Nach dem Tuning-Treffen am vergangenen Samstag auf dem Firmenparkplatz von Rafi Eltec und den Anzeigen, die er sich von der Stadt eingefangen hat, will Mateusz Ostrozny kleinere Brötchen backen. Er plant für diesen Samstag ein, wie er betont, „privates“ Treffen. Nur ein paar getunte Autos, schöne Frauen, ein Fotoshooting mit Blech und nackter Haut – so lautet sein Plan für ein weiteres Treffen in der Tuning-Szene. Über Facebook und andere Kommunikationskanäle machte er den Termin bekannt. Sprich: Jedermann darf kommen.
Stadt befürchtet chaotische Zustände
Genau das ist der Haken an dem Plan des 26-Jährigen, der immer wieder betont, dass es ihm eigentlich nur darum gehe, das angekratzte Image der Tuning-Szene aufzupolieren. Denn wenn nur annähernd so viele Autofahrer seinem Aufruf folgen, wie dies zum Treffen am vergangenen Samstag der Fall war, sprengt sein zweites Treffen jeglichen Rahmen.
Laut Polizei waren auf dem Firmenparkplatz letzte Woche bis zu 600 PS-starken Autos, Trikes, Oldtimer und Motorräder aufgefahren. Das Ordnungsamt der Stadt erstattete gegen Ostrozny Anzeige, weil er gegen die Corona-Verordnung und gegen das baden-württembergische Straßengesetz verstoßen habe. Für diesen Samstag erwartet die Stadt noch größeres Ungemach, sollte der 26-Jährige das geplante Treffen nicht abblasen.
So schon viel Autoverkehr in diesem Bereich
Denn die vorhandene Fläche ist viel kleiner als bei Rafi, es handelt sich lediglich um eine etwas größere Garage und ein paar Quadratmeter drum herum. Sie liegt im Oberriedweg, wo Ostrozny seine Baufirma betreibt. Die Zufahrtsstraße wird mit von den Kunden des Discounters Lidl genutzt, außerdem liegt in diesem Bereich eine ebenfalls stark frequentierte Autowaschanlage.
Ostrozny meldete die Veranstaltung bislang beim Ordnungsamt der Stadt nicht an, muss er theoretisch auch nicht, so lange ein privater Charakter gewahrt wird. Weil Ostrozny über Facebook seine Einladung öffentlich machte, fiel sie auch dem Ordnungsamt auf. „Ausgehend von der Resonanz auf das Treffen vom vergangenen Samstag ist zu befürchten, dass die Stellplätze an der angegebenen Adresse im Oberriedweg bei weitem nicht ausreichen, um den notwendigen Bedarf an regulären Parkplätzen und Abstellplätzen bereit zu stellen“, teilte die Stadt mit.
Rücksprache mit der Polizei
Zu erwarten seien erhebliche Verkehrsbehinderungen, bis hin zu Verkehrsgefährdungen auf öffentlichen Straßen. Nach Rücksprache mit dem Polizeirevier habe man deshalb dem Veranstalter „dringend empfohlen“ abzusagen.
Sollte Ostrozny an dem Treffen festhalten, so sei er um „eine schlüssige Erläuterung“ gebeten, in welcher Form er „den zu erwartenden Ansturm steuern will“. Ansonsten werde man eine Untersagungsverfügung prüfen, die aber mit einer entsprechenden Gebühr verbunden sei.
Darüber hinaus warnt die Stadt den Veranstalter vor Kosten für einen möglichen Polizeieinsatz, die er durch vorsätzliches Verhalten tragen müsse. Wie Ostrozny darauf reagierte? Dazu die städtische Pressestelle am Donnerstag, Stand 15 Uhr: „Eine Rückmeldung des Veranstalters liegt uns bislang noch nicht vor.“
Ostrozny: Der OB billigte die Veranstaltung
Nach den Anzeigen zum Treffen letzter Woche drückte Ostrozny dem SÜDKURIER gegenüber seine Enttäuschung aus. Auf Facebook stärkten ihm zahlreiche Besucher den Rücken mit ihrer Kommentierung, wonach es sich doch um ein friedliches Treffen gehandelt habe, das endlich dazu diene, Poser und andere Querschläger der Szene aus der Innenstadt fern zu halten. Er sei überrascht, sagte Ostrozny gegenüber unserer Redaktion, weil Oberbürgermeister Jan Zeitler ihn bei der Veranstaltung persönlich begrüßt und keine Kritik geäußert habe. Auch sei er mit dem Ordnungsamt am Samstag vor Ort übereingekommen, dass die Veranstaltung trotz der Zahl von über 100 Besuchern weiterlaufen könne.
Stadt weist Ostroznys Äußerung klar zurück
Das weist die Stadt zurück. Sowohl Zeitler als auch die Mitarbeiter des Ordnungsamts hätten Ostrozny auf den Verstoß gegen die Corona-Verordnung hingewiesen. „Bei einer Kontrolle um 18.45 Uhr durch das Ordnungsamt wurde der Veranstalter ganz konkret aufgefordert, die Zahl der Teilnehmer unverzüglich auf die zulässige Zahl von 100 zu reduzieren.“ Neuankömmlinge hätte er nicht mehr zulassen dürfen. „Dem ist er nicht nachgekommen.“ Ostrozny sei stets freundlich und einsichtig gewesen, „allerdings kam er den klar formulierten Aufforderungen nicht nach“.