Dieses Jahr heißt die Bühnenschau der Narrenzunft Überlingen nicht Narrenkonzert, sondern Narrentheater. Und vieles ist anders als gewohnt. Statt fünf oder sechs einzelnen Bühnenstücken gibt es ein durchgehendes Schauspiel. Von Schauplatz dieser Rahmenhandlung aus geht es in drei Akten zu verschiedenen Nebenschauplätzen, beschreibt Narrenrat Jens Fräntzki. Premiere ist am Freitag, 19. Januar.

Narrentheater im Überblick

Geschrieben haben das Theaterstück die verschiedenen Stückleschreiber gemeinsam, erläutert der für die Narrenkonzerte verantwortliche Narrenrat Fräntzki und macht aus den Inhalten auch dieses Jahr wieder im Vorfeld ein Geheimnis. „Es wird spannend, es wird frech – und es gibt natürlich viel Lokalpolitik“, sagt er. Ja, um die Gerüchte, wer angeblich bei der OB-Wahl im Spätherbst gegen Jan Zeitler antreten wolle, gehe es sicherlich schon auch.

Dieses Jahr heißt das Narrenkonzert ausnahmsweise Narrentheater. Denn statt mehreren einzelnen dialogischen Szenen gibt es eine ...
Dieses Jahr heißt das Narrenkonzert ausnahmsweise Narrentheater. Denn statt mehreren einzelnen dialogischen Szenen gibt es eine durchgehende Handlung in drei Akten, wie der gesamtverantwortliche Narrenrat Jens Fräntzki beschreibt. Hier im Narrenkonzert 2019. | Bild: Narrenzunft Überlingen

Dann lässt sich Fräntzki im Superwahljahr doch zu einer konkreten Aussage hinreißen: „Ich hoffe natürlich, dass Oberbürgermeister Jan Zeitler am Samstag beim Empfang auch wirklich verkündet, dass er wieder kandidiert“, sagt Fräntzki. „Weil, sonst müssten wir den ganze ersten Akt komplett umschreiben.“ Die Stadt hat für den Nachmittag von Samstag, 13. Januar, zum öffentlichen Bürgerempfang in den Kursaal eingeladen. Dort, so war aus dem Rathaus zu hören, wolle der OB sich dazu äußern, ob er sich im Spätherbst um eine zweite Amtszeit bewirbt.

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Grund für Änderungen ist der Termin des Viererbund-Narrentages

Neben der Struktur ändert sich auch der Ort der Aufführungen. Das Narrentheater findet nicht im Kursaal statt, der seit seinem Bau in den 1950er-Jahren Heimat der Narrenkonzerte ist. Der Grund: Die Narrenfreunde in Oberndorf haben ihren Viererbund-Narrentag auf das letzte Januarwochenende terminiert, an dem bei einem Schmotzigen Dunschdig am 8. Februar traditionell die Narrenkonzerte starten würden. Die entsprechenden Abende hatte die Zunft laut Fräntzki auch schon im Kursaal reserviert gehabt.

Originelle Ruderpartie aus einem früheren Narrenkonzert (von links): Christian Schweitzer, Tobias Mezger, Jens Fräntzki, Stefan Mayer, ...
Originelle Ruderpartie aus einem früheren Narrenkonzert (von links): Christian Schweitzer, Tobias Mezger, Jens Fräntzki, Stefan Mayer, Fritz Krefeldt. | Bild: Narrenzunft Überlingen

So zwang der Narrentag zur Vorverlegung der Bühnenschau. Doch infrage kommende Termine waren im Kursaal belegt. „Wir wollten das Narrenkonzert eigentlich schon komplett canceln“, sagt Fräntzki. „Wir haben dann aber gesagt, wegen Corona ist es zweimal ausgefallen, davor einmal wegen des vergangenen Viererbund-Narrentags bei uns in Überlingen – und so wurden wir uns einig, dass wir irgendwie was auf die Bühne stellen müssen.“ Bei der Suche nach Alternativen sei die Zunft beim katholischen Münsterpfarrer Bernd Walter auf offenen Ohren gestoßen.

Pfarrzentrum soll einmalige Ausweichlösung bleiben

Ältere Überlinger kennen den Pfarrsaal als Narrenbühne. Als der denkmalgeschützte Kursaal 1991 bis 1995 renoviert wurde, gab es dort schon einmal Narrenkonzerte. Die Rückkehr an den Interimsspielort sei aber definitiv vorübergehend: „Wir werden nächstes Jahr wieder in den Kursaal gehen“, so Fräntzki. Der Pfarrsaal sei sehr schön, habe aber „leider zu wenig Plätze“. Dort bringe man lediglich 200 Zuschauer unter, etwa ein Drittel weniger als im Kursaal mit seinen 340 Plätzen. Auch die Umkleidesituation sei beengt.

Dass die Akteure mit viel Spielfreude auf die Bühne des Pfarrzentrums gehen, davon ist Narrenkonzert-Leiter Jens Fräntzki überzeugt. Für ...
Dass die Akteure mit viel Spielfreude auf die Bühne des Pfarrzentrums gehen, davon ist Narrenkonzert-Leiter Jens Fräntzki überzeugt. Für die neuen Narreneltern Stefan Mayer (in Tracht mit Radhaube) und Achim Friesenhagen (im Frack mit rotem Wams) ist es ihre zweite Fastnacht. | Bild: Narrenzunft Überlingen

So schön der Pfarrsaal sei, könne er keine Dauerlösung werden, sagt Fräntzki. „Wenn wir nicht alle, die auf die Bühne wollen, rausschicken können, dann ist das schade.“ Und es sei kein Ansatz, sich auf der Bühne auf ein paar Leute zu konzentrieren und der Rest müsse buckeln. Und dann entfalle eine wichtige Funktion des Narrenkonzerts. „Für mich hat das auch den Sinn, dass die Zunft zusammenwächst, Freundschaften festigt, weil man Spaß miteinander hat.“ Was gerade besonders wichtig sei angesichts der vielen jungen Zunftmitglieder.

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Narrenzunft bewirtet ihre Gäste auch

Lediglich acht Darsteller gehen auf die Bühne. Vier Haupt- und vier Nebenrollen. „Dadurch entzerrt sich das in Umkleide und Schminke, aber für die, die es erwischt, ist es natürlich sehr anstrengend.“ Deshalb hätten die Akteure erstmals schon im Dezember mit den Proben begonnen. Dennoch ist die ganze Narrenzunft eingespannt, unterstützt von der Hänselezunft. Denn dieses Mal werde alles selbst gemacht, wie Fräntzki beschreibt. Die Zunft wirte auch. Eine Chance, die sie nutzen will. „Dadurch, dass wir auch bedienen, versuchen wir zu verhindern, dass es diese Riesenunruhe gibt, wenn Kellner noch in die einzelnen Bühnenstücke hinein Essen und Getränke bringen.“

Auch die Musik macht die Narrenzunft ausnahmsweise selbst, anstatt die Stadtkapelle zu engagieren. Unter der Leitung von Stefan Seige ...
Auch die Musik macht die Narrenzunft ausnahmsweise selbst, anstatt die Stadtkapelle zu engagieren. Unter der Leitung von Stefan Seige (Bild) spielt die bekannte Narrenzunft-Band, zu der weitere Zunftmitglieder mit ihren Instrumenten dazu kommen. | Bild: Narrenzunft Überlingen

Los geht es an den fünf Abenden dann wie gewohnt mit dem Einzug der Narreneltern. Danach und zwischen den Akten gibt es Pausen mit Musik. Nicht von der Stadtkapelle, auch das macht die Zunft selbst. Wie aus früheren Jahren gewohnt, gehen die Akteure im Anschluss an die Vorstellung in ein Lokal, das bekannt gegeben wird. Die aus früheren Jahren bekannte Samstagsparty im Kursaalfoyer findet ebenfalls statt. Am Samstag, 20. Januar, erhält jeder Besucher einen Bändel, der zum Eintritt in die Vinogreth berechtigt. „Dirk Limberger von der Vino unterstützt uns genial“ sagt Fräntzki, er kocht auch, was im Pfarrsaal serviert wird.