Ja, ist denn schon Frühling? Angesichts des Kälteeinbruchs vom Wochenende könnte man sich verwundert die Augen reiben. Doch tatsächlich, es ist Frühling, und passend dazu läuft in Überlingen auch wieder an sämtlichen öffentlichen Dorf- und Stadtbrunnen das Wasser. Zumindest an denen, für die sich der Gemeinderat in einer Kompromisslösung mit der Stadtverwaltung geeinigt hat.

Vorausgegangen war im wahrsten Sinne des Wortes eine Wasserschlacht. Die Stadtverwaltung hatte nämlich, ohne im Gemeinderat ein Votum einzuholen, an 24 von insgesamt 34 Brunnen auf Überlinger Gemarkung das Wasser ganz oder teilweise abgedreht. Als Grund für ihre Aktion benannte die Stadtverwaltung ein Einsparpotenzial von 35 000 Kubikmetern Leitungswasser. Jährlich könne man damit Kosten von 60 000 Euro einsparen.

Dorfbrunnen wieder am Wassernetz Video: Hilser, Stefan

Kritiker bemühten Begriffe wie „Brunnenvergiftung“, der Gemeinderat fühlte sich übergangen. „Ausgerechnet im Jahr der Landesgartenschau“, so lautete der Vorwurf, nehme man den Bürgern ein Stück Identifikation. Denn ein Brunnen ist nicht nur ein Brunnen, so das Argument, sondern vielmehr Treffpunkt und Tradition. Im Teilort Bambergen griffen die Bürger zur Gegenwehr: Hatte die Stadt die Brunnen erst trockengelegt und dann zu einer Art Blumentrog umfunktioniert, so schaufelten Dorfbewohner die Erde wieder zurück in einen großen Sack – aus Protest.

Winter laut Kalender vorbei, das Wasser fließt

Eben jener Sack stand noch monatelang neben dem Brunnen, wie ein Mahnmal. Bis jetzt das Wasser wieder angefangen hat zu fließen – als Zeichen dafür, dass der Winter vorbei ist, und als Zeichen dafür, dass ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss nun tatsächlich umgesetzt wurde.

Am 30. Juni 2021 hatte das Gremium sinngemäß beschlossen: Verbrauch reduzieren, jahreszeitlich beschränken, nachts abstellen – dafür aber alle am Brunnen am Netz halten. Die Stadtverwaltung bestellte Magnetventile, die den Durchfluss minimieren, was damals mit Kosten von etwa 400 Euro pro Brunnen angekündigt wurde.

Das könnte Sie auch interessieren

Ersparnis immer noch bei 32.000 Euro

In Summe ging die Verwaltung noch von 15 800 Kubikmetern Wasser, beziehungsweise 32 000 Euro aus, die gespart werden könnten. Das entspricht in etwa der Hälfte dessen, was die Stadt durch ihre Sofortmaßnahme erzielt hätte, fand damals in Summe aber die Zustimmung des Gemeinderats.

Wir fragten in der Pressestelle des Rathauses nach: „Alle Brunnen wurden gemäß des Gemeinderatsbeschlusses auf Zeitschaltung mit Batteriebetrieb umgerüstet, so dass die vorgegebene Einsparung erzielt werden kann“, lautete jetzt, zum Frühlingsbeginn 2022, die Antwort.

Die Brunnen, die mit Quellwasser gespeist werden, laufen demnach wie gehabt 24 Stunden täglich, alle anderen Brunnen, die aus Leitungswasser gespeist werden, haben eine Laufzeit von zwölf Stunden täglich, und zwar von 8 bis 20 Uhr. Es wurde angekündigt, dass Oberbürgermeister Jan Zeitler in der nächsten Gemeinderatssitzung darüber berichten werde.

Das könnte Sie auch interessieren