Mateusz Ostrozny ist in der Tuning-Szene aktiv. Starke Autos, Heckspoiler, extrem hohe PS-Zahlen. Der 29-jährige Überlinger, der einen kleinen Baubetrieb führt, plant für kommenden Samstag ein Treffen mit Gleichgesinnten (17 bis 21 Uhr, Landesstraße L 200, zwischen Überlingen und Ortsteil Lippertsreute). Vor zwei Wochen seien bei einem spontanen und unangemeldeten Treffen auf dem Firmenparkplatz von Rafi schon 167 Autos zusammengekommen, jetzt könnten es noch mehr werden.

Unterschied zwischen Tuning- und Poser-Szene: Mateusz Ostrozny erklärt's Video: Hilser, Stefan

Steht Überlingen damit vor einer Invasion an stinkenden lärmenden Protzkisten? Ostrozny sagt Nein. Er wolle genau das Gegenteil bewirken.

„Wenn da ein paar Volldeppen kommen, räumen wir mit denen selbst auf.“Mateusz Ostrozny
„Wenn da ein paar Volldeppen kommen, räumen wir mit denen selbst auf.“Mateusz Ostrozny | Bild: Hilser, Stefan

Beim Ordnungsamt habe er das Treffen angemeldet, darüber hinaus strebe er mit Stadt und Polizei eine Kooperation an, um die schwarzen Schafe in der Szene auszusortieren.

Was stört Sie an den Posern? Video: Hilser, Stefan

Sein Ziel: Den ramponierten Ruf der Szene aufpolieren und die Stadt vor dem Motorenlärm abschirmen.

Unterschied Tuning- und Raser-Szene: Mateusz Ostrozny erklärt's Video: Hilser, Stefan

Zustände wie nach den illegalen Treffen in Singen, wo die Polizei jegliche Ansammlung von Tuningautos im Keim zu ersticken versucht, wo es ein Gegeneinander zwischen Autofahrern und Polizei gebe, wie Ostrozny sagt, wolle er in Überlingen vermeiden. Von einem Katz- und Maus-Spiel aus Vertreiben und sich heimlich an anderen Orten treffen, habe niemand etwas.

Dieser BWM hat nach Angaben Ostroznys 1000 PS und bringt es laut seinen Angaben auf dem Prüfstand auf 360 Stundenkilometer. Er habe 2000 ...
Dieser BWM hat nach Angaben Ostroznys 1000 PS und bringt es laut seinen Angaben auf dem Prüfstand auf 360 Stundenkilometer. Er habe 2000 Stunden Arbeit hineingesteckt, sein Hobby, und jetzt sei es das stärkste Auto am Bodensee, das er selbst noch nie voll ausgefahren habe. „Das getraue ich mich nicht“, aber mit 280 bis 290 sei er damit schon auch mal über die Autobahn gefahren. | Bild: Hilser, Stefan

Stadt signalisiert Wohlwollen

Das könnte Sie auch interessieren

Aus Sicht der Stadt kann die Veranstaltung starten, „das Einverständnis des Grundstückseigentümers vorausgesetzt, und unter Einhaltung der Corona-Verordnug“, wie es in einer Antwort der Pressestelle auf SÜDKURIER-Anfrage heißt.

Dieser VW Käfer ist stadtbekannt. Er gehört Mateusz Ostrozny.
Dieser VW Käfer ist stadtbekannt. Er gehört Mateusz Ostrozny. | Bild: Hilser, Stefan

„Im Sinne des Gleichbehandlungsgrundsatzes steht es jeder Gruppe frei, sich zu treffen. Dabei fördern gegenseitige Rücksichtnahme und Akzeptanz ein harmonisches Zusammenleben, wie wir es uns in Überlingen wünschen.“

In der Garage von Mateusz Ostrozny Video: Hilser, Stefan

Schutz für die Tierwelt

Sollte Ostrozny einen bestimmten Platz für geeignet halten, könne er unter Auflagen einen Antrag stellen. Weiter teilte die städtische Pressestelle mit: „Wir begrüßen es, wenn Treffen der so genannten Poser-Szene an Orten stattfinden, bei denen möglichst niemand vermeidbaren Lärmbelästigungen ausgesetzt ist.“ Man hoffe auf die Umsichtigkeit der Teilnehmer, so dass das Treffen in einer Form abläuft, die auch mit der Tierwelt im nahe gelegenen Wald verträglich ist.

Das könnte Sie auch interessieren

Polizei beobachtet

Die Polizei verweist auf die Stadt als zuständige Genehmigungsbehörde, was Ausgestaltung und Auflagen betrifft. Man sei aber informiert und werde das Treffen „im Rahmen der allgemeinen täglichen Aufgabenwahrnehmung“ berücksichtigen.

Dieser Jeep, in den Ostrozny viel Arbeit steckt, ist für jedes Gelände geschaffen.
Dieser Jeep, in den Ostrozny viel Arbeit steckt, ist für jedes Gelände geschaffen. | Bild: Hilser, Stefan

Was macht man bei so einem Treffen?

Man fachsimpelt, staunt, gibt Tipps oder hilft sich bei technischen Problemen, wie es Ostrozny es beschreibt. Für ihn ist es ein Unding, wenn durch die Stadt gefahren wird, Runde um Runde, mit krachenden Motoren, wenn damit das Ruhebedürfnis der Anwohner gestört wird oder Menschen erschreckt werden. Es gebe schwarze Schafe, die er vor allem der „Poser-Szene“ zuordnet, einem eigenen Zweig. „Es gibt immer ein paar Deppen, mit denen räumen wir intern auf.“

Intern aufräumen, was heißt das?

Wie Ostrozny erklärt, verbreite sich die Nachricht von Ort und Termin seines Treffens über die sozialen Medien gerade in Windeseile. Für Samstag hätten sich Autofahrer aus Ulm, Stuttgart oder Lindau angekündigt. Weil es immer seltener die Gelegenheit zu großen Treffen gebe, sei das Interesse aller groß, es sich mit den Behörden an den Orten nicht zu verscherzen, wo sie noch gelitten sind. „Wir stellen die Regeln auf, kein Soundcheck, und ein absolutes Stadt-Verbot. Wer sich nicht daran hält, fliegt raus und bekommt ein Platzverbot.“

Das könnte Sie auch interessieren