Die Geschichte sorgt in Überlingen gerade für mächtig Aufregung und Ärger. Nicht nur, dass die Stadt das Wasser an 24 Brunnen zeitweise oder komplett abstellen ließ. Einige Brunnen wurden plötzlich mit Erde verfüllt und so zu Pflanztrögen umfunktioniert.

Die Aktion hat jedoch nichts mit der Landesgartenschau oder etwa mehr Fläche für Blümchen im Stadtbild zu tun. Es geht ums Geld: Das Überlinger Rathaus will mit der Stilllegung von zehn Brunnen und Zeitschaltuhren an weiteren Wasserspielen jährlich rund 35 000 Kubikmeter Leitungswasser und damit etwa 60 000 Euro sparen.
Denn zwei Drittel der Überlinger Brunnen hängen am Trinkwassernetz. Und hier laufen die Zähler des Stadtwerks mit – allerdings, ohne dass bis dato eine Rechnung gestellt worden wäre. Bis das Stadtwerk am See nun eine Nachforderung über den Wasserverbrauch aus neun Jahren gestellt hat. Nun soll in Überlingen kräftig am Brunnenwasser gespart werden.

Die Entscheidung gehe auf ein Versäumnis aus dem Jahr 2012 zurück, als die Städte Friedrichshafen und Überlingen das Stadtwerk am See gründeten. „Die damaligen Verantwortlichen“ hätten keine genaue Vereinbarung darüber getroffen, wie das Brunnenwasser abzurechnen ist, teilte die Pressestelle des Überlinger Oberbürgermeisters Jan Zeitler mit.
Zwar gebe es „eine vereinbarte und überschaubare Freimenge“. Die sei in Überlingen in den vergangenen Jahren aber „regelmäßig überschritten“ worden. In Summe sei die Stadt Überlingen nun „mit einer hohen Nachforderung für den Brunnenwasserverbrauch“ konfrontiert. Wie hoch die ist, teilte die Pressestelle nicht mit. Sie dürfte im mittleren sechsstelligen Bereich liegen.
Keine Nachforderung ans Rathaus Friedrichshafen
Wenn die Überlinger nun erstmals für ihr Brunnenwasser zahlen müssen, stellt sich natürlich sofort die Frage, wie sich das Ganze in Friedrichshafen verhält. Denn auch in der Zeppelinstadt gibt es viele Brunnen – und das Stadtwerk am See als Wasserlieferanten.

Rund 30 Brunnen betreibe die Stadt in eigener Regie, teilt die Pressestelle der Stadt Friedrichshafen auf Anfrage – also in vergleichbarer Größenordnung wie in Überlingen. Doch in Friedrichshafen „gibt es keine Nachforderung zur Abrechnung von Brunnenwasser, da der Verbrauch unterhalb der vereinbarten Freimengen liegt“, heißt es aus dem Rathaus – ohne zu sagen, wie hoch die konkret ist.
Wie das? Die meisten Brunnen in Friedrichshafen seien mit Wasseraufbereitungsanlagen ausgerüstet. Durch die wird das Frischwasser immer wieder aufbereitet, was den Verbrauch minimiert. Im vergangenen Jahr blieben unterm Strich 5668 Kubikmeter Schmutzwasser übrig, so das Häfler Rathaus. Zum Vergleich: Überlingen will jährlich 35 000 Kubikmeter Frischwasser sparen.

Während Überlingen künftig 60 000 Euro allein aus dem Wasserbezug sparen will, stehen im Haushalt der Stadt Friedrichshafen jährlich nur rund 45 000 Euro für den Betrieb der Brunnen zur Verfügung. Damit finanziere die Stadt nicht nur die Kosten für das Schmutzwasser, sondern auch für Strom, Instandhaltung und Reparaturen. Denn Brunnen und die Brunnentechnik müssten kontrolliert, überprüft, gereinigt und gewartet werden.
Brunnen wegen der Nachtfröste noch nicht in Betrieb
In diesem Jahr könnte die Rechnung sogar noch etwas kleiner ausfallen. Denn noch sind fast alle Brunnen in der Stadt trocken. Sonst werden die städtischen Brunnenanlagen mit dem Start der Tourismus-Saison zu Ostern oder zum verkaufsoffenen Sonntag in Betrieb genommen, teilt das Rathaus auf Nachfrage mit. Doch wegen der lang anhaltenden Nachtfröste „werden die Brunnen in diesem Jahr erst jetzt nach und nach in Betrieb genommen“, teilt die Stadt mit. Dann dürfen sie auch in diesem Jahr wieder den gesamten Sommer über plätschern. Erst ab Mitte September werden sie dann wieder nach und nach abgestellt.