stadt als auch die privaten Eigentümer schnell ihre Grundstücke vermarkten können – er sollte recht behalten, die Grundstücke erwiesen sich als sehr begehrt. Die Stadt erhob pro Quadratmeter 66,89 Euro für die Verfahrens-, Umlegungs- und Erschließungskosten. Lediglich die Eigentümer der 20 schon bestehenden Häuser mussten geringere Gebühren zahlen, da sie keinen Abwasserbeitrag mehr leisten mussten. Seit vielen Jahren klagen die Anwohner über eine hohe Verkehrsbelastung. Verschiedene Varianten der Verkehrsregelung brachten nicht das gewünschte Ergebnis.

Zahlen, Zahlen, Zahlen...
590 Meter lang ist die Straße Am Schättlisberg.
- Die kleineste Hausnummer ist die 1 und die größte ist die 45.
- In der Straße gilt Tempo 30.
- Hier leben 143 Bewohner.

Was fehlt in meiner Straße
- Zebrastreifen: Viele Anwohner beobachten, dass Autofahrer sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h halten. Vor allem Eltern sorgen sich daher darum, ob ihre Kinder wohlbehalten über die Straße kommen. Dass sich an der Straße ein Kindergarten befindet und die Straße der Schulweg vieler Kinder ist, macht mehr Zebrastreifen aus Sicht der Eltern noch dringlicher.
- Verkehrskonzept: Sehr viele Anwohner beklagen das hohe Verkehrsaufkommen in ihrem Wohngebiet. Selbst Lastkraftwagen und sogar Fernbusse führen durch die schmale Straße, wie Anwohner berichten. Außerdem gebe es viele Raser.
- Rücksichtnahme: Häufig fahren Autofahrer entgegengesetzt in die Einbahnstraße.
- Bessere Beschilderung: Viele Autofahrer bemerken das Einbahnstraßenschild zu spät und setzen dann zu Wendemanövern in den Stichstraßen an. Das, so die Sorge der Eltern, gefährde spielende Kinder. (mst)
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