Der Hänselejuck am Fastnachtssamstag lockt tausende Besucher an. Anschließend wird in den Gastronomiebetrieben der Stadt gefeiert. Der Kursaal war in früheren Jahren stets eine sichere Adresse. In diesem Jahr fällt die Fastnacht im Kursaal allerdings flach.
Der Kursaal gehört der Stadt Überlingen, sie verpachtet ihn an den Betreiber des Badhotels. Dessen Geschäftsleiter, Stephan Kern, sagte auf Anfrage, dass er es personell nicht leisten könne, im Kursaal an Fastnachtssamstag eine Bewirtung anzubieten. Kern begründet es damit, dass seine Beschäftigten in den vergangenen zehn Tagen, an denen die Großveranstaltungen Narrenkonzert und Frauenkaffee stattgefunden haben, an ihre Belastungsgrenze gingen, „und an die Grenze dessen, was das Arbeitsschutzgesetz erlaubt“. Nun müsse er seinem Team einen Ausgleich ermöglichen.
Fachkräftemangel in der Gastronomie
Kern verweist auf den allgemeinen Fachkräftemangel und die Nachwehen aus der Corona-Krise, die das Hotel- und Gaststättengewerbe gebeutelt hätten. Er räumt ein, dass der Bedienservice bei den beiden Großveranstaltungen besser hätte laufen können. „Ich hätte gerne mehr Personal beschäftigt“, sagt er. Das habe er aber nicht gefunden, zudem müsse er nebenher das Hotel und die Gaststätte im Badhotel betreiben.
Badhotel-Team bis Januar in Kurzarbeit
Der Geschäftsleiter des Badhotels sagt, er habe längere Zeit nicht gewusst, ob er den Service beim Narrenkonzert und beim Frauenkaffee überhaupt bieten könne. Er verweist darauf, dass bis Januar sein Haus in Kurzarbeit stand. Er habe den Veranstaltern, Narrenzunft und Frauenbund, deshalb zunächst vorgeschlagen, die Bewirtung selbst zu übernehmen, so wie dies auch bei der Feier der Narrenvereinigung Alte Wieber gewesen sei.
Frauenkaffee und Narrenkonzert suchten selbst
Beate Braun, Chefin im Frauenkaffee, bestätigte, dass Kern im November mitgeteilt habe, die Bewirtung für Frauenkaffee und Narrenkonzert nicht übernehmen zu können. Sie und Jens Fräntzki, Chef im Narrenkonzert, hätten sich gemeinsam auf die Suche nach einem externen Caterer gemacht. Denn mit ehrenamtlichen Kräften sei die über insgesamt zehn Tage dauernde Veranstaltungsreihe nicht leistbar. Sie hätten aber bald feststellen müssen, dass so kurzfristig wohl kaum ein Caterer für eine Großveranstaltung mehr zu finden ist.
Suche abgebrochen, als Badhotel doch eigene Bewirtung bot
Um den Jahreswechsel herum hat Kursaalpächter Kern dann plötzlich mitgeteilt, dass sein Team die Bewirtung für Narrenkonzert und Frauenkaffee übernehmen kann. Als Braun ihm sagte, dass noch eine Anfrage bei einem Caterer laufe, habe er ihr geantwortet, dass sie die Suche abbrechen könnten, und dass sowieso nie die Rede von einem externen Caterer gewesen sei, nur von ehrenamtlichen Kräften.
Mit ehrenamtlichen Kräften könnten die über insgesamt zehn Tage dauernden Veranstaltungsreihen nicht bewirtet werden, sagte Jens Fräntzki. Zum Einsatz des Badhotel-Teams sagte er: „Unter Berücksichtigung der dünnen Personaldecke war der Service gut.“
Für Narrenzunft geschlossener Kursaal „nicht nachvollziehbar“
Mit Blick auf den an Fastnachtssamstag nicht geschlossenen Kursaal kommentierte Tobias Mezger, Pressesprecher der Narrenzunft, gegenüber dem SÜDKURIER: „Für alle Beteiligten der Fastnacht ist dies schwer nachvollziehbar. Wir haben einen Kursaal und können ihn nicht nutzen, wir haben die Kapuzinerkirche und können sie ebenfalls nicht nutzen.“ Er schreibt in einer E-Mail: „Das ist sehr schade und stellte uns natürlich vor Herausforderungen.“ Der Festausschuss der Narrenzunft habe „ganze Arbeit geleistet“ und neue Besenwirtschaften aus dem Boden gestampft. Zudem habe man ein Zelt im Badgarten aufgestellt, das für Jugendveranstaltungen genutzt wird. Mit Blick auf Fastnachtssamstag insgesamt bilanziert er: „Wir haben ein tolles Angebot geschaffen, so hoffen wir.“
Programm für Jugendliche im Partyzelt beim Kapuziner
Geschlossen ist am Fastnachtssamstag auch das Feuerwehrhaus, in dem in früheren Jahren nach dem Hänselejuck eine Jugendparty stattfand. Dafür gibt es aber Ersatz: das Partyzelt beim Kapuziner. Es wird vom Jugendreferat und der Narrenzunft gemeinsam betrieben. Das Zelt wurde als Alternative zur Kapuziner Kirche, die wegen baulicher Mängel nicht genutzt werden kann, aufgestellt.
Zweite Party im Feuerwehrhaus nicht auch noch leistbar
Die Stadtverwaltung teilte mit, dass mit dem Zelt die Möglichkeit für Jugendpartys an zwei Tagen bestehe, Schmotziger Donnerstag und Fastnachtssamstag. Samstag wäre zwar theoretisch Platz im Feuerwehrhaus gewesen, aus personellen und organisatorischen Gründen könne man aber nicht zwei Partys gleichzeitig anbieten. Die Stadt geht von 400 bis 500 Jugendlichen aus, die in dem Zelt Platz finden. „Wir weisen auf die die Altersbeschränkung von 14 bis 18 Jahren hin, die anhand eines Ausweises mit Lichtbild nachzuweisen ist.“