Ein Ende schien kaum in Sicht. Gastronomen mussten ihre Betriebe während der Corona-Pandemie für mehrere Monate schließen. Nur über Lieferdienste oder zum Abholen durften sie zeitweilig ihre Kunden im Lockdown versorgen. Doch das ist vorbei: Spätestens seit Sommer 2022 können Restaurants wieder unbeschränkt auftischen. Drei Gastronomen schauen auf die vermeintlich dunkle Zeit zurück und erzählen, wie es ihnen heute geht.

Ralf Felder, Felders Restaurant in Friedrichshafen

Ralf Felder in seinem Restaurant Felder in Friedrichshafen, das er seit 2011 betreibt.
Ralf Felder in seinem Restaurant Felder in Friedrichshafen, das er seit 2011 betreibt. | Bild: Corinna Raupach I SK-Archiv

„Der erste Lockdown war wahnsinnig hart. In dieser Zeit war es äußerst schwer, unser Personal bei Stange zu halten. Das Gute ist aber, dass alle bei uns geblieben sind. Der zweite Lockdown ging dann über sieben Monate. Das Positive war, dass ich zur Ruhe gekommen bin. Ich konnte auch mal Dinge zu tun, die ich sonst nicht mache, beispielsweise Motorrad fahren oder Gartenarbeit machen. Es war auch eine schöne Phase. Aber nur, weil ich wusste: Es hat alles seine Zeit.

Nachdem im vergangenen Jahr ein Teil der Maßnahmen gefallen sind, lief das Geschäft wieder richtig gut. Wir haben gutes Publikum, das auch Vorspeisen und Dessert bestellt. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und den Preissteigerungen merken wir aber auch, dass Gäste sparsamer konsumieren. Wir haben die Preise nicht verändert und kompensieren das über reduzierte Öffnungszeiten. Wir haben jetzt richtig Lust auf die Saison, aber die Zahlen von vor der Pandemie erreichen wir wohl nicht mehr. Das liegt vor allem an den gestiegenen Preisen.“

Annette Reck, Reck‘s Hotel-Restaurant in Salem

Die drei Schwestern von Reck‘s Hotel-Restaurant (von links): Alexandra Reck (Küchenchefin), Annette Reck, Christine Klotz.
Die drei Schwestern von Reck‘s Hotel-Restaurant (von links): Alexandra Reck (Küchenchefin), Annette Reck, Christine Klotz. | Bild: Reck's Hotel

„Nach dem Lockdown im März 2020 herrschte bei uns große Ungewissheit, wann wir wieder öffnen können. Im zweiten Lockdown kam dann die finanzielle Unterstützung vom Staat. Zu der Zeit haben wir am Wochenende das Restaurant für Takeaway-Angebote geöffnet. In dieser Phase hatte ich keine Angst, dass wir das überstehen würden. Wir sind aber schon länger auf dem Markt und viele unserer Gäste haben uns die Treue gehalten.

Die Rückkehr der Gäste 2021 war extrem, die Menschen hatten einfach viel nachzuholen. Das war ein großer Boom. Der einzige Nachteil war, dass uns Mitarbeiter verlassen haben. Sie haben nun Jobs, wo sie nicht abends oder am Wochenende arbeiten müssen. Eine Lösung, wie wir das nachbesetzt bekommen, haben wir nicht. Wir haben stattdessen einen Tag zusätzlich frei. Außerdem merken wir den Preisanstieg. Das hat aber noch keine so große Auswirkung auf den Konsum unserer Gäste. Viele unserer Gäste sind noch immer bereit, für Qualität zu zahlen.“

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Manfred Lang, „Residenz am See“ in Meersburg

Manfred Lang, Inhaber vom Romantik-Hotel „Residenz am See“ in Meersburg.
Manfred Lang, Inhaber vom Romantik-Hotel „Residenz am See“ in Meersburg. | Bild: Jäckle, Reiner I SK-Archiv

„Wir Gastronomen waren in den Lockdowns froh, dass der Staat uns geholfen hat. Doch die Jahre 2023 und 2024 werden die Jahre der Rückzahlungen. Ein Teil der Überbrückungshilfen musste zu 100 Prozent versteuert werden und es gibt auch viele andere Nachzahlungen. In der Pandemie ist auch der Personalmangel so richtig aufgekommen. Ein Problem ist auch, dass sich einige Kollegen untereinander die Mitarbeiter abwerben.

Generell müssen wir als Branche auch mehr Stärke gegenüber der Landes- oder Bundesregierung zeigen. Wir haben es in der Pandemie nicht geschafft, eine echte Lobby zu bekommen. Die Landwirte beschweren sich beispielsweise bei jeder Kleinigkeit. Alle Gastronomen in Deutschland müssten bei einem G8-Gipfel einfach mal schließen – dann hätten wir endlich Gehör. Und wenn uns etwas nicht passt, sagen wir: ‚Wir haben die Schnauze voll‘.

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Das Jahr 2022 war sehr gut, da wurden wir richtig überrannt. Ich denke, dass 2023 auch ein gutes Jahr wird. Für die Hochsaisons mache ich mir hier am Bodensee die kommenden Jahre keine Sorgen. Schwierig könnte es künftig sein, die Mitarbeiter im Winter zu halten. Überall werden Leute gesucht. Wir brauchen aber eine gemeinsame Lösung und dürfen nicht gegeneinander ankämpfen.“