Ein Theaterstück des oberschwäbischen Autors Peter Renz (Waldburg) zur Überlinger Geschichte soll eines der Sahnehäubchen zum Stadtjubiläum in zwei Jahren werden. "Das war für uns alternativlos", erklärte Kulturreferent Michael Brunner bei seiner Darstellung vor dem Ausschuss für Bildung und Kultur, ohne über das konkrete Thema oder den geplanten Inhalt schon etwas sagen zu können. Allerdings gebe es schon eine mündliche Übereinkunft mit Renz, sagte Brunner, ein schriftlicher Vertrag stehe jedoch noch aus. Mit einem Budget von rund 21 000 Euro werde dies wohl "das größte Projekt" im Rahmen der Jubiläumsveranstaltungen werden.
Peter Renz (71) hatte 1981 gleich für seinen ersten Roman "Vorläufige Beruhigung" gemeinsam mit Hermann Kinder aus Konstanz den Bodensee-Literaturpreis erhalten, die einzige Doppelverleihung in der bisherigen Geschichte des Preises. Renz hat sich schon mit ganz verschiedenen Genres befasst, unter anderem einen Reiseführer über Oberschwaben (1995) und eine Stadtgeschichte Friedrichshafens (2008) verfasst, die im Vorjahr noch einmal neu aufgelegt worden war. Für den Theatersommer in Riedlingen hat Renz 2016 stadtgeschichtliche Ereignisse zu einem leicht verdaulichen Drama verarbeitet. Zur Hommage anlässlich des 90. Geburtstag von Martin Walser steuerte der Autor im Kursaal einen persönlichen Beitrag bei.
Weitere positive Gespräche habe er auch schon mit potenziellen Mitstreitern wie dem Theater Nolte, Kulturmanager Thomas Hirthe und der Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau geführt, betonte Michael Brunner. "Die Verhandlungen werden sich noch hinziehen, deshalb ist es gut, wenn wir schon so früh starten." Einen ersten Programmentwurf mit konkreten Zahlen erhofft er sich bis zum Herbst.
Auch die Erfahrungen und Konzepte anderer Jubilare will sich der Kulturreferent zunutze machen. Brunner verwies unter anderem auf Gespräche mit Vertretern der Stadt Radolfzell, die im Vorjahr feierten, und einen Besuch in Feldkirch, das 2018 sein 800-jähriges Bestehen mit großem Bahnhof begeht. "Das ist sehr beeindruckend", sagte Michael Brunner. Auch OB Zeitler habe sich bei der Auftaktveranstaltung schon ein Bild davon machen können.
Da wäre dann noch das zweite Kapitel des Jubiläums, das drei Jahre später den neuen historischen Erkenntnissen mit einer neuen Überlinger Geschichtsschreibung Rechnung tragen wird. Auch wenn die Chronik erst 2023 erscheinen solle, mahnte Stadtrat Lothar Fritz (CDU), rechtzeitig und mit genügend Vorlauf anzufangen. "Wie man Historiker kennt...", deutete Fritz seine Sorgen nur vorsichtig an und fragte nach konkreten Absprachen.
Mit dem jungen Überlinger Historiker Johannes Waldschütz habe die Stadt schon eine mündliche Vereinbarung, dass er das Mittelalter abdecken werde, erklärte Michael Brunner. Man brauche ja auch für das Jubiläumsjahr 2020 "zumindest schon etwas Stoff, auch wenn er noch nicht publiziert werde". Die Stadt brauche kompetente Wissenschaftler, die zum aktuellsten Forschungsstand Fakten liefern könne, sagt Brunner und erinnerte an die Diskussion um die Frage, ob Überlingen eine "Stauferstadt" sei. "Wir werden auch in diesem Jahr schon mit großem Nachdruck an der Stadtchronik arbeiten", bekräftigte Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger.
Koordination des Stadtjubiläums
Gleich auf drei Schultern will Überlingen sein großes Stadtjubiläum im Jahr 2020 verteilen. Man habe konstruktiv und kontrovers diskutiert und habe bei der Aufgabenverteilung unter anderem die Haftungs- und Besteuerungsproblematik, aber auch Fragen des Sponsorings berücksichtigt, erklärte Kulturreferent Michael Brunner in seinem Briefing für den Kulturausschuss.
Die Stadtverwaltung werde auf jeden Fall die Hauptrolle tragen und die Koordination liege hier beim Kulturamt, wo auch das zentrale Organisationsbüro angesiedelt sein werde. Die Stadt Überlingen organisiere die Jubiläumsveranstaltungen, die Ausstellungen, eine Vortragsreihe und den Festakt, kümmere sich aber auch um die Stadtchronik, die 2023 erscheinen solle.
Doch würden auch die Überlingen Marketing und Tourismus GmbH (ÜMT) und die Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH (LGS) mit spezifischen Aufgaben betraut. Man habe ja schon bei der Bewerbung um die Gartenschau auf das Stadtjubiläum und dessen Einbeziehung abgehoben gehabt, betonte Raphael Wiedemer-Steidinger
Die ÜMT ist Mitglied, sie organisiere die Veranstaltungen für die Bürger und die Gäste, da sie ohnehin den zentralen Kalender führe. Dies gelte auch für 2020.
Die LGS GmbH habe zwar nicht unmittelbar mit den Veranstaltungen zu tun, stelle jedoch die Infrastruktur des Gartenschaugeländes für Beiträge zum Jubiläum zur Verfügung.
Der Bürgerempfang am 12. Januar 2020 werde zugleich der Auftakt zum Stadtjubiläum sein, betonte Oberbürgermeister Jan Zeitler. Ob an diesem Tag zugleich der große Festakt stattfinden wird, wie Zeitler anregte, ist noch nicht endgültig abgestimmt. Fest steht dagegen schon längst der große Narrentag des Viererbunds zwei Wochen später.