Es ging um mehr als den anstehenden Doppelhaushalt des Spital- und Spendfonds für 2021 und 2022. Nicht nur mit Blick auf die anstehende Investition von knapp 22 Millionen Euro in das künftige Pflegezentrum bis 2025 gelte es, die Weichen bei der Ertragskraft konsequent auf Nachhaltigkeit zu stellen, wie Kämmerer Stefan Krause in der jüngsten Gemeinderatssitzung betonte.

Zudem ist „der Spital“, wie es so schön heißt, nicht nur Eigentümer von zahlreichen Gebäuden, sondern hat darüber hinaus viel mittelalterliches Gemäuer an der Backe – unter anderem an der Gradebergstraße und an der Krummebergstraße. Allein um dies instand zu setzen, sind in der Finanzplanung bis 2025 weitere 3,6 Millionen Euro ausgewiesen.

Eine neue Kreditaufnahme wird nötig sein

Trotz derzeit noch ausreichender Liquidität von rund 13 Millionen Euro wird daher in absehbarer Zeit eine neue Kreditaufnahme fällig sein – insgesamt rund 12 Millionen in diesem und im kommenden Jahr.

Die strategische Neuausrichtung soll den Spital- und Spendfonds als Bürgerstiftung langfristig sichern, um seiner Zweckbestimmung, der Hilfe für Arme und Kranke, auch bei kommenden Generationen noch gerecht werden zu können. Eigene Grundstücke und Gebäude sollen daher künftig nicht mehr unter Vermögensverlust verkauft, sondern in Erbpacht vergeben werden, um stabile Erträge zu haben.

Hilfe für alte und kranke Menschen ist seit der Gründung im 13. Jahrhundert Ziel der gemeinnützigen Spitalstiftung.
Hilfe für alte und kranke Menschen ist seit der Gründung im 13. Jahrhundert Ziel der gemeinnützigen Spitalstiftung. | Bild: Hanspeter Walter

Dies gelte für die geplanten Baugebiete in Bambergen („Lehen“) und „Südlich Härlen“. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Stiftungsrat im Vorjahr. Nur so lasse sich das strukturelle Defizit des Haushalts irgendwann beseitigen, erläuterte der Kämmerer.

Zumal der Forst, der vor gut 60 Jahren mit einem Sonderhieb noch das Krankenhaus zu einem Großteil finanzieren konnte, derzeit keine kalkulierbaren Überschüsse liefert.

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„Wie können wir die Stiftung erfolgreich in die Zukunft führen?“, formulierte Oberbürgermeister Jan Zeitler den Leitgedanken. Nur mit einer stabilen Ertragslage könne das Areal St. Ulrich auch nach Bau des Pflegezentrums für die Stiftung dauerhaft erhalten werden.

Erst Ergebnis 2019 wies „schwarze Null“ auf

Mehrfach war in den vergangenen Jahren bei den 2006 als Eigenbetriebe ausgegliederten Altenheimen eine Finanzspritze erforderlich, um die über mehrere Jahre hinweg defizitären Ergebnisse aufzufangen. Schon dies hatte das Polster sukzessive verringert. Erst das letzte Rechnungsergebnis für 2019 wies nach langer Zeit wieder eine „schwarze Null“ auf.

Stellenplan mit exakt einer Position

Um die neue Strategie im eigenen Interesse optimal koordinieren zu können, weist der Haushalt der Stiftung erstmals einen Stellenplan mit exakt einer Position aus. „Die Stiftung selbst hatte bisher neben den indirekten Beschäftigten in den Eigenbetrieben der Altenheime niemanden angestellt“, erläuterte Krause.

Künftig soll es eine integrierte Koordination der Stiftungsinteressen geben, die der Gemeinderat als Stiftungsrat zu vertreten hat. Dass diese konsequenter getrennt werden müssen, betonte Jan Zeitler. „In Ihrer Rolle als Stiftungsräte müssen Sie den Spital als Dritten betrachten“, erklärte er und präzisierte: „Was wir uns als Stadt vielleicht städtebaulich wünschen, würde ein Dritter aus finanziellen Erwägungen vielleicht anders sehen.“

Vor 200 Jahren Führung der Stadt weggenommen

Eine „historische Dimension“ erkannte Stadtrat Ulf Janicke (LBU/Grüne) in der Thematik. Genau 200 Jahre zuvor habe man 1821 der damaligen Stadt die Führung der Stiftung weggenommen, da man den Spital sonst nicht für überlebensfähig gehalten habe. „Wir dürfen hier nicht dem Reiz des schnellen Geldes verfallen“, betonte Günter Hornstein (CDU) mit Blick auf den Substanzerhalt. Eine Finanzspritze der Stadt für die erforderlichen Mauersanierungen regte Hornstein jedoch an, da diese Aufgabe nicht dem eigentlichen Zweck des Spitals diene.

Allein für die Sanierung von verschiedenen Mauern, hier die Gradebergstraße, sind mittelfristig Investitionen von 3,6 Millionen Euro ...
Allein für die Sanierung von verschiedenen Mauern, hier die Gradebergstraße, sind mittelfristig Investitionen von 3,6 Millionen Euro eingeplant. | Bild: Hanspeter Walter

„Mir läuft es kalt den Rücken runter“, sagte Raimund Wilhelmi (FDP) besorgt: „Können wir die Kredite denn jemals tilgen?“ Vor diesem Hintergrund stellte Robert Dreher (FWV/ÜfA) in den Raum, ob sich die Erträge aus der Windkraft nicht steigern ließen. Positiv bewertete Dreher, dass „wir dem Spital künftig ein größeres Augenmerk schenken“.