Welchen Lehrer bekomme ich? Wie sieht mein Stundenplan aus und soll ich es riskieren, mich um den Klassensprecher-Posten zu bewerben? Das sind Fragen, die Schüler für gewöhnlich zum Start eines neues Schuljahres beschäftigen. Doch der Beginn eines Schuljahrs unter Corona-Bedingungen gestaltete sich komplett anders als sonst und stand ganz im Zeichen besonderer Hygienevorschriften – für Schüler und Lehrer. Eine der Dauerfragen dabei: Maskenpflicht – wenn ja, wo und für wen? Wo ist sie nötig? Wo ist sie möglich und wo undenkbar? So lief der Schulstart in Überlingen, Meersburg, Uhldingen-Mühlhofen, Sipplingen, Salem und Heiligenberg.
Einschulungsfeier an der Grundschule Hödingen: Die Eltern halten sich an die Abstandsregeln.
| Bild: Niederberger, Holger
So lief‘s in Überlingen Realschule „Alle Schülerinnen und Schüler waren aufgeregt“, sagt Karin Broszat, Leiterin der Überlingen Realschule „Doch wir sind froh, dass wir wieder alle zusammen sind.“ In einem Elternbrief hatte Broszat die wichtigsten Informationen übermittelt, was die Corona-Vorschriften angeht, aber auch die Folgen für Unterricht und Arbeitsgemeinschaften. So wird der Chor in den Klassen 5 und 6 auf absehbare Zeit nicht stattfinden. Um das Abstandsgebot hier einhalten zu können, seien die Räume nicht groß genug. Maskenpflicht gilt nicht nur auf dem Pausenhof und im Begegnungsverkehr, sondern auch im Lehrerzimmer. Dafür hat die Rektorin durchaus Verständnis. Im Klassenzimmer ist die Maskenpflicht für Broszat allerdings „nicht vorstellbar“. Sollte es zu steigenden Infektionszahlen kommen, müsse man darauf mit Abstandsgeboten reagieren. Englisch- oder Französisch-Unterricht seien mit Maske schlicht nicht vorstellbar und wenig zielführend. „Das ist leichter gesagt als getan“, schreibt sie alle jenen ins Stammbuch, die eine Maskenpflicht im Klassenzimmer fordern. Erwartungsgemäß hatten viele der 711 Schüler das Formular am Montag nicht dabei, sei es aus Nachlässigkeit, dass es unterschrieben zuhause lag oder aus Unkenntnis. „Wir haben dann versucht, möglichst viele Eltern anzurufen und wenigstens eine mündliche Auskunft zu bekommen“, erklärt die Rektorin: „Doch heimgeschickt haben wir niemand.“ Schließlich konnte man es auch am Dienstag noch nachreichen. Ein Schüler musste allerdings in Quarantäne bleiben. „Die Familie war in der Türkei im Urlaub und kam erst vergangene Woche zurück“, sagt Broszat. Die meisten Eltern hätten sehr verantwortungsbewusst gehandelt, erklärt Karin Broszat. Wer Urlaub gemacht habe, sei meist schon in den ersten Wochen verreist, um rechtzeitig wieder bereit für die Schule zu sein.
Abstand und Maske: Der Konrektor der Überlinger Realschule, Sascha Ziegelbauer (links), und Sportlehrer Peter Gering.
| Bild: Hanspeter Walter
So lief‘s in Meersburg Droste-Hülshoff-Gymnasium Gut geklappt hat der Schulstart in Meersburg. Schulleiter Philipp Strack vom Droste-Hülshoff-Gymnasium bestätigte einen „reibungslosen Ablauf.“ Die Gesundheitsbestätigungen hätten am Dienstagmorgen von allen Schülern vorgelegen, nur wenige Kinder seien am Montag ohne die Erklärung in die Schule gekommen und volljährige Schüler konnten sie gleich selber unterschreiben. „Die Maskenpflicht wird fast vollständig eingehalten“ sagte Strack. Wer aus gesundheitlichen Gründen davon befreit sei, müsse ein Attest vom Gesundheitsamt vorlegen. Im Pausenhof habe die Schule mehrere Bereiche eingerichtet. „Im Begegnungsverkehr, also bei Abständen unter 1,50 Meter, ist das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung vorgeschrieben“, erläuterte der Schulleiter, der sich selber in den Pausen von der Einhaltung der Vorschriften überzeugt. Auch im angegliederten Internat funktioniere alles gut. Die Zimmer sind vorwiegend mit nur einer Person belegt, wo eine Doppelbelegung nötig sei, werden Schüler einer Jahrgangsstufe zusammen untergebracht. Für die Internatsschüler habe man zusätzlich einen separaten Speisesaal, getrennt von dem Speisesaal der anderen Schüler, eingerichtet.
So etwas wird es coronabedingt dieses Schuljahr am Meersburger Droste-Hülshoff-Gymnasium nicht geben: Besuch von thailändischen Schüler und Lehrern, wie hier im Oktober vergangenen Jahres.
| Bild: Droste-Hülshoff Gymnasiums Meersburg
So lief‘s in Heiligenberg Grundschule Wintersulgen Im Luftkurort gibt es nur eine Grundschule und die befindet sich im Teilort Wintersulgen. Um möglichst wenig Berührungspunkte zu schaffen, gibt es vorerst Einschränkungen. „Wir haben nun versetzte Pausen für jede der vier Klasse extra“, berichtet Schulleiterin Helen Steiner. Eine Maskenpflicht im Unterricht gibt es nicht. Auch im Gebäude oder auf dem Hof müssen die 76 Schüler keine Maske tragen, da sie sich immer in ihrem Klassenverband bewegen. In den Bussen, mit denen die Kinder gebracht werden, muss man sich aber schützen. Eine von den Eltern ausgefüllte Bestätigung, dass es keine Corona-Kontakte in der Familie gibt, musste am ersten Schultag mitgebracht werden. Und das wurde auch komplett so gemacht. Vier Schüler kommen derzeit nicht zum Unterricht. „Sie werden im Homeschooling unterrichtet“, erklärt die Schulleiterin. Grund sind entweder Corona-Kontakte oder ein positiver Befund. Bei der offiziellen Einschulung am Donnerstag gab es nur ein abgespecktes Programm. Es durften nur „die Neuen“ kommen und die durften auch nur ihre Eltern mitbringen. Die Feier fand in der Turnhalle statt. Trotzdem mussten die Erwachsenen eine Maske tragen, bis sie ihre Plätze eingenommen hatten. Die Bewirtung anschließend musste ausfallen, stattdessen gab es auf der großen Schulwiese ein Picknick.
So lief es in Salem Bildungszentrum An der Gemeinschaftsschule im Bildungszentrum Salem sind etwa 30 Schüler ohne Gesundheitsattest am ersten Schultag erschienen, teilt Rektorin Bettina Schappeler mit. Diese Jungen und Mädchen blieben zunächst vom Unterricht ausgeschlossen. Dann stand für die Schulleiterin ein Telefongespräch nach dem anderen mit den jeweiligen Erziehungsberechtigten an. Ergebnis: Alle Schüler durften in ihre Klassenzimmer gehen. Schappeler sieht bei einigen Eltern Nachholbedarf, was deren Engagement in der schulischen Begleitung ihrer Kinder anbelangt: „Die Eltern und Erziehungsberechtigten haben eine Einholpflicht von Informationen. Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus kann – in solchen Ausnahmesituationen – nur dann weitestgehend lückenlos sein, wenn die Verantwortung auch beidseitig wahrgenommen wird. Damit meine ich, dass auch aktiv nach Informationen, zum Beispiel auf der Homepage, geschaut wird.“ An die Maskenpflicht mussten sich die Schüler nicht gewöhnen, da die schon vor den Ferien galt. Unter den pubertierenden Jugendlichen befänden sich ein paar Schüler, die „Situationen herausfordern“, so die Rektorin. Zunächst setze man auf ein aufklärendes Gespräch. Wenn das nicht hilft, dann werde darauf mit „Ordnungsmaßnahmen“ reagiert. Mit der Lernplattform Salem Connected wird weiter gearbeitet, da einige Schüler zu einer Risikogruppe zählen und deshalb im Fernunterricht sind. Die Plattform ist auch Thema im Präsenzunterricht, damit der richtige Umgang mit ihr für den Fall der Fälle eingeübt werden kann. Die Arbeitsgemeinschaften finden wie gewohnt statt, allerdings nicht wie sonst jahrgangsgemischt, sondern innerhalb eines Jahrgangs.
Bettina Schappeler, Schulleiterin der Salemer Gemeinschaftsschule.
So lief es in Uhldingen Lichtenbergschule Keine Maskenpflicht besteht derzeit an der Lichtenbergschule, an der derzeit 197 Schüler in acht Klassen in Oberuhldingen und 52 in drei Klassen in Mühlhofen unterrichtet werden. Die Schule organisiert sich nach dem Kohorten-Prinzip: geschlossene Lerngruppen nicht jahrgangsübergreifend. Für die Grundschüler heißt das: Unterricht im Klassenverband. „Immer die gleichen Gruppen, die bei allen beieinander bleiben und nicht durchmischt werden, weder auf Gängen, auf Toiletten, in Pausen, im Unterricht und möglichst nicht im Ganztag“, wie Schulleiterin Mirjam Boonekamp erläutert. „Das haben wir konsequent umgesetzt, wo auch immer es geht.“ Ziel dieser Maßnahme sei, dass sich im Infektionsfall die Quarantänebestimmungen nicht auf die gesamte Schule auswirkten, sondern nur auf die Kohorten, innerhalb derer ein Infektionsrisiko bestanden haben könnte. Es seien mehr Räume und mehr Personal für die Betreuung erforderlich. „Das hat die Gemeinde sehr großzügig aufgegriffen und mehr Leute eingestellt. Allerdings ist das immer noch eine Herausforderung“, sagt Boonekamp, auf Klassen mit bis zu 40 Kindern am Nachmittag und einer Betreuungsperson verweisend. Die Schulleiterin freut sich, dass die Einschulung erfolgreich über die Bühne gegangen ist. In die Lichtenberghalle konnten sogar beide Elternteile mitkommen, in Mühlhofen sei die Einschulung im Freien erfolgt, um den Sicherheitsabstand wahren zu können. Nur vereinzelt hätten Schüler die Bestätigung vergessen, dass sie symptomfrei sind. „Das haben wir im Vorfeld gut kommuniziert. Wir haben niemanden nach Hause geschickt, weil das unpädagogisch gewesen wäre“, erläutert Boonekamp. „Vielmehr haben wir die Eltern gleich angerufen, die das Attest dann gleich nachgereicht haben.“
Mirjam Boonekamp, Leiterin der Lichtenbergschule Uhldingen-Mühlhofen: „Wir haben niemanden nach Hause geschickt, weil das unpädagogisch gewesen wäre.“
| Bild: Kleinstück, Holger
So lief es in Sipplingen Burkhard-von-Hohenfels-Schule Entsprechend den örtlichen Gegebenheiten hat die Burkhard-von-Hohenfels-Schule die Corona-Vorschriften gelöst. Da die vier Klassen der Grundschule auch im Vertretungsfall nicht zusammengelegt werden dürfen, hat man eine zeitliche Lösung gefunden. „Das heißt, jede Klasse hat bei uns einen anderen Unterrichtsbeginn und -ende, auch die Pausenzeiten sind unterschiedlich“, sagt Nadja Wintermeyer, die die kleine Schule mit derzeit 50 Schülern seit September 2016 leitet. „Das bedeutet natürlich einen organisatorischen Aufwand.“ Die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes ist in Sipplingen generell nicht aufgehoben. „Nur in den Klassen dürfen die Kinder die Maske ablegen, der Abstand zum Lehrer muss gewährleistet sein“, sagt die Rektorin. Kooperationsformen im Unterricht seien wieder erlaubt – untereinander bräuchten die Kinder keinen Abstand und keine Masken. „Aber wenn die Kinder zum Lehrer oder auf die Toilette gehen, brauchen sie einen Mund-Nasen-Schutz“, erläutert Wintermeyer. Das gilt auch für die versetzten Pausen, weil die Schüler zum Pausenhof durch das Schulhaus gelangen. Auf dem Schulhof besteht auch ein Maskengebot, weil es sich um keinen abgeschlossenen Schulhof handelt: Bürger passieren diesen. Wintermeyer: „Die Kinder machen das sehr diszipliniert.“ Ein Lob zollt die Schulleiterin den Eltern in Bezug auf die nach jedem Ferienabschnitt einzusammelnden Rückmeldezettel der Schüler. „Das machen sie wirklich vorbildlich. Wir mussten noch kein Kind nach Hause schicken.“ Was die Rektorin auch schön findet: Die Eltern brächten ihre Kinder bei den kleinsten Krankeitsanzeichen nicht in die Schule. Wintermeyer: „Früher, wenn das Kind ein bisschen kränklich war, wurde das Kind trotzdem in die Schule geschickt. Jetzt macht man sich mehr Kopf deswegen.“
Die Bühne gehört den Erstklässlern der Sipplinger Burkhard-von-Hohenfels-Schule.
| Bild: Kleinstück, Holger