Manuel Wilkendorf, als Matrose auf der Münsterstraße, mit seinem Töchterchen, die bei den „Alten Wiebern“ im Umzug mitläuft. Der Überlinger SPD-Stadtrat ist beschäftigt bei der Wasserschutzpolizei und scherzt, dass ihm an seiner Dienstkleidung gefällt, „dass man sie auch an der Fastnacht anziehen kann“. Seine ganze Familie ist närrisch, seine beiden Töchter und seine Frau sind bei den Alten Wiebern aktiv.
Christiane Allweier und Jürgen Weber gehen aus romantischer Erinnerung heraus als Mexikaner. Nachdem sie sich kennen gelernt haben, vor jetzt etwa fünf Jahren, sind sie an der ersten gemeinsamen Fastnacht als Mexikaner losgezogen. „Und bei unserer Hochzeit sind meine Freundinnen als Mexikaner Spalier gestanden“, erzählt die Überlingerin Christiane Allweier.
Livia Walter (blaue Perücke) und Anita Bosnjak gehen als Mannfrau, oder wahlweise als Fraumann. Das Kostüm schuf die ehemalige Schauspielerin Birgit Büscher, die heute in Überlingen lebt. Vor Jahren für sich und eine Freundin gemacht, fand Büscher nun, dass es an der Zeit sei, das schöne Stück wieder ans Tageslicht zu holen. In ihrer Tochter Livia Walter und deren Freundin fanden die Kostüme würdige Hästrägerinnen.
Mecky Sturm ist ein Ur-Hänsele. „1963 war ich zum ersten Mal als Hänsele auf dem zugefrorenen Bodensee unterwegs“, erinnert sich der Überlinger, der alle Narrentreffen mitgemacht hat und eigentlich auch keinen Umzug auslässt. Am Sonntag schlüpfte er auf Anraten seiner besseren Hälfte „halt mal in was anderes“.
Karin Abrolat, aufgewachsen in Überlingen, geht als personifizierte Landesgartenschau. Weil sie sich so darauf freut. Überwältigt vom Organisationstalent der Narrenzunft anlässlich des Viererbndtreffens, gehe sie davon aus, dass die LGS genauso gut organisiert werde. Fastnacht? „Da geht einem das Herz auf, das ist Heimat und gelebte Kultur und bietet einfach ganz viel Spaß.“
Sabine Müller scheint gerne zu häkeln. „Wir sind zu dritt“, sagte die Überlingerin, und so zogen sie gemeinsam als gehäkelte Klopapierhüte durch die Stadt. Alles selbstgemacht, „und einfach so, weil‘s lustig ist“. Die Wackeldackel auf ihrer Schulter sind Originale aus den 70-er Jahren.
Reinhard Ebersbach, Überlingens Ex-Oberbürgermeister, trägt mit Stolz die von der Narrenzunft verliehene Narrenkappe. 1969 zwar schon zum Bürgermeister gewählt, musste er sich erst bewähren, weshalb ihm seine Frau Jutta aus Pappe im ersten Amtsjahr eine Kappe bastelte, „mit Herz oben drauf“, wie sie sich erinnert. „Das sah so schäbs aus“, dass sich die Narren für ihren Schultes schämten. „Ab 1970 trug mein Mann dann auch eine Narrenkappe der Zunft, wie sein Vorgänger Schelle.“
Alexander Bruns, Überlingens CDU-Chef, geht als Centurio. „Ich hatte schon immer eine Schwäche für die alten Römer.“ Angeregt von der Entdeckung eine römischen Villa in Aufkirch, „und weil es hier bei uns am Bodensee schon die Römer schön gefunden haben“, warf er sich in Schale, beziehungsweise in Rüstung.
Julian Priebus ging als Blüte, seine Kinder als die Bienen. Ursprünglich „ein Kölner Karnevalist“, fand Priebus seiner Kinder wegen zur Überlinger Fastnacht. Er wohnt mit seiner Familie in Überlingen-Nesselwangen, und eigentlich kehrte er zum Karneval immer wieder gerne zurück in seine Kölner Heimat. Doch mittlerweile protestieren die Kinder, und auch er gesteht, dass die Überlinger Fastnacht toll ist. „Nur die Musikkultur im Karneval ist besser“, findet Priebus.
Petra Drossel (rechts) und Ulrike Göller kommen „vom Kneippkindergarten Nußdorf“ und müssen enttäuscht feststellen, dass ihre Kur fehlgeschlagen ist. Drossel: „Wir sind im Peugeoot 205 hergefahren, wir haben eine Stunde gebraucht, uns ins Auto zu setzen, und anschließend, uns wieder herauszuschälen.“ Die Fastnacht? „Das ist der Wahnsinn“, sagt Kindergartenleiterin Drossel.
Felix Heiser, aufgewachsen in Salem, Abitur in Überlingen, fühlt sich der Fastnacht sehr verbunden und wollte mit seiner Familie eigentlich schon zum Narrentag kommen. Er arbeitet als Internatslehrer auf der Nordseeinsel Spiekeroog. „Die Fähren sind so ungeschickt gefahren, dass wir eine Woche hin und zurück unterwegs gewesen wären.“ Da möchte der Fastnachter doch lieber selbst als Kapitän die Schiffe steuern.
Christian Augustin findet, „die Fastnacht ist die wichtigste Zeit in Überlingen“. Als Kasperletheater verkleidet, zog der Vater eines Waldorfkindergartenkindes durch die Stadt und die Blicke beim Kindergartenumzug auf sich.