So hatte sich die Stadt Überlingen eigentlich die ganze Landesgartenschau vorgestellt: Sonne über dem See und jede Menge gute Laune am Ufer. Wie etwa am frühen Sonntagabend vor der Seebühne, als Jürgen Waidele mit seiner Band kurz nach 17 Uhr zu einer längeren Zugabe ausholte.
Während sich die Sonne langsam dem Horizont näherte, gingen die Musiker in die Vollen und ließen „Smoke on the water“ aufziehen, um ihren Auftritt mit dem beschwingt-brasilianischen „Mas que nada“ voller Leichtigkeit ausklingen zu lassen. Das ausgedünnte Publikum im bestuhlten Auditorium ging begeistert mit oder wagte hier und da ein Tänzchen.
Auch der ökumenische Gottesdienst auf der Seebühne war nach den Regentagen der vergangenen Woche am Morgen des Pfingstmontags vom Wetter noch einigermaßen verwöhnt – trotz kühler Temperaturen.
Die gute Laune schienen sich die Menschen nach den ersten Lockerungen offensichtlich nicht so leicht nehmen zu lassen. „Die Menschen scheinen bei uns während der Pandemie eines gelernt zu haben, was in England zur Kernkompetenz gehört: das geduldige Schlangestehen“, beobachtete nicht nur Besucherin Katja Schmid aus dem bayerischen Landsberg, die mit ihrer Überlinger Freundin Kerstin Fritz die Gartenschau inspizierte. „Ich kannte Überlingen ja schon“, sagte die Besucherin. „Aber das ist schon sehr beeindruckend, was hier passiert ist, in den Gärten in der Stadt und im Uferpark.“

Schlange standen die Gäste nicht nur vor den Eisdielen, sondern insbesondere vor den Schnell- und Selbsttestzentren – an der Zimmerwiese oder beim Pendelparkplatz.
Auch Schiffsbetreiber Thomas Held hatte am Sonntag sein Testschiff geöffnet. „Die Nachfrage war riesig“, sagte Held und wunderte sich, dass „die Tourismusstadt Überlingen“ bei dem absehbaren Ansturm von Gästen ihr großes Zentrum in der Wiestorhalle am Pfingstwochenende nicht geöffnet hatte. Die Besucher trugen es offenbar mit Fassung und reihten sich mit einem Glas Veneziano vom nahen Kiosk in die Warteschlange vor dem Testschiff ein.

Geduldig warteten auch die Blumenliebhaber vor der erstmals geöffneten ehemaligen Kapuzinerkirche, bis sie die Schau floristischer Kunst in Augenschein nehmen konnten. „Der Raum begeistert uns“, erklärten zwei Besucherinnen aus Stuttgart, die wegen der Blütenpracht für einen Tag angereist waren.

Gerne angenommen wurde das Angebot, sich im Sessel mit den Arrangements ablichten zu lassen, auch von Melte Hansen und Gülten Hoshaber. „Das sind echte Kunstwerke“, staunten sie. Die ehrenamtlichen Helfer hatten indessen ein wachsames Auge, um die Zahl der Besucher im Dorado der Floristen unter Kontrolle zu halten.
Nach mehreren Regentagen genoss es Helferin Eva-Maria Becker einmal mehr, die Besuchertickets am Eingang zu den Villengärten in der Pfingstsonne scannen zu können. „Ich wohne ja schon nicht mehr hier“, sagte die ehemalige Nußdorferin. „Doch ich bin gerne wieder an den Bodensee gefahren und habe einige Einsätze hier übernommen.“

Noch zurückhaltend war das Interesse an den anderen Indoor-Angeboten der LGS – dem Treffpunkt Baden-Württemberg im Pflanzenhaus mit seiner aktuellen Ausstellung über nachhaltige Architektur und Mobilität oder dem Pavillon des Landkreises, der mit einer Modelleisenbahn die Werbetrommel für den Ausbau der Bodenseegürtelbahn rührt. Die Menschen zog es eher in die Sonne, solange sie schien.