Wenn Kai Rudhof von Ziegeln spricht, ist er in seinem Element. "Ziegel sind eines der althergebrachtesten Baumittel – und zugleich eines der effektivsten." Häuser aus Ziegeln bräuchten keine zusätzliche Dämmung und die Luftqualität im Inneren sei durchgehend gut, sagt Rudhof und betont. "Wir produzieren ein absolutes Bio-Produkt." Für die Herstellung wird ausschließlich Ton und Sägemehl benutzt – beides Materialien aus der näheren Umgebung.

Dass Kai Rudhof so schwärmt, wundert nicht: Er ist Geschäftsführer des Ziegelwerks Ott in Deisendorf. Im Jahr 2014 übernahm der gebürtige Koblenzer die Leitung von Leo Ott, dessen Familie die Ziegelei seit 1934 geführt hatte. Im vergangenen Jahr kaufte Rudhof mit seinem Partner Tristan Klein das Werk und gliederte es in die neue gegründete "Epic Holding" ein. Auch wenn der Name Ott im Firmenname bestehen bleibt, hat sich seit der Übergabe einiges getan. Seit Rudhof an der Spitze ist, wurde der Umsatz laut eigenen Angaben verdreifacht, die Mitarbeiterzahl stieg von 16 auf derzeit 45 – und das Unternehmen will weiter wachsen.
Zehn Wohnungen für Mitarbeiter
Hierzu sollen alle fünf Tochterfirmen der Unternehmensgruppe – dazu zählen etwa ein Tiefbauunternehmen, eine Lizenzgesellschaft, eine Unternehmensberatung mit Forschungsschwerpunkt und eine Immobilienfirma – am Standort in Deisendorf zusammengelegt werden. Deshalb sollen auf dem Gelände der Ziegelei neue Produktionsstätten wie eine Zimmerei und neue Büro- und Sozialräume entstehen. Bislang ist die Verwaltung im alten Wohnhaus der Familie Ott untergebracht, die Aufenthaltsräume seien in einem schlechten Gesamtzustand, sagt Rudhof. "Um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, müssen wir das dringend ändern." Deshalb ist der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes geplant. Hierfür wird ein marodes Gebäude abgerissen.
Zudem sollen zwei Wohnhäuser mit insgesamt zehn Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen entstehen. Weitere Wohnungen seien plan- und denkbar – und, wenn man der Nachfrage folgt, auch sehr wahrscheinlich. Laut Kai Rudhof sind die zehn Wohnungen schon alle vergeben und es gebe genug Mitarbeiter die noch auf der Suche seien. "Aber vorerst sind wir froh, wenn wir im nächsten Jahr zehn schaffen."
Der Bau der betriebseigenen Wohnungen sei ein wichtiger Aspekt, um den Standort Deisendorf zu sichern. Viele seiner Mitarbeiter könnten sich die Mieten am Bodensee einfach nicht leisten. "Wir denken, dass es für unsere Mitarbeiter, aber auch für die Region, sehr wichtig ist, sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", sagt der Geschäftsführer.
Sowohl in der Stadt als auch im Teilort Deisendorf wird das Vorhaben positiv aufgenommen. Der Überlinger Gemeinderat stimmte den Plänen einstimmig zu, auch der Ortschaftsrat hatte sich zuvor ausdrücklich für das Projekt ausgesprochen. "Wir sehen das absolut positiv", sagt Ortsvorsteher Martin Strehl. "Wir sind stolz auf unser Unternehmen und freuen uns sehr, dass es am Standort Deisendorf bleibt." Schließlich hätte es auch die Möglichkeit gegeben, ein neues Ziegelwerk bei Pfullendorf zu beziehen. Wichtig sei den Deisendorfern vor allem, dass die beiden Wohngebäude ins Ortsbild passen. "Da bin ich in enger Abstimmung mit Herrn Rudhof", sagt Strehl.
Verkehr soll nicht zunehmen
Die Deisendorfer hoffen zudem, dass die An- und Abfahrt zum Ziegelwerk künftig über das Gewerbegebiet "Oberried V" (siehe Text rechts) erfolgt. Denn schon jetzt sei der Verkehr auf der L 200a "vor allem zur Rush-Hour enorm groß", so Strehl. Kai Rudhof verspricht, dass zumindest der LKW-Verkehr durch die Ansiedlung der anderen Tochterfirmen auf dem Gelände der Ziegelei nicht weiter zunehmen wird. Da die Ziegelproduktion selbst auf dem selben Niveau bleiben soll, rechnet er weiterhin mit 50 Lastwagen pro Tag, die das Ziegelwerk mit Material beliefern und die Ziegel abholen. Rudhof: "Wir rechnen sogar mit einer Entlastung des Verkehrs, da die Produktionsstätten für viele Mitarbeiter fußläufig zu erreichen sind."